Tüchtige, stets sind es cchte Tiroler. Und ticfer vielleicht noch haften in der
Phantasie seine grotzgeschauten Naturschildernngen.
Ein Tiroler von kleinercm Wuchs, einer, der sich auf das „G'spatz" bcsser
versteht, ist Carl Wolf, von dem eine dritte Sammlung „Geschichten aus
Tirol" und cin Band mit „Drei Erzählungen" bei A. Edlinger in Jnnsbruck
herausgekommen sind. Wenn cr lustig und frisch, wie im ersten Vuche zumeist,
seine kurzen Geschichtcn zum Besten gibt, ist er ein gar unterhaltlicher Gesell,
dem es auch wohl gelingt uns einmal zu rühren und zu ergreifen. Jn dcn
langeren Erzählungen des zwciten BucheS dagegen geht ihni gelegentlich den
Atem aus, dann raschelt seitenlang familienblätternes Papier und die Anschau-
ung ermattet.
Zwei Büchcr, die un§ weiter nach Ostcn führcn ins Stcirische und Kärnt-
ncrische, gchören nicht cigcntlich zu dcn Heimaterzählern. Dcnn wenn dcr Ver-
fasser der „Stcirischen Geschichten" sMepcr, Lcipzig) Hans GraSbcrger auch
geborcner Steirer ist, so ist cr doch in Wien zu schr zum „Stadthcrrn" gc-
worden und hat zu vorwiegend Stadtgeschichten geschricbcn, als datz er unter
dcn Heimaterzählcrn noch ganz für voll geltcn könntc. Und HolgcrDrach-
manns des Däncn »Kärntncr Novcllcn" (aus dem gleichen Vcrlag) sind gar
nur die Ausbeute ausgicbiger Sommerfrischcn.
Grasberger widmet das Buch seincm Freunde Noseggcr, .der Mindere
dem Mächtigern", und in der That: cinen Vergleich mit Roseggcr haltcn die
drei Erzählungen des Bandes nicht aus. Sie gehcn auch nicht so tief ins
Volk, ihre Heldcn gehören alle zu den Ucbergangstypcn von der Stadt zum
Lande. Wie diese Doppeleinflüsse besondere Charaktere bildcn, weitz Gras-
berger im „Strohwisch" und in der „Frau mit der woißcn Leber", deren
Konflikte uns behaglich erwärmen, vortrefflich darzustellcn. Näher am Familien-
blatt steht die Geschichte von der schönen Kastellanin. „Geschriebcn" sind
übrigens diese Sachen alle gut, ncin: flietzend, wollen wir licbcr sagcn, wie
vielleicht keinc andere untcr dcn heut erwähnten. Aufbau und Charakterschilde-
rung sind auch geschickt und fein abgcwogen. Abcr es überrascht nirgcnds eine
ganz eigen erfatzte Anschauung, eine ganz selbständige Bcseclnng.
Bei Holger Drachmanns Buch aus Kärntcn — cincm Lande, dem übrigcnS
noch cin dichterisch bedeutcnder Hcimatcrzähler fehlt — ist »Novelle" für die
Kunstform dcr meisten Stücke eine zu hoch gcgriffene Bezeichnung. Dic mcisten
sind vielmehr Skizzen oder kurze Geschichten, wie sie ein guter Poet in sommer-
licher Schonzeit zu Papier bringt, um starke Eindrücke fernzuhalten. Freilich
ist da sehr interessant, wie schnell und wie tief dieser „Fremde" das ihm Neue
und Fremde auffaßt und gcstaltet. Aber über allem liegt doch ein Hauch von
dem guten Behagen dcs Sommerfrischlcrs, dem seine Beobachtungen nicht gar
zu ticf zu Herzen gehen. Nur in der lehten Geschichte „Die Kugel, welche traf"
deckt er sich auf und macht künstlerisch ganz Ernst.
- ZV
L. Vschwitz.
Phantasie seine grotzgeschauten Naturschildernngen.
Ein Tiroler von kleinercm Wuchs, einer, der sich auf das „G'spatz" bcsser
versteht, ist Carl Wolf, von dem eine dritte Sammlung „Geschichten aus
Tirol" und cin Band mit „Drei Erzählungen" bei A. Edlinger in Jnnsbruck
herausgekommen sind. Wenn cr lustig und frisch, wie im ersten Vuche zumeist,
seine kurzen Geschichtcn zum Besten gibt, ist er ein gar unterhaltlicher Gesell,
dem es auch wohl gelingt uns einmal zu rühren und zu ergreifen. Jn dcn
langeren Erzählungen des zwciten BucheS dagegen geht ihni gelegentlich den
Atem aus, dann raschelt seitenlang familienblätternes Papier und die Anschau-
ung ermattet.
Zwei Büchcr, die un§ weiter nach Ostcn führcn ins Stcirische und Kärnt-
ncrische, gchören nicht cigcntlich zu dcn Heimaterzählern. Dcnn wenn dcr Ver-
fasser der „Stcirischen Geschichten" sMepcr, Lcipzig) Hans GraSbcrger auch
geborcner Steirer ist, so ist cr doch in Wien zu schr zum „Stadthcrrn" gc-
worden und hat zu vorwiegend Stadtgeschichten geschricbcn, als datz er unter
dcn Heimaterzählcrn noch ganz für voll geltcn könntc. Und HolgcrDrach-
manns des Däncn »Kärntncr Novcllcn" (aus dem gleichen Vcrlag) sind gar
nur die Ausbeute ausgicbiger Sommerfrischcn.
Grasberger widmet das Buch seincm Freunde Noseggcr, .der Mindere
dem Mächtigern", und in der That: cinen Vergleich mit Roseggcr haltcn die
drei Erzählungen des Bandes nicht aus. Sie gehcn auch nicht so tief ins
Volk, ihre Heldcn gehören alle zu den Ucbergangstypcn von der Stadt zum
Lande. Wie diese Doppeleinflüsse besondere Charaktere bildcn, weitz Gras-
berger im „Strohwisch" und in der „Frau mit der woißcn Leber", deren
Konflikte uns behaglich erwärmen, vortrefflich darzustellcn. Näher am Familien-
blatt steht die Geschichte von der schönen Kastellanin. „Geschriebcn" sind
übrigens diese Sachen alle gut, ncin: flietzend, wollen wir licbcr sagcn, wie
vielleicht keinc andere untcr dcn heut erwähnten. Aufbau und Charakterschilde-
rung sind auch geschickt und fein abgcwogen. Abcr es überrascht nirgcnds eine
ganz eigen erfatzte Anschauung, eine ganz selbständige Bcseclnng.
Bei Holger Drachmanns Buch aus Kärntcn — cincm Lande, dem übrigcnS
noch cin dichterisch bedeutcnder Hcimatcrzähler fehlt — ist »Novelle" für die
Kunstform dcr meisten Stücke eine zu hoch gcgriffene Bezeichnung. Dic mcisten
sind vielmehr Skizzen oder kurze Geschichten, wie sie ein guter Poet in sommer-
licher Schonzeit zu Papier bringt, um starke Eindrücke fernzuhalten. Freilich
ist da sehr interessant, wie schnell und wie tief dieser „Fremde" das ihm Neue
und Fremde auffaßt und gcstaltet. Aber über allem liegt doch ein Hauch von
dem guten Behagen dcs Sommerfrischlcrs, dem seine Beobachtungen nicht gar
zu ticf zu Herzen gehen. Nur in der lehten Geschichte „Die Kugel, welche traf"
deckt er sich auf und macht künstlerisch ganz Ernst.
- ZV
L. Vschwitz.