der volkstümlichen Wirkung leider nur zu leicht hinwegführt. Wir würden
diesen Erfolg um so mehr bedauern, als Körting alle wichtigeren Ergebnisse
der Forschungen über das griechische und römische Theaterwesen mit ebensoviel
Gründlichkeit wie Besonnenheit im einzelnen Urteil klar rwd anschaulich vor
Augen führt, und zwar auf Grund umfassender Studien, die sichtlich stets bis
zur Quclle gehen. Körtings Buch ist ein Kompendium alles Wissenswerten in
Bezug auf das antike Bühnenwesen, auf seine Stellung im Kulturleben des
Altertums, auf ^seine szenischen Mittel, seine Bautcn, Dekorationen, auf den
besonderen Charakter der Aufführungen, auf das Wesen der Schauspielkunst,
auf die Stellung der Schauspieler, auf den Einfluß der Dichtung auf die Vühne
und der Bühne auf die Dichtung. Wir wüßten keinen Punkt, in Bezug auf den
man in dem Werke vergeblich nach Auskunft suchen würde und für den nicht das
im Anhange veröffentlichte Material der Quellen und Hilfsmittel noch weitere
dankenswcrte Fingerzeige bötc. Selbst in Betrachtungen, wie der über
den vcrhängnisvollcn Einfluß der weiblichen Schauspieler auf das Theater,
wird man, so sehr sie den günstigen Einfluß der Frauen aus die Veredelung
der Kunst verkennen, eine sorgfältige Abwägung des Für und Wider nicht ganz
vermisscn. Der dem Werke vorausgeschickte ästhetische Teil, in dem das,
Wesen dcs Dramas und sein Einfluß auf die Zuschauer untersucht wird, läßt
an Klarheit und Anschaulichkeit nichts zu wünschen übrig, nur legt er auf
den Effekt des Dramas zu viel Wert und vergißt ganz, auf die Quellen der
Kunst in der Persönlichkeit des Dichters zurückzugehen. Ueber eine
im Grunde ziemlich äußerliche Schematik kann man auf diesem Wege nicht
hinauskommen. Jmmerhin bietet auch diese Art der Aesthetik dem Publikum
eine Reihe nützlicher Gesichtspunkte. Dem Erscheinen der zwei folgenden
Bände, die das Theater des romanischen und germanischen Mittelalters und das
der Neuzeit behandeln sollen, sieht man mit Spannung entgegen.
L e o n h. Lier.
Oeue Mustkulien.
Noch individueller als bei Musikbüchern muß man bei dcn sogenannten
Musikalien selbst verfahren. Gleich schenken, das ist brav; aber der Person
des zu Begabenden gemüß zu schenken, ist weise. Von diesem Standpunkt aus
wäre dann freilich nichts untauglich als Angebinde, weil auch das Minder-
wertige seine Schätzer sindet. Gewiß. Nehmen wir die Leute wie sie sind,
zumal wenn wir ihnen cine Freude bereiten wollen. Und die Stufenleiter der
musikalischen Freuden ist hoch und lang: sie führt vom Schunkelwalzer zur
neunten Sinsonie in vielen, vielen tausend Stufen.
