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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 11,1.1897-1898

DOI Heft:
Heft 10 (2. Februarheft 1898)
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Avenarius, Ferdinand: Kleinere Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.7955#0315

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„'ÄHas kann aus Betlehem Gutes kommcn?" — es ist gewiß
auffällig, daß selbst eine große, und was mehr sagen will, eine in künst-
lerischcn Dingen gut beratene Zeitung, die „Münchener Neuesten Nach-
richten", kürzlich mit anerkennenden Worten ein Preisausschreiben der
kleinen sächsischen Stadt Krimmitschau begleitete. Ganz ureigen war dieses
Preisausschreiben um einen Stadtpark „Bismarckhain" allerdings nicht
entstanden, es stützte sich auf eine Anregung des „Vcreins deutscher
Gartenkünstler", um gute öffentliche Parkanlagen doch Prcise auszu-
schreiben. Was aber als eigenartig empsunden und freudig begrüßt
ward, war das: Krimmitschau wollte einmal ein andersartigcs Denkmal
setzen, als eine Statue. „So selbstverständlich es ist," schrieb das Mün-
chener Blatt, „datz große, historisch und sozial wichtige Zentren des
modernen Lebens die Bildnisstatuen unserer großen Männer gleichsam
als öffentliches nationales Glaubensbekenntnis aufzuweisen haben sollen,
so deprimiercnd wirkt es — man denke an das moderne Jtalien mit
seinen hunderten von Viktor Emanuel-, Garibaldi- und Cavour-Denk-
mälern—, in jedem kleinen und kleinsten Städtchen, vielleicht als einzigen
»künstlerischen« Schmuck, eine im Dutzend verfertigte Kaiser- oder Bis-
marck-Statue zu sinden. Daß ein einfacher Gedenkstein in landschaftlich
anmutiger, schön gepflegter Umgebung weihevoller und erhebender zu
wirken vermag, als eine geistlose Plastik auf einem kahlen, nüchternen
Marktplatz, das bedarf wohl keiner langen Begründung."

Unsre ältern Leser wissen, daß es sich für uns hier um keine neue
Frage handelt: dcr „Kunstwart" ist nicht nur als erster öffentlich gegen
den mcrkantilen Unfug der fabrikmüßig hergestellten Dutzenddenkmäler
aufgetreten, sondern er hat, viel früher noch, mit den Federn Gurlitts,
Helserichs, Koopmanns, Schumanns und des Herausgebers, unser ganzes
öffentliches Denkmalwesen eingehend und recht scharf kritisiert. Aber
zum Bewußtsein des ganzen Jammers unserer Denkmälerei ist das Volk
noch lange nicht gekommen, man muß die Einsichtigen immer wieder
 
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