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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 11,1.1897-1898

DOI Heft:
Heft 12 (2. Märzheft 1898)
DOI Artikel:
Schultze-Naumburg, Paul: Ueber Kunstpflege im Mittelstande, [2]
DOI Artikel:
Schumann, Paul: Vom deutschen Bauernhause, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7955#0395

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— läßt sich durch etliche selbst recht gute Bilder doch uoch uicht zu einem
gcschmackoollen Hause machen. Jm Gegenteil, die Bilder werden den
Mißklang noch bis zur Unerträglichkeit steigern. Es ist für deu künst-
lerischen Eindruck eines ganzen Zimmers weit wichtiger, wie Decke, Wände
und Fußboden zu einander gestimmt sind, als ob von einem guten Meister
ein Bild darin hängt. Es muß etwas Fund a m ent a les geschehen,
mit der Hauvtsache muß man anfangen. Kann man ein häßliches
Kleid durch Behängen mit Schmuck verschönern? Man thut wohl besser,
den Schmuck wegzulassen und dafür ein neues Tuch zu kaufen. Die
Wohnung ist mit Recht ,das wcitere Kleid" genannt worden, der Ver-
gleich trifft auch hier.

Doch mißverstche man mich nicht, als ob ich predigen wollte, daß
man nun schleunigst hingehe, seine gesamte Einrichtung zum Tempel
hinauswerfe und sich eine „englische" Einrichtung kaufe, die man grad
so gedankenlos hincinstcllt, wie man die verbannte einst hineingestellt
hat — davon sost keine Rede sein. Mit allem vorhandenen, was gut
ist, soll gerechnet werden, sei es neu oder alt. Nur aller moderne
Plunderkram muß ausgemerzt werden, unbarmherzig, wic der bösc Feind.
Es soll ja nicht irgend einc Art einer fertigen Zimmereinrichtung bc-
stimmt werdcn, sondern den Mcnschen soll ein harmonisches Heim wachsen,
,wie dcr Schnccke ihr Haus" (Lichtwark), worin sich ihre Bedürfnisse,
Gewohnheiten, Anschauungen, worin sich ihrc ganze Eigenart üußert.
Ein Heim, in dem man aber auch sehen soll, daß der darin haust, cs
verstandcn hat, sein Auge zu gebrauchen und zu veredeln.

Das Programin ist nicht neu; so ähnlich lautete schon manches,
was von Gegnern meiner Sache aufgestellt war. Neu und uralt zu-
gleich ist vielleicht meine Darstellung im Einzelnen, die nunmehr folgcn soll.

Paul 5 chultze - Naumburg.

L

vom deutscben Wnuernbnuse.

(Schluß.)

Wciter liegt uns vor: „Die Baucrnhäuser im badischen Schwarzwald"
von Professor B. Koßmann in Karlsruhe (mit 5 Kupfertafeln und ;os Holz-
schnitten, Berlin Ernst und Sohn). Die köstlichen Abbildungen dieses Buches
sind in ihrer Feinheit und malerischen Wirksamkeit, die sich mit voller Klarheit
vereinigt, zeichnerische Leistungon ersten Ranges und bieten an sich oinen
künstlerischen Genuß. Der Text behandelt das Schwarzwaldhaus wcsentlich
vom architektonischen Standpunkte, bietet aber auch Beiträgo zu der schwie-
rigcn Frage, inwieweit neben dem fränkischen und dcm sächsischcn Bauern-
hauso auch ein bcsondcrer allemannischer Tppus anzunehmen ist. Koßmann
unterschcidet vicr Hauptformcn des Grundrisses der Schwarzwaldhäuser.
Wesentlich ist, datz Stülle, Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem gemein-
samen Dache vcreinigt sind. Der Eingang ist an der Traufseitc; auf der einen
Seite davon liegen die Wirtschaftsräume, auf der anderen die Wohnzimmer,
deren hauptsächlichstes sich durch einen großen Reichtum an Fenstern auszeichnet
Die Grundrißformen unterscheiden sich namentlich durch dic Lage des Herdes
der glcich dem alten germanischcn Hausaltar ursprünglich in dem großen
, Flur, dem sogen. Hauseren steht, dann aber Anlaß zur Anlage eincr beson-

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