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DER KUNSTMARKT

Im Auktionslokal von Max Perl, Berlin, Leipziger-
straße 89, findet vom 7. bis 9. Oktober wieder eine
Versteigerung wertvoller Bücher statt. Diesmal han-
delt es sich vornehmlich um kostbare Erstdrucke der klas-
sischen und der Sturm- und Drangperiode, der romantischen
Schule und des jungen Deutschlands, die zum Teil aus der
Doublettensammlung der Gräflich York von Wartenbur-
gischen Schloßbibliothek zu Kleinoels stammen. Der mit
großer Sorgfalt redigierte und mit mancherlei bibliogra-
phischen Glossen versehene Katalog verzeichnet unter
anderen eine vollständige Sammlung von L. A. von Arnims
sämtlichen Werken mit dem zu einer großen Rarität ge-
wordenen 22. Bande, ferner zwei Exemplare von Arnims
»Tröst-Einsamkeit« und »Wunderhorn«, und von Brentano
den kuriosen »Uhrmacher Bogs« und den ungemein
seltenen »Philister« mit einer Widmung des Verfassers.
Reich vertreten ist O. A. Bürger und de la Motte Fou-
que; von Goethe die Schriften in ersten Goeschenschen
Drucken, die neuen Schriften, die Ausgabe letzter Hand,
der »Maskenzug« von 1818 mit einer handschriftlichen
Dedikation an den Kanzler von Müller, der »Faust« von
1790, 1808 und 1833, Erstausgaben von »Clavigo«, »Eg-
mont«, »Hermann und Dorothea«, »Werther«, »Wahlver-
wandtschaften«, »Tasso« neben ungemein viel anderen
Faustdramen und Wertheriaden von Seltenheit und eine
Fülle sonstiger Goetheana. Von den Brüdern Grimm liegen
die »Deutschen Sagen« und die »Irischen Elfenmärchen«
in ersten Drucken vor; von der Günderode die »Gesammel-
ten Dichtungen« und die Dramen in Creuzers »Studien«;
von Heine unter anderen die Veröffentlichungen in Marx-
Ruges »Deutsch-französischen Jahrbüchern«. Von Wilhelm
Heinse fehlt kaum ein Originaldruck, auch die »Sinnge-
dichte« und die »Erzählungen für junge Damen« sind dar-
unter. Neben E. T. A. Hoffmann steht Hölderlin mit sei-
ner Sophoklesübersetzung, neben Kant (»Chritik der reinen
Vernunft« von 1781) Kleist mit seinen »Erzählungen« und
dem »Amphitryon« von 1807. Von Lessing finden wir unter
anderen den Jahrgang 1753 (1.—156. Stück) der »Vossischen
Zeitung« mit insgesamt 82 Lessingschen Beiträgen, dann
»Emilia Galotti«, die »Gedichte von Andreas Scultetus«,
die »Lustspiele«, »Miß Sara Sampson« und den »Nathan«
in Originalausgaben. Von Maler Müller fehlt nur wenig;
»Adams erstes Erwachen«, »Adonis«, die Faustdramen,
»Niobe«, »Reliquien«, »Der Satyr Mopsus«, die »Schaf-
Schur«, das »Schreiben aus Livland« liegen in schönen
Exemplaren vor. In der Schillerabteilung nimmt die erste
Räuberausgabe von 1781 den ersten Platz ein; dazu kommen
die »Anthologie« in beiden Titelauflagen (Tobolsko und
Stuttgart), »Don Carlos«, »Horen«, »Jungfrau«, »Kabale
und Liebe«, die Musenalmanache und ihre Gegenschriften,
das »Schwäbische Magazin« von 1777 und 1780, »Fiesko«,
»Teil«. Ein großer Reichtum von Werken mit Illustrationen
von Chodowiecki, Menzel, Richter, Hosemann, Duncker
und Freudenberg und anderen, von alten Drucken und er-
lesenen Stücken aus der sogenannten Kuriositätenliteratur
vervollständigen die Auktionssammlung, deren Versteige-
rung man in den Kreisen der Sammler und Literarhistoriker
mit Spannung entgegensieht.
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Die Firma Adolf Hess Nachfolger in Frankfurt
a. M., Mainzer Landstr. 49, wird am 7. Oktober und den
folgenden Tagen eine Sammlung griechischer Münzen
aus dem Besitz des Herrn Dr. Imhoof-Blumer versteigern.
