DER KUNSTMARKT
X. Jahrgang 1912/1913 Nr. 36. 6. Juni 1913
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugspiätze teurer.
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Juni
2.—12.
London. Sotheby. Dritter Teil d.Huth-Bibliothek.
4.-7.
Leipzig. C. G. Boerner. Chodowiecki-Samm-
lung Alph. Dürr f: früheste Abdr., 200 Orig.-
Zeichnungen.
4.-7.
Leipzig. C. G. Boerner. Napoleon-Sammlung:
Porträts, Schlachtendarstellungen, Karikaturen.
4.-7.
Leipzig. C. G. Boerner. Autographen-Smlg.,
u. a. Beethoven, Bismarck, Goethe, Rem-
brandt usw., das kostbare Stammbuch des
Schauspielers Schroeder.
9.
Paris. Galerie Petit (durch Muller & Cie.-Amster-
dam und Jules FeralM&xxs). Die berühmte
Galerie Steengracht: Alte Meister und mo-
derne Bilder.
9.
Wien. Gilhofer & Ranschburg. Wiener An-
sichten, Original-Aquarelle von Carl Schütz.
10.
München. ^Galerie Helbing. Antiquitäten aus
verschiedenem Besitz, dabei der Nachlaß
Konservator H. Bever-München.
10.
Köln. *J. M. Heberle. Ältere und neue Meister.
14.
Berlin. Karl Ernst Henrici. Kunstauktion XVI:
Farbstiche u. Schabkunstblätter der engl. u.
französ. Schule des 18. Jahrh.
14.
Paris. Galerie Georges Petit. Sammlg. Eugene
Fischhof: Bedeut. Kollektion alter Meister.
Juni
Amsterdam. Fred. Muller & Cie. Bedeutende
Meister aus den Sammlungen Myrtil-Schlei-
singer, Guillaume Bernard, Sammlung S. H.
17.
17.
München. ^Galerie Helbing. Mod. Gemälde-
sammlung Salomon Oppenheimer, München.
17.—18.
Paris. *GalerieManzi. Smlg. Marczell v.Nemes-
Budapest: Kunstwerke erst. Meist, all. Zeiten.
17.—19.
Berlin. Martin Breslauer. Sämig. Clement-
Magdeburg. Gothaische Hofkalender; —
Sämig. Karl Biltz u. a.: Dokumente frühen
deutschen Lebens.
24.
München. Gal. Helbing. Japanische Farbholz-
schnitte aus dem Besitze Exz. Gregor Manos-
Paris und aus bekanntem südd. Privatbesitz.
24.
Frankfurt a. M. R. Bangel. Gemälde usw.
Juni
Aachen. Ant. Creutzer. Sämig. Stocky-Düssel-
dorf: Napoleon und seine Zeit im Bilde.
Juli
Aachen. Ant. Creutzer. Bibliotheken des f Dom-
baumeisters Vincenz Staatz, f Oberpfarrers
Ferdinand-Aachen, sowie histor. Abteilung-
einer Regimentsbibliothek.
Anfang
Frühjahr
Aachen. Ant. Creutzer, vorm. M. Lempertz.
Smlg. Rongen-Aachen: Antiquitäten aller Art.
Aachen. Ant. Creutzer, vorm. M. Lempertz.
Bibliothek aus Aachener Privatbesitz.
lieber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
AUKTION HESELT1NE: REMBRANDTZEICHNUNGEN. AMSTERDAM, 27. MAI 1913.
Wenn jemals, dann hat sich hier in kräftigster Weise
manifestiert, wie sehr die Wertung von Rembrandts Kunst
sich in letzter Zeit gesteigert hat. Solche Preise wurden noch
nie für seine Arbeiten gezahlt. Worum handelte es sich? Zum
Teil um flüchtige Skizzen, Gedanken, mit wenigen Strichen der
Feder dahingeworfen, kleine Papierblätter, keine Bilder, und
sie wurden mit Preisen bezahlt, wofür man früher und noch
vor nicht zu langer Zeit seine schönsten Gemälde haben
konnte. Aber gerade das Frische, Spontane dieser Zeich-
nungen reizt unseren immer raffinierteren Geschmack;
und es ist unleugbar, daß manche von Rembrandts Zeich-
nungen zu den höchsten Äußerungen seines Genius zu
rechnen sind.
