Einrichtung der Ausstellung bei Keller und Reiner, die wissen, daß Kunst nur
dann wirkt, wenn sie als Kunst und nicht als Handelsartikel dem Publikum
vorgeführt wird. Albert Lamm.
Lprecksaal.
ZU«I „Falle Gleitz."
Herr vr. Batka sagt am Schlusse seines Aufsatzes „Der Fall Gleitz" :
„Was Gleitz persönlich anbelangt, so dürfte der tiefschöpferische Drang in
ihm die Wallungen des Entsagens ja bald bezwingen." Jndcm ich an diesen
Satz anknüpfe, will ich, um eine lange Einleitung zu ersparen, gcstehen, daß
diese Wallungen des Entsagens allerdings ein wenig besänftigt sind, und daß
ich schon dem tonschöpferischen Drange nachgeben würde, wenn sich hierfür der
richtige Weg finden ließe. Dieser Wunsch, nach dem Altare der Kunst zurück-
zukehren, scheint zwar zu meiner Bemerkung, „daß ich mich berufen fühle, den
Enterbten in meiner Weise zu nützen und zu dienen", im Widerspruch zu stehen,
aber eS ist nicht so. Nicht meine sozialen Anschauungcn sollen sich ändern,
sondern die Mittel, durch die ich sie zum Ausdruck bringen will. Soweit die
Verhältnisse, in denen ich mich hier befinde, anregend auf mich einzuwirken
vermochten, habe ich sie im zweiten Teil von „Künstlers Erdenwallen" und
in einigen kleinen, noch nicht veröffentlichten Geschichten niedergelegt. Würde
ich aber auf diesem Wege fortschreiten, so müßte mein Arbeiten in d em Augen-
blick zum bloßen Broterwerbe werden, da mein Sehnen, meine hier gewon-
nenen Eindrücke k ü n stl er i s ch zu gestalten, überhand nähme. Und dieser Zeit-
punkt ist crschienen. Jch möchte etwas schaffen, das höher steht, als bloßes
Empörtsein über soziale Ungereimtheiten.
Statt die Emporstrebenden init scharfem Worte zu neuer Kampfeslust
anzustacheln, möchte ich ein Sion schaffen, das sich auf leuchtender Höhe er-
hebt und dem armen Erdenpilger, der mit sehnendem Auge hinaufschant, gol-
dene Strahlen der Menschenliebe entgegen sendet. Aber w i e soll ich für solches
Schaffen Muße finden? Wie soll ich, der ich selbst unten stehe, dort oben
schaffen können und meine Eindrücke und Stimmungcn in seste Formen gießen?
Wie darf ich das auch nur jemals crhoffen, wenn Andere, vielleicht Bessere,
dicses Ziel nie erreichtcn und auf dem Wege dahin unter dcr Last ihrer
Sorgen zusammen brachen? Jch will sie hier nicht aufzählen, alle die Fülle,
in denen schaffende Künstler bis an ihr Lebensendc der äußersten Not prcis-
gegeben, oüer, wcnn endlich Hilfe kam, doch für das Spital oder das Jrren-
haus reif waren. Aber ich gcdenke eincs Künstlers, dessen Schöpfungen meiner
Ansicht nach zum großen Teil unter den Nachwirkungen eincr sorgenvollen
Jugendzeit stehen, dessen Wirken ein gcwisser grübelndcr Zug, zuweilcn ein
unverkennbarer Pessimismus aufgeprägt ist.
Jch meine Brahms.
Jn seinen späteren Jahren hat es ihm freilich an Erfolg nicht gefehlt.
dann wirkt, wenn sie als Kunst und nicht als Handelsartikel dem Publikum
vorgeführt wird. Albert Lamm.
Lprecksaal.
ZU«I „Falle Gleitz."
Herr vr. Batka sagt am Schlusse seines Aufsatzes „Der Fall Gleitz" :
„Was Gleitz persönlich anbelangt, so dürfte der tiefschöpferische Drang in
ihm die Wallungen des Entsagens ja bald bezwingen." Jndcm ich an diesen
Satz anknüpfe, will ich, um eine lange Einleitung zu ersparen, gcstehen, daß
diese Wallungen des Entsagens allerdings ein wenig besänftigt sind, und daß
ich schon dem tonschöpferischen Drange nachgeben würde, wenn sich hierfür der
richtige Weg finden ließe. Dieser Wunsch, nach dem Altare der Kunst zurück-
zukehren, scheint zwar zu meiner Bemerkung, „daß ich mich berufen fühle, den
Enterbten in meiner Weise zu nützen und zu dienen", im Widerspruch zu stehen,
aber eS ist nicht so. Nicht meine sozialen Anschauungcn sollen sich ändern,
sondern die Mittel, durch die ich sie zum Ausdruck bringen will. Soweit die
Verhältnisse, in denen ich mich hier befinde, anregend auf mich einzuwirken
vermochten, habe ich sie im zweiten Teil von „Künstlers Erdenwallen" und
in einigen kleinen, noch nicht veröffentlichten Geschichten niedergelegt. Würde
ich aber auf diesem Wege fortschreiten, so müßte mein Arbeiten in d em Augen-
blick zum bloßen Broterwerbe werden, da mein Sehnen, meine hier gewon-
nenen Eindrücke k ü n stl er i s ch zu gestalten, überhand nähme. Und dieser Zeit-
punkt ist crschienen. Jch möchte etwas schaffen, das höher steht, als bloßes
Empörtsein über soziale Ungereimtheiten.
Statt die Emporstrebenden init scharfem Worte zu neuer Kampfeslust
anzustacheln, möchte ich ein Sion schaffen, das sich auf leuchtender Höhe er-
hebt und dem armen Erdenpilger, der mit sehnendem Auge hinaufschant, gol-
dene Strahlen der Menschenliebe entgegen sendet. Aber w i e soll ich für solches
Schaffen Muße finden? Wie soll ich, der ich selbst unten stehe, dort oben
schaffen können und meine Eindrücke und Stimmungcn in seste Formen gießen?
Wie darf ich das auch nur jemals crhoffen, wenn Andere, vielleicht Bessere,
dicses Ziel nie erreichtcn und auf dem Wege dahin unter dcr Last ihrer
Sorgen zusammen brachen? Jch will sie hier nicht aufzählen, alle die Fülle,
in denen schaffende Künstler bis an ihr Lebensendc der äußersten Not prcis-
gegeben, oüer, wcnn endlich Hilfe kam, doch für das Spital oder das Jrren-
haus reif waren. Aber ich gcdenke eincs Künstlers, dessen Schöpfungen meiner
Ansicht nach zum großen Teil unter den Nachwirkungen eincr sorgenvollen
Jugendzeit stehen, dessen Wirken ein gcwisser grübelndcr Zug, zuweilcn ein
unverkennbarer Pessimismus aufgeprägt ist.
Jch meine Brahms.
Jn seinen späteren Jahren hat es ihm freilich an Erfolg nicht gefehlt.