Es sind zum größten Teil Doubletten aus dem Königl.
Münzkabinett zu Berlin. Die ganze Sammlung umfaßt
1750 Nummern, von denen ein Teil auf fünf Lichtdruck-
tafeln vorzüglich wiedergegeben ist. Der Versteigerer über-

nimmt die Garantie der Echtheit. Eine authentische Liste
der erzielten Preise ist für 2 Mark nach beendigter Auktion
von dem Versteigerer erhältlich.
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Münchener Kunstauktion. Der Nachlaß des kürz-
lich verstorbenen Hoftheatermalers Christian Jank in
München, bestehend aus Antiquitäten, Kunst- und Ein-
richtungsgegenständen, Ölgemälden alter und neuer Meister,
sowie eigenen Arbeiten, Gemälden, Aquarellen und Hand-
zeichnungen, wird am Montag, dem 7. Oktober vormittags
10 bis nachmittags 3 Uhr von Hugo Helbing in der Galerie
Wagmüllerstr. 15 versteigert werden. Der Katalog umfaßt
443 Nummern und weist keramische Arbeiten, Waffen,
verschiedeneMetaligegenstände, Holzarbeiten,Glasscheiben,
Möbel und andere kunstgewerbliche Objekte kleinerer Art
auf. Die größere Hälfte des Katalogs ist der Gemälde-
und Handzeichnungensammlung gewidmet. 26 der zu ver-
steigernden Objekte sind auf 10 Tafeln in autotypischen
Abbildungen beigegeben, darunter vier Architekturstücke
des verstorbenen Besitzers, der seine Laufbahn als Archi-
tekturmaler begonnen hat.
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Am Donnerstag, dem 17. Oktober versteigert Carl
Maurer, München, Schwanthalerstraße 45, eine Samm-
lung von Ölgemälden alter und neuer Meister
aus dem Nachlaß des Rentiers Wilhelm Löwenfeld
in München. Der Katalog umfaßt 1001 Nummer und
ist mit drei Gravüren und einer größeren Anzahl von
Tafeln mit autotypischen Darstellungen versehen. Wenn
auch die Tizian, Correggio und Rubens, die der Katalog
anführt, nicht unbezweifelt bleiben werden, so enthält die
Sammlung doch eine ganze Reihe guter niederländischer
Bilder und ziemlich viel moderne Münchener Malerei, welche
die Beachtung des Kunstfreundes verdienen.
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Eine Sammlung griechischer und italischer Vasen
sowie Antiquitäten römischer Kunst, Arbeiten in Bronze,
Kupfer, Zinn, Eisen, Porzellan, Fayence, Steingut, Glas,
Waffen, Gold- und Silberarbeiten, Gegenstände von Holz,
Marmor und Elfenbein aus dem Nachlaß des Freiherrn
Ferdinand von Leesen wird am 18. und 19. Oktober von
morgens 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr von Math. Lem-
pertz’ Buchhandlung in Köln, Domhof 8 durch den In-
haber Peter Hanstein versteigert. Der Katalog umfaßt
536 Nummern und ist mit sechs Lichtdrucktafeln ausge-
stattet, welche einen guten Teil der wertvollsten Stücke in
kleinem Format wiedergeben. Die Sammlung dürfte das
Interesse aller Altertumsfreunde und insbesondere der
Kenner antiker Keramik erregen.
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Am 26. Oktober dieses Jahres kommt in Stuttgart
unter Leitung der Kunsthandlung H. G. Gutekunst die
bekannte und wertvolle Sammlung von Ölgemälden moder-
ner Meister der verstorbenen Frau Rosalie Bacher Rechts-
anwaltswitwe in Stuttgart zur Versteigerung. Die Samm-
lung enthält hervorragende Arbeiten von Calame, Choulant,
Defregger, Anselm Feuerbach, Oysis, Harburger, Haubtmann,
Haug, Lenbach, Gabriel Max, Pataky, Romako, Toby Rosen-
thal, Stahlschmidt, Zügel usw., außerdem eine Anzahl vor-
züglicher Aquarelle und Kupferstiche.
Der Katalog zählt 21 Abbildungen.
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