In den schönen Verkaufsräumen der Firma Fred.
Muller & Co. hatten sich viele Rembrandtverehrer ver-
sammelt. Die Preise der 32 Zeichnungen aus der Samm-
lung Heseltine sind folgende:
Nr. 1, das bekannte Blatt, worauf Rembrandt sich selbst
in den fünfziger Jahren dargestellt hat, in ganzer Figur,
stehend, mit der alten Inschrift: gezeichnet von Rembrandt
van Rhyn nach sich selbst, so wie er in seinem Atelier an-
gezogen war. 22500 Gulden. Käufer: ein Amsterdamer
Sammler. Hurra!
Nr. 2. Heilige Familie. Eine schöne Zeichnung, was
die Frau mit dem Kinde betrifft. Es bleibt zweifelhaft, ob
der Joseph links nicht von anderer Hand später hinzugefügt
wurde. 10500 Gulden.
Nr. 3. Die Darbringung im Tempel, eine reichhaltige
Studie; der Tempel mit seinem Figurengewimmel erinnert
an die (echte) Ehebrecherin der National Gallery. Um 1644.
10200 Gulden.
Nr. 4. Drei Studien eines Greises auf einem Blatt,
wobei Rembrandt in jedem Kopfe den Ausdruck des Er-
staunensvortrefflich wiedergab. Um 1635—1637. 4200Gulden.
Nr. 5. Rötelstudie, 1630 datiert, eines Greises, den
Rembrandt um diese Zeit häufig als Modell benutzte.
7300 Gulden.
Nr. 6. Sitzende Frau. Schwarze Kreide, ebenfalls sehr
früh. 2200 Gulden.
Nr. 7. Schwarze Kreidezeichnung eines alten Mannes
mit gekreuzten Beinen und gefalteten Händen. Meisterhaft
in der Pose und trefflich die da hinein gelegte Ruhe. Auch
kurz nach 1630. 7100 Gulden.
Nr. 8. Blatt mit vier Figuren, angeblich in einer Syna-
goge. Wie echt ist die Haltung des sich auf Krücken
Stützenden, und mit wie wenigen Mitteln wußte Rembrandt
X. Jahrgang 1912/1913 Nr. 36. 6. Juni 1913
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugspiätze teurer.
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Juni
2.—12.
London. Sotheby. Dritter Teil d.Huth-Bibliothek.
4.-7.
Leipzig. C. G. Boerner. Chodowiecki-Samm-
lung Alph. Dürr f: früheste Abdr., 200 Orig.-
Zeichnungen.
4.-7.
Leipzig. C. G. Boerner. Napoleon-Sammlung:
Porträts, Schlachtendarstellungen, Karikaturen.
4.-7.
Leipzig. C. G. Boerner. Autographen-Smlg.,
u. a. Beethoven, Bismarck, Goethe, Rem-
brandt usw., das kostbare Stammbuch des
Schauspielers Schroeder.
9.
Paris. Galerie Petit (durch Muller & Cie.-Amster-
dam und Jules FeralM&xxs). Die berühmte
Galerie Steengracht: Alte Meister und mo-
derne Bilder.
9.
Wien. Gilhofer & Ranschburg. Wiener An-
sichten, Original-Aquarelle von Carl Schütz.
10.
München. ^Galerie Helbing. Antiquitäten aus
verschiedenem Besitz, dabei der Nachlaß
Konservator H. Bever-München.
10.
Köln. *J. M. Heberle. Ältere und neue Meister.
14.
Berlin. Karl Ernst Henrici. Kunstauktion XVI:
Farbstiche u. Schabkunstblätter der engl. u.
französ. Schule des 18. Jahrh.
14.
Paris. Galerie Georges Petit. Sammlg. Eugene
Fischhof: Bedeut. Kollektion alter Meister.
Juni
Amsterdam. Fred. Muller & Cie. Bedeutende
Meister aus den Sammlungen Myrtil-Schlei-
singer, Guillaume Bernard, Sammlung S. H.
17.
17.
München. ^Galerie Helbing. Mod. Gemälde-
sammlung Salomon Oppenheimer, München.
17.—18.
Paris. *GalerieManzi. Smlg. Marczell v.Nemes-
Budapest: Kunstwerke erst. Meist, all. Zeiten.
