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Lanckoroński, Karl
Ein Ritt durch Kilikien: aus dem winterlichen Afrika — Wien, [1888]

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https://doi.org/10.11588/diglit.26005#0024
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Zeit und wir mußten es dahingestellt sein
lassen, ob das Bauwerk innen hohl oder
massiv ist. Beinahe schien es mir, als sei,
was wir sahen, bloß das Dach des unter
dem Niveau vergrabenen Baues.

Sonst fanden wir in Tarsus keine
Erinnerung an den großen Apostel, durch
den der Ort noch heute in aller Munde
lebt, während die Philosophen, Dichter
und Grammatiker vor und nach ihm, welche
die Stadt mit Stolz ihre Söhne nannte,
vergessen sind. Mancher von ihnen war
vielleicht geistig bedeutender und sein Herz
schlug ebenso warm wie das des feurigen
Heidenbekehrers, aber der Mensch durch
sich selbst ist wenig, alles kommt auf die
Idee an, in deren Dienst er sich stellt und
die in ihm zu Fleisch und Blut wird.

Hier kreuzte sich der Weg des heiligen
Paulus mit dem eines anderen Ideenträgers,
der ebenso fest an seine Sendung glaubte.
Drei Jahrhunderte früher war Alexander,
von Tyana kommend, durch den Paß der
kilikischen Pforten in diese Ebene herab/-
gestiegen und hat in Tarsus sich auf-
gehalten. Bei jenen W^asserfällen des Kydnus
hat er das eiskalte Bad genommen, welches
durch das Fieber, das es ihm zuzog, ihm
bald das Leben gekostet hätte.

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