schaffender Künstler, als Kritiker, als Gesanglehrer und Begleiter diente
mittelbar oder unmittelbar diesem Jdeale, es gab seinem Wirken Halt
in den zahllosen Enttäuschungen und Wechselfällen, die ihm das Leben
so rcichlich brachte, es verlieh seinem Wesen ein starkes, unaffektiertes
Selbstbewußtsein. Erhoffte er doch von der Pflege der Ballade nichts
Geringeres, als einen heilsamen kulturellen Einfluß, eine Regeneration
unscres Kunsttreibens nach der Richtung auf das Rassenhafte, Germanische.
Dieser nationale Grundzug unterschied ihn scharf von den Jndividualisten
der Moderne, als deren Antipoden er sich fühlte und mit seincm ganzen,
bcrscrkermütigen Ungestüm auch kundgab.
Als Komponist verfügte Plüddemann über eine merkwürdige
Krast und Entschiedenheit des Ausdrucks, die durchaus seiner starken
Persönlichkeit entsprach, über eine volkstümlichc, gesunde und dabei nie
ins Triviale schlagende Melodik, und er verstand es wie Wenige, aus
dem Geiste der deutschen Sprache heraus zu deklamieren. Jn allen
seinen Sachen verrät sich der erfahrene Sänger (der cr war, bis der
jähe Verlust seiner Stimme ihm diese Lausbahn abschnitt) und der
Sangesmeister aus der Schule Fricdrich Schmitts. Selbst wo ihm
die Erfindung versagt und er in formelhaften Wendungen sich crgeht,
zeichnct ihn noch eine vollendete Rundung der Form und ein ungemein
sicheres Stilgefühl aus. Unter den in fünf Heften (auf Subskription!)
erschicnenen Balladcn reihen sich „Siegfrieds Schwert", „Graf Eber-
hards Weißdorn", „Volkers Nachtgesang", „Biterolfs Heimkehr", „Der
Kaiser und der Abt", „Don Massias" und die „Legende vom Hufeisen"
den trefslichsten Werken ihrer Gattung würdig an. Andere geben seinen
großen Würfen, dcm „Taucher" und dem „Wilden Jäger" den Preis;
seine letzten und besten Gesänge, worin er sich zu vollcr Selbständigkeit
durchgerungen hat, sind aber noch Manuskripte. Jhre Hergabc so wie die
Sammlung seiner zcrstreuten, durch originelle Denkweise bemerkcnswerten
geistvollen Aussätzc wird nun die Ehrenpflicht seiner Freunde bildcn.
Eine geschlossene Clique, die ihn auf den Schild erhoben hätte,
diente ihm nicht, wohl aber eine weitverzweigte Gemeinde von Anhängern,
die fest an ihn und seine Mission glaubte, wenn auch ein Teil der
Presse und zwar gerade der einflußreichere ihn geflissentlich totschwieg.
Der Tod, der große Versvhner, hat zugleich mit dcm streitbaren Charaktcr-
Menschen Plüddemann wohl auch die Schranken hinweg gerafft, wclche
dcm hochstrebenden, echten, deutschen Künstler Plüddcmann dcn Weg
zu dem ihm gebührenden ehrcnvollen Platze in der Geschichte der Bal-
lade verwehrten. Uns aber, die wir uns mit Stolz als seine Schüler
bekenncn, und die wir unter der rauhen Schale den edlcn Kern dieses
Mannes lieben lernten, soll sein Andcnken ebcnso teucr sein', wie sein
Bermächtnis. Richard Batka.
mittelbar oder unmittelbar diesem Jdeale, es gab seinem Wirken Halt
in den zahllosen Enttäuschungen und Wechselfällen, die ihm das Leben
so rcichlich brachte, es verlieh seinem Wesen ein starkes, unaffektiertes
Selbstbewußtsein. Erhoffte er doch von der Pflege der Ballade nichts
Geringeres, als einen heilsamen kulturellen Einfluß, eine Regeneration
unscres Kunsttreibens nach der Richtung auf das Rassenhafte, Germanische.
Dieser nationale Grundzug unterschied ihn scharf von den Jndividualisten
der Moderne, als deren Antipoden er sich fühlte und mit seincm ganzen,
bcrscrkermütigen Ungestüm auch kundgab.
Als Komponist verfügte Plüddemann über eine merkwürdige
Krast und Entschiedenheit des Ausdrucks, die durchaus seiner starken
Persönlichkeit entsprach, über eine volkstümlichc, gesunde und dabei nie
ins Triviale schlagende Melodik, und er verstand es wie Wenige, aus
dem Geiste der deutschen Sprache heraus zu deklamieren. Jn allen
seinen Sachen verrät sich der erfahrene Sänger (der cr war, bis der
jähe Verlust seiner Stimme ihm diese Lausbahn abschnitt) und der
Sangesmeister aus der Schule Fricdrich Schmitts. Selbst wo ihm
die Erfindung versagt und er in formelhaften Wendungen sich crgeht,
zeichnct ihn noch eine vollendete Rundung der Form und ein ungemein
sicheres Stilgefühl aus. Unter den in fünf Heften (auf Subskription!)
erschicnenen Balladcn reihen sich „Siegfrieds Schwert", „Graf Eber-
hards Weißdorn", „Volkers Nachtgesang", „Biterolfs Heimkehr", „Der
Kaiser und der Abt", „Don Massias" und die „Legende vom Hufeisen"
den trefslichsten Werken ihrer Gattung würdig an. Andere geben seinen
großen Würfen, dcm „Taucher" und dem „Wilden Jäger" den Preis;
seine letzten und besten Gesänge, worin er sich zu vollcr Selbständigkeit
durchgerungen hat, sind aber noch Manuskripte. Jhre Hergabc so wie die
Sammlung seiner zcrstreuten, durch originelle Denkweise bemerkcnswerten
geistvollen Aussätzc wird nun die Ehrenpflicht seiner Freunde bildcn.
Eine geschlossene Clique, die ihn auf den Schild erhoben hätte,
diente ihm nicht, wohl aber eine weitverzweigte Gemeinde von Anhängern,
die fest an ihn und seine Mission glaubte, wenn auch ein Teil der
Presse und zwar gerade der einflußreichere ihn geflissentlich totschwieg.
Der Tod, der große Versvhner, hat zugleich mit dcm streitbaren Charaktcr-
Menschen Plüddemann wohl auch die Schranken hinweg gerafft, wclche
dcm hochstrebenden, echten, deutschen Künstler Plüddcmann dcn Weg
zu dem ihm gebührenden ehrcnvollen Platze in der Geschichte der Bal-
lade verwehrten. Uns aber, die wir uns mit Stolz als seine Schüler
bekenncn, und die wir unter der rauhen Schale den edlcn Kern dieses
Mannes lieben lernten, soll sein Andcnken ebcnso teucr sein', wie sein
Bermächtnis. Richard Batka.