17.—19.
Berlin. Martin Breslauer. Sämig. Clement-
Magdeburg. Gothaische Hofkalender; —
Sämig. Karl Biltz u. a.: Dokumente frühen
deutschen Lebens.
24.
München. Gal. Helbing. Japanische Farbholz-
schnitte aus dem Besitze Exz. Gregor Manos-
Paris und aus bekanntem südd. Privatbesitz.
24.
Frankfurt a. M. R. Bangel. Gemälde usw.
Juni
Aachen. Ant. Creutzer. Sämig. Stocky-Düssel-
dorf: Napoleon und seine Zeit im Bilde.
Juli
Aachen. Ant. Creutzer. Bibliotheken des f Dom-
baumeisters Vincenz Staatz, f Oberpfarrers
Ferdinand-Aachen, sowie histor. Abteilung-
einer Regimentsbibliothek.
Anfang
Frühjahr
Aachen. Ant. Creutzer, vorm. M. Lempertz.
Smlg. Rongen-Aachen: Antiquitäten aller Art.
Aachen. Ant. Creutzer, vorm. M. Lempertz.
Bibliothek aus Aachener Privatbesitz.
lieber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
AUKTION HESELT1NE: REMBRANDTZEICHNUNGEN. AMSTERDAM, 27. MAI 1913.
Wenn jemals, dann hat sich hier in kräftigster Weise
manifestiert, wie sehr die Wertung von Rembrandts Kunst
sich in letzter Zeit gesteigert hat. Solche Preise wurden noch
nie für seine Arbeiten gezahlt. Worum handelte es sich? Zum
Teil um flüchtige Skizzen, Gedanken, mit wenigen Strichen der
Feder dahingeworfen, kleine Papierblätter, keine Bilder, und
sie wurden mit Preisen bezahlt, wofür man früher und noch
vor nicht zu langer Zeit seine schönsten Gemälde haben
konnte. Aber gerade das Frische, Spontane dieser Zeich-
nungen reizt unseren immer raffinierteren Geschmack;
und es ist unleugbar, daß manche von Rembrandts Zeich-
nungen zu den höchsten Äußerungen seines Genius zu
rechnen sind.
In den schönen Verkaufsräumen der Firma Fred.
Muller & Co. hatten sich viele Rembrandtverehrer ver-
sammelt. Die Preise der 32 Zeichnungen aus der Samm-
lung Heseltine sind folgende:
Nr. 1, das bekannte Blatt, worauf Rembrandt sich selbst
in den fünfziger Jahren dargestellt hat, in ganzer Figur,
stehend, mit der alten Inschrift: gezeichnet von Rembrandt
van Rhyn nach sich selbst, so wie er in seinem Atelier an-
gezogen war. 22500 Gulden. Käufer: ein Amsterdamer
Sammler. Hurra!
Nr. 2. Heilige Familie. Eine schöne Zeichnung, was
die Frau mit dem Kinde betrifft. Es bleibt zweifelhaft, ob
der Joseph links nicht von anderer Hand später hinzugefügt
wurde. 10500 Gulden.
Nr. 3. Die Darbringung im Tempel, eine reichhaltige
Studie; der Tempel mit seinem Figurengewimmel erinnert
an die (echte) Ehebrecherin der National Gallery. Um 1644.
10200 Gulden.
Nr. 4. Drei Studien eines Greises auf einem Blatt,
wobei Rembrandt in jedem Kopfe den Ausdruck des Er-
staunensvortrefflich wiedergab. Um 1635—1637. 4200Gulden.
Nr. 5. Rötelstudie, 1630 datiert, eines Greises, den
Rembrandt um diese Zeit häufig als Modell benutzte.
7300 Gulden.
Nr. 6. Sitzende Frau. Schwarze Kreide, ebenfalls sehr
früh. 2200 Gulden.
Nr. 7. Schwarze Kreidezeichnung eines alten Mannes
mit gekreuzten Beinen und gefalteten Händen. Meisterhaft
in der Pose und trefflich die da hinein gelegte Ruhe. Auch
kurz nach 1630. 7100 Gulden.
Nr. 8. Blatt mit vier Figuren, angeblich in einer Syna-
goge. Wie echt ist die Haltung des sich auf Krücken
Stützenden, und mit wie wenigen Mitteln wußte Rembrandt