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Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner u. Sammler — 10.1913

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Nr. 34 (23. Mai 1913)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51755#0300

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DER KUNSTMARKT

290

kannt werden z. B. von von Seidlitz im ganzen nur neun
Nummern, darunter befinden sich das Selbstbildnis, die
Rötelzeichnung eines Greises, die Frau im Fenster, alle
Landschaften bis auf drei, und ferner die liegende nackte
Frau, die sämtlich in seinem Aufsatz im Repertorium (1894)
mit dem Prädikat A ausgezeichnet werden; hierzu kämen
noch drei Nummern, die Darbringung im Tempel, der
Bauernhof unter Bäumen, und die sitzende Dame mit einem
Buch auf dem Schoß, die von Seidlitz als wahrscheinlich
echte Blätter mit dem Buchstaben (B) bezeichnet werden.
Auf die Bedeutung dieser Gruppe von Zeichnungen hin-
zuweisen, wäre müßig; in den meisten Monographien des
Meisters finden sich Abbildungen und oft die eingehendsten
Würdigungen dieser Schöpfungen. Über eine Zeichnung
scheint Seidlitz seine Ansicht inzwischen geändert zu haben:
die liegende nackte Frau, die er 1894 unter den unbedingt
echten Zeichnungen aufführt, und die er wegen der breit-
tuschenden Manier in die Zeit nach 1660 verlegt, spricht
er heute Rembrandt ab, als eine jener zahlreichen Studien,
die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts angefertigt
wurden. Wir glauben, daß Seidlitz in seinem früheren
Urteil der Wahrheit näher war, denn diese Skizze, die
durchaus nichts Akademisches hat, gehört durch die gran-
diose Einfachheit der Zeichnung und die geradezu ver-
blüffende Körperlichkeit zu den besten Aktstudien, die wir
überhaupt von Rembrandt besitzen. Ebenso von pulsieren-
dem Leben erfüllt, von fast beängstigender Realität ist die
andere Studie einer sitzenden nackten Frau, die mit ihrem
schwer lastenden Körper, der hängenden Haltung und dem
derben Lachen die erdenschwere Sinnlichkeit zu symboli-
sieren scheint; von Seidlitz übrigens auch zu C gerechnet.

Auch über andere Zeichnungen, die von Seidlitz als zweifel-
haft hingestellt werden, könnte man mit Seidlitz rechten,
wie z. B. die so expressive Zeichnung der dicken häßlichen
Frau, die der hl. Anna auf der Familie des Tischlermeisters
im Louvre verwandt ist, und das von Seidlitz selbst so
gerühmte Blatt mit den Mühlen bei Amsterdam; auch bei
der heiligen Familie möchte man trotz technischer Unvoll-
kommenheiten in der Zeichnung des Joseph, wegen des
Geistes, der aus der Komposition spricht, für Rembrandt
plädieren. Der Ausdruck in den drei Gesichtern, der liebe-
volle, sinnende Blick des Vaters, die schützende, mütterliche
Haltung der nur leise schlummernden Maria und der tiefe,
tierische Schlaf des Kindes, also das Wesentliche in der
Komposition, ist doch eines Rembrandt würdig. Von den
übrigen Blättern haben noch mehrere Qualitäten, die die
im Katalog erfolgte Zuschreibung an Rembrandt recht-
fertigen könnten, so, abgesehen von den Beziehungen zu
anderen Werken Rembrandts, die breite Tuschezeichnung des
im Fenster lehnenden schlafenden Mädchens, wo man auch
wieder den meisterhaften Ausdruck bewundern muß, dann
die flüchtige Federskizze der in Ohnmacht gefallenen Frau,
wo die Frau nur als tote, kraft- und hilflose Masse gegeben
ist, während die sie haltende Person ganz tätige Teilnahme
vorstellt; ferner gehören hierher die Federzeichnung, Mutter
ihr Kind haltend, wo das Lachen in den Gesichtern sowie
das Halten und Tragen der Mutter, wie das Umschlingen
des Halses durch die Ärmchen des Kindes doch von einer
nicht gewöhnlichen liebevollen Beobachtung zeugen; die
im Bett liegende, kranke Frau, bei der das Wohltätige des
Schlummers so treffend ausgedrückt ist. Nun bieten die
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