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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 11,1.1897-1898

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1897)
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Weihnachts-Allerlei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7955#0177

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Langcn) etwas für sie, eine Buschiade, die I. B. Engel gezeichnet hat. Sie
ist nämlich nicht blotz — iade, wie eine Menge ganz schlimmer Nachäffungen
nach Busch, Meggendorfer (der doch an und für sich schon fürchterlich genug ist),
dem Struwwelpeter-Hofmann und anderen. Ach, unsere Bilderbücher über-
haupt — aber das ist ja ein eigenes Kapitel!

Gesetzteren unter den jungen Geistern präsentiert sich zunächst in statt-
lichem Bande „Dcr Neue Deutsche Jugendfreund" (Stuttgart, Schmidt und
Spring). Ein braver Junge wird das Buch lieb gewinnen, es unterhält und
belehrt ihn aufs beste mit Erzählungen, Sagen, Märchen, Aufsützen kunstge-
schichtlichen, historischen, geographischen, botanischen und zoologischen Jnhalts,
Biographien berühmter Zeitgenossen, Gedichten u. s. w. Ganz unfehlbar und zu
jeder Stunde würde dieser neue Jugendfreund das Unterhalten vermögen,
spräche er nicht nur meistenteils, sondern immer frisch, fröhlich und frei. Schul-
meistern dürfte er n i e.

Der Unterhaltung hauptsächlich dient „Auf das Meer hinaus!", (illu-
strierte) Abcnteuer eines Heimatlosen von Hcinrich v. Holleben (Breslau,
E. Trewendt). Das ist wieder eine von jenen Geschichten, dercn Hauptreiz in
atemloser Spannung des Lesers liegt. Mord, Diebstahl, Betrug, Unglücks-
sällc aller Art regen ihn solangc gründlich auf, bis sich alles zu einer friedlichen
Verlobung glättet. Unferm Jdeal entspricht so was nicht.

Wer scinen Sohn lieber lachcn, als beim Schmökern erschaudern lützt,
gebe ihm dcn „Oelprinzcn" von K arl Map (Stuttgart, Deutsche Verlagsgesell-
schast). Natürlich geht's auch hier nicht ganz ohne Schaurigkeiten ab. Der
Verfasser hat aber versucht, die schrecklichen Ereignisse durch Gespräche und
Handlungen gemütlicherer Art zu mildern. Allzu strenge Ansprüche an richtige
Psychologic und logische Charaktcristik der Personen darf man nicht machcn.
Das thun die jugendlichen Leser auch nicht; und uns Eltern sind jungenhafte
dumme Witzc und billige Komik schließlich doch wohl lieber als jene Schilder-
ungen, die dreinsehen, als sollte vor allem ein Publikum für das „Sensatio-
nelle" vorgebildet werden. Erhaltet unseren Kindern die Heiterkeit, ihr
Jugendschriftsteller, sie können sie später brauchenl

„Der gute Kamerad" und „Das Kränzchen", illustriertc Jahr-
bücher der Stuttgarter „Union" (geb. je Mk. 9.—) sind bekanntlich das erste für
.Knabcn, das zweite für Mädchen im reiferen Alter bestimmt. Das erste ist
dem Jungen wirklich ein Freund und erzählt ihm gut, wenn auch manchmal
gruselig, belehrt ihn über Geschichte, Natur-, Länder- und Völkerkunde, Ge-
sundheitspflege u. s. w. — kurz, es schaut abwechselnd ernst- und spatzhaft
drein, wie das in der Ordnung ist. Nur darin sollte der gute Kamerad sich bes-
sern, datz er auch von Kunst in Zukunft spräche. „Das Kränzchon" aber gefällt
uns wenig: da ertrinkcn die paar natur- und menschengeschichtlichen Plaudereien
mit ihrem bischen Ernst beinahe in Marlittiaden, das künftige Familienblatt-
Publikum vorbildend Kochrezepte sorgen daneben fürs Leckermäulchen, Auf-
sätzchen plaudern von Backfischchens Haarfrisur u. s. w. Datz man doch dio
Mädchen auch hier schon so viel tiefer einschätzt, als die Knaben! Denen macht
man Bücher, wie „Das neue Universum" (gleicher Verlag, gcb. Mk. 6.75),
die so gediegen, lehrreich und anregcnd zugleich sind! Für grübelnde und
schmükernde Büchcrwürmer sei dieses Buch ganz besonders empfohlen, das
Erfindungen und Entdeckungen in Bild und Wort veranschaulicht nnd auch
sür die „häusliche Werkstatt" trefflichen Rat gibt. <x.
 
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