Einem Bckannten, der Chormeister eines Gesangvereins ist, würde ich
die vier „altdeutschen W eihnach ts li eder" von Michael Prätorius
sLeipzig, Kahnt; Part. Mk. ;.so) schenken; das erste, das berühmte Lied ,Es
ist ein Ros' entsprungen" sollte sreilich dem Repertoire jedes anständigen
Chores angehören. Dazu lasse ich gleich die vierstimmige Bearbeitung „alt-
deutscher Liebeslieder" von Mart in Pl üd d em an n (Berlin, Raabe
L Plothow, Mk. i;.—) bindcn. Mit „Weitz ich ein schönes Nöselein", Mcin
jung srisch Hcrz ist hocherfreut", ,Es geht mit ihrem Trutzcn wohl noch zum
bösen End" kann er als Dirigent Ehre cinlegen, da, wie das Vorwort richtig
bemcrkt, die Wirkung dieser ebenso einfachen wie herrlichcn Melodien haupt-
sächlich im Vortrage ruht. „Zwar findet in den Weisen cine entschiedene
diesen Erfolg um so mehr bedauern, als Körting alle wichtigeren Ergebnisse
der Forschungen über das griechische und römische Theaterwesen mit ebensoviel
Gründlichkeit wie Besonnenheit im einzelnen Urteil klar rwd anschaulich vor
Augen führt, und zwar auf Grund umfassender Studien, die sichtlich stets bis
zur Quclle gehen. Körtings Buch ist ein Kompendium alles Wissenswerten in
Bezug auf das antike Bühnenwesen, auf seine Stellung im Kulturleben des
Altertums, auf ^seine szenischen Mittel, seine Bautcn, Dekorationen, auf den
besonderen Charakter der Aufführungen, auf das Wesen der Schauspielkunst,
auf die Stellung der Schauspieler, auf den Einfluß der Dichtung auf die Vühne
und der Bühne auf die Dichtung. Wir wüßten keinen Punkt, in Bezug auf den
man in dem Werke vergeblich nach Auskunft suchen würde und für den nicht das
im Anhange veröffentlichte Material der Quellen und Hilfsmittel noch weitere
dankenswcrte Fingerzeige bötc. Selbst in Betrachtungen, wie der über
den vcrhängnisvollcn Einfluß der weiblichen Schauspieler auf das Theater,
wird man, so sehr sie den günstigen Einfluß der Frauen aus die Veredelung
der Kunst verkennen, eine sorgfältige Abwägung des Für und Wider nicht ganz
vermisscn. Der dem Werke vorausgeschickte ästhetische Teil, in dem das,
Wesen dcs Dramas und sein Einfluß auf die Zuschauer untersucht wird, läßt
an Klarheit und Anschaulichkeit nichts zu wünschen übrig, nur legt er auf
den Effekt des Dramas zu viel Wert und vergißt ganz, auf die Quellen der
Kunst in der Persönlichkeit des Dichters zurückzugehen. Ueber eine
im Grunde ziemlich äußerliche Schematik kann man auf diesem Wege nicht
hinauskommen. Jmmerhin bietet auch diese Art der Aesthetik dem Publikum
eine Reihe nützlicher Gesichtspunkte. Dem Erscheinen der zwei folgenden
Bände, die das Theater des romanischen und germanischen Mittelalters und das
der Neuzeit behandeln sollen, sieht man mit Spannung entgegen.
L e o n h. Lier.
Oeue Mustkulien.
Noch individueller als bei Musikbüchern muß man bei dcn sogenannten
Musikalien selbst verfahren. Gleich schenken, das ist brav; aber der Person
des zu Begabenden gemüß zu schenken, ist weise. Von diesem Standpunkt aus
wäre dann freilich nichts untauglich als Angebinde, weil auch das Minder-
wertige seine Schätzer sindet. Gewiß. Nehmen wir die Leute wie sie sind,
zumal wenn wir ihnen cine Freude bereiten wollen. Und die Stufenleiter der
musikalischen Freuden ist hoch und lang: sie führt vom Schunkelwalzer zur
neunten Sinsonie in vielen, vielen tausend Stufen.
Einem Bckannten, der Chormeister eines Gesangvereins ist, würde ich
die vier „altdeutschen W eihnach ts li eder" von Michael Prätorius
sLeipzig, Kahnt; Part. Mk. ;.so) schenken; das erste, das berühmte Lied ,Es
ist ein Ros' entsprungen" sollte sreilich dem Repertoire jedes anständigen
Chores angehören. Dazu lasse ich gleich die vierstimmige Bearbeitung „alt-
deutscher Liebeslieder" von Mart in Pl üd d em an n (Berlin, Raabe
L Plothow, Mk. i;.—) bindcn. Mit „Weitz ich ein schönes Nöselein", Mcin
jung srisch Hcrz ist hocherfreut", ,Es geht mit ihrem Trutzcn wohl noch zum
bösen End" kann er als Dirigent Ehre cinlegen, da, wie das Vorwort richtig
bemcrkt, die Wirkung dieser ebenso einfachen wie herrlichcn Melodien haupt-
sächlich im Vortrage ruht. „Zwar findet in den Weisen cine entschiedene