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Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 10.1913

DOI issue:
Nr. 12 (20. Dezember 1912)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51755#0123

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DER KUNSTMARKT
X. Jahrgang 1912/1913 Nr. 12. 20. Dezember 1912

Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.

BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

1913.Jan.
Aachen. Ant. Creutzer, vorm. M. Lempertz.
Gemälde alter u. neuer Meister, Antiquitäten,
Möbel a. d. Besitz des Aachener Stiflsherrn
Prälat Brockhoff f.
1913
Berlin.*/?. Lepke. Altpersisches Kunstgewerbe
aus Berl. Privatbesitz u. dem des Kaiserl.
Gesandten Dr. v. Schmidthals.
9.—10
Frühjahr
Berlin.*/?. Lepke. Smlg. Oppler-Hannover:
Kunstgewerbe des 14.—18. Jahrh.
12.
Amsterdam. /. Schulmann. Münzenverstg. d.
Smlgn. Bleazby, Th. Straus, Ithiel J. Michael.
Berlin.*/?. Lepke. Smlg. Albert Dasch-Teplitz:
Porzellan d. 18. Jahrh.; Kunstgew. 16.—18. Jh.
16.
Aachen. Ant. Creutzer, vorm. M. Lempertz.
Bibliothek des Aachener Stiftsherrn Prälaten
Brockhoff f. Rhein, u. westf. Geschichte, Manu-
skripte m. Miniaturen, alte Drucke, Hand-
schriften usw.
Berlin.* /?. Lepke. Smlg. Boetzlen-München-
Gladbach, Stein- u. Holzplastik 16.—18. Jh.,
Keramik d. 18. Jahrh.
Mitte
Berlin. Karl Ernst Henrici. Autographen, bes.
von Musikern.
Berlin. */?. Lepke. Münzsmlg. F. v. Parpart u.
engl.Privatsmlg.v. Renais.-Plakett. u.Medaill.
27.—30.
Berlin. Max Perl. Porträts u. Ornamentstiche
(Doubletten d.German.Museums); Kupferst,
alter Meister aus Berliner Privatbesitz.
München. Galerie Helbing. Smlg. L. S. Günz-
burger-Genf: Hervorr. Gemälde moderner
Meister, vorw. Werke Ferdinand Hodlers.
Anfang
März
Berlin. Martin Breslauer. Deutsche Dramen
früher Zeit.
München. Galerie Helbing. Alte Drucke, Holz-
schnitte, Kupferwerke, Kunstliteratur, Bücher
a. d. Bes. Prof. Otto Seitz f, A. Holmberg f
u. Kommerzienrat Otto Bally f.
Anfang
März
Frankfurt a. M. Ad. E. Cahn. Smlg. Oertel:
Antike Münzen usw.
München. Galerie Helbing. Antiquitäten-Smlg.
aus Stuttgarter Privatbesitz.
Anfang
März
Frankfurt a. M. Ad. Heß Nachf. Smlg. J. J.
Tolstoi: Russ. Münzen usw.
München. Galerie Helbing. Smlg. Osw. Ranft-
Frankfurt a. M.: Antiquitäten (Porzellane,
Arbeiten in Glas), Kunst- u. Einrichtungs-
gegenstände, Ölgemälde alter Meister usw.
Anfang
März
München Otto Helbing Nachf. Griech. und
röm. Münzen; Freimaurer-Medaillen usw.

Ueber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.

AUKTION
Die Versteigerung der Sammlung Rouart wird wohl
das wichtigste Ereignis der diesjährigen Saison des franzö-
sischen Kunstmarktes bleiben. Was moderne und speziell
französische Kunst angeht, so es interessant, die Preise,
die seinerzeit den Künstlern für ihre Bilder gezahlt wurden,
mit den bei der jetzigen Versteigerung erzielten Summen
zu vergleichen. Dabei ist freilich zu berücksichtigen, daß
bei solchen unter allgemeiner Aufmerksamkeit vor sich
gehenden Versteigerungen gewöhnlich höhere Preise ge-
zahlt werden, als in der Stille des Ateliers oder auch des
Bilderladens. Es handelt sich hier immer einigermaßen
darum, einen Rekord zu schaffen, der nachher dem ganzen
Kunsthandel zugute kommt; selbst wenn bei einer Verstei-
gerung ein Händler vielleicht mehr für ein Bild bezahlt
hat, als er nachher von einem Käufer bekommen kann.
Durch den gezahlten hohen Preis steigt eben der Wert
aller seiner Ware, und was er bei dem einen Bilde viel-
leicht zu viel gezahlt hat, verdient er reichlich bei vierzig
oder hundert anderen Bildern, die er nach dem öffentlich
konstatierten Rekord höher verkaufen kann, als ohne diesen
Rekord möglich gewesen wäre. Die besten Preise bei der
Versteigerung Rouart wurden für Bilder von Corot, Degas,
und Manet bezahlt, von denen der zweite noch unter uns
weilt und sich wundern mag, daß die Bilder, die er vor
dreißig Jahren verkauft hat, jetzt vielmal teurer bezahlt
werden als damals. Eine Ansicht aus dem Berner Ober-

ROUART.
land von Corot, die bei der Versteigerung 23000 Franken
erzielte, war im Jahre 1874 für 300 Franken versteigert
worden; ein Damenbildnis Corots hatte in der nämlichen
Versteigerung 275 Franken gebracht, jetzt 10500; Neapel
mit dem Castell dell’ Uovo ist von 1400 auf 29500 Franken
gestiegen, die Villa d’Este von 4000 auf 111000 Franken.
Ein Daumier, der Maler in seinem Atelier, war von Rouart
mit 1550 Franken bezahlt worden und erzielte jetzt 21500
Franken; Millets Versuchung des heiligen Hilarion war
in der Versteigerung Sensiers, des Freundes Millets und
Rousseaus, im Jahre 1877 für 405 Franken verkauft worden
und erzielte jetzt 6250 Franken. Auch die für 150000 Fran-
ken losgeschlagene Tanzstunde von Degas war vor dreißig
Jahren für den fünfzigsten Teil ihres jetzigen Wertes ver-
kauft worden, und die von dem französischen Staate für
65000 Franken angekaufte »Hoffnung« von Puvis de Cha-
vannes, übrigens durchaus kein sehr bezeichnendes oder
besonders wertvolles Werk des Meisters, ist zum mindesten
fünfundsechzigmal teurer bezahlt worden als dereinst, als
der Künstler das Bild verkaufte.
Der höchste Preis bei der Versteigerung Rouart wurde
für einen Degas gezahlt, »Tänzerinnen bei der Übung«.
Mit diesem Preise von 435000 Franken ist überhaupt der
Rekord eines jemals bei einer Versteigerung für das Bild
eines lebenden Malers gezahlten Preises aufgestellt worden,
und es wird wohl eine Weile dauern, ehe wir einen ähn-
 
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