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Heft 12 (2. Märzheft 1898)
DOI article:Lose Blätter
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.7955#0405
Onkel Lorenz kräuspert sich).
Fritz: Hm! — No! Tief! Tief und romantisch! — Wer erinißt daS
Rätscl Alfred Holm! — Kommt aus dem gelobten Lande der Nankecs und
philosophirt mie der deutscheste der Literaturzigeuner! — (Ncckt sich, gähnst
schüttelt sich.) llf! — Leg vour priräon, 8ir! — Aber gestatte, dasz mir oon
Deincn phünomenalcn Expektorationen ganz blödsinnig gcworden is!
OnrelLorenz (Hände in den Hosentaschcn): Hähähä! -- I nu, ich
meeß nich? — Jch hawwe Herr Holm ganz gut vcrstanden. — E' will äbn
enne Frau, die da us so e' Gut paßt! — Hähähä! — Nur mißt' es dann
wohl eegentlich so ennc Art Kichcndragoncr sin. Das wäre am Ende so der
richt'ge Schlag! — Hähähä!
Holm (sieht ihn ruhig an. Lacht leisc): Nicht ohne Sinn, Herr Lorenz.
OnkelLorenz 1
Fritz i lachcn.
Frau Bärwald
Gertrud (gibt Zeichen starker Unruhe).
Holm (ihr zugewandt, mit einem sorschcnden Blick).
Gertrud (stöhnt laut und schwcr aus, birgt das Gesicht in dcn
Händen, die Ellbogcn auf den Tisch).
Fritz: Maus, was i st Dir?!
Gertrud (in großer Errcgung): Sic!! — Holm!! — Sagen Sie 11
— Verstehen Sie nicht, datz diesc Dunimköpfe hier Sie nur brüsquicren?! I —
Sagen Sie, haben Sie keine Empfindung, datz sie viel zu flach und zu un-
bedeutend sind, Sie auch nur im Entfcrntcsten zu verstehen? I — Merken Sie
nicht, datz sie Sie nur zu ihrem Hanswurst machen ? I! — Oh, Sie . . . Sie
- - . (Arme auf dic Tischplatte. Gesicht drauf. Bricht in lautcs Schluchzen
aus, das ihren Körper erschüttert.)
(Peinliche Stille.)
Holm (sieht sie mit cinem festen Blick an).
Gertrud (fährt auf): O Sie . .. Sie — Jdiot!!
Holm <wie vorhin).
Frau Bärwald <bcsorgt: starr).
Onkel Lorcnz (rückt zornig hin und hcr).
Fritz <in grotzer Verlegcnheit): Hehe! — Eh — Willst Du nun —
datz wir uns — übers Schnupftuch schietzen?
Gertrud (erhebt sich und rennt, die Händc vorm Gesicht, schluchzend
durch die Thür rechts aus dcm Zimmer).
(Vorhang.)
Speck.
Wirklich Speck, im eigentlichsten buchstäblichstcn Sinne des Wortcs Spcck.
Jch kann's nicht anders nenncn. Nur nicht Schweinespeck, sondern Mcnschen-
speck. Nämlich Bubcnspeck, Kinderspeck, Säuglingsspeck.
Das gilt jetzt unserm duckmüuserischcn Zeitalter, welches übcr cinen
schönen nackten Busen Sittio schreit, für den Jnbegriff des Sittlichen. Was
sage ich? Für eine Kuranstalt gegen die Unsittlichkcit.
Wer hat sie nicht im Gedächtnis, dic holdcn Bubcn und Säuglinge, wie
sie uns in den Familicnzeitungcn, in den Schauläden der Photographen und
Kunsthändlcr mit kokettem Grinsen ihre UnauSsprechlichcn entgegcnstrcckcn, oft
Dutzende zuglcich in den unanständigsten Stcllungcn?
Zss
Fritz: Hm! — No! Tief! Tief und romantisch! — Wer erinißt daS
Rätscl Alfred Holm! — Kommt aus dem gelobten Lande der Nankecs und
philosophirt mie der deutscheste der Literaturzigeuner! — (Ncckt sich, gähnst
schüttelt sich.) llf! — Leg vour priräon, 8ir! — Aber gestatte, dasz mir oon
Deincn phünomenalcn Expektorationen ganz blödsinnig gcworden is!
OnrelLorenz (Hände in den Hosentaschcn): Hähähä! -- I nu, ich
meeß nich? — Jch hawwe Herr Holm ganz gut vcrstanden. — E' will äbn
enne Frau, die da us so e' Gut paßt! — Hähähä! — Nur mißt' es dann
wohl eegentlich so ennc Art Kichcndragoncr sin. Das wäre am Ende so der
richt'ge Schlag! — Hähähä!
Holm (sieht ihn ruhig an. Lacht leisc): Nicht ohne Sinn, Herr Lorenz.
OnkelLorenz 1
Fritz i lachcn.
Frau Bärwald
Gertrud (gibt Zeichen starker Unruhe).
Holm (ihr zugewandt, mit einem sorschcnden Blick).
Gertrud (stöhnt laut und schwcr aus, birgt das Gesicht in dcn
Händen, die Ellbogcn auf den Tisch).
Fritz: Maus, was i st Dir?!
Gertrud (in großer Errcgung): Sic!! — Holm!! — Sagen Sie 11
— Verstehen Sie nicht, datz diesc Dunimköpfe hier Sie nur brüsquicren?! I —
Sagen Sie, haben Sie keine Empfindung, datz sie viel zu flach und zu un-
bedeutend sind, Sie auch nur im Entfcrntcsten zu verstehen? I — Merken Sie
nicht, datz sie Sie nur zu ihrem Hanswurst machen ? I! — Oh, Sie . . . Sie
- - . (Arme auf dic Tischplatte. Gesicht drauf. Bricht in lautcs Schluchzen
aus, das ihren Körper erschüttert.)
(Peinliche Stille.)
Holm (sieht sie mit cinem festen Blick an).
Gertrud (fährt auf): O Sie . .. Sie — Jdiot!!
Holm <wie vorhin).
Frau Bärwald <bcsorgt: starr).
Onkel Lorcnz (rückt zornig hin und hcr).
Fritz <in grotzer Verlegcnheit): Hehe! — Eh — Willst Du nun —
datz wir uns — übers Schnupftuch schietzen?
Gertrud (erhebt sich und rennt, die Händc vorm Gesicht, schluchzend
durch die Thür rechts aus dcm Zimmer).
(Vorhang.)
Speck.
Wirklich Speck, im eigentlichsten buchstäblichstcn Sinne des Wortcs Spcck.
Jch kann's nicht anders nenncn. Nur nicht Schweinespeck, sondern Mcnschen-
speck. Nämlich Bubcnspeck, Kinderspeck, Säuglingsspeck.
Das gilt jetzt unserm duckmüuserischcn Zeitalter, welches übcr cinen
schönen nackten Busen Sittio schreit, für den Jnbegriff des Sittlichen. Was
sage ich? Für eine Kuranstalt gegen die Unsittlichkcit.
Wer hat sie nicht im Gedächtnis, dic holdcn Bubcn und Säuglinge, wie
sie uns in den Familicnzeitungcn, in den Schauläden der Photographen und
Kunsthändlcr mit kokettem Grinsen ihre UnauSsprechlichcn entgegcnstrcckcn, oft
Dutzende zuglcich in den unanständigsten Stcllungcn?
Zss