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umrahmenden Theile derart mit eingeschliffenen Ornamenten ver-
sehen haben, daß sie nur das Ansehen, aber nicht mehr die re-
flektirende Wirkung der Spiegel haben. Derartige Rahmen sind
auch niemals feste Streifen, sondern sind aufgelöst in Voluten
und phantastische breite Blattformen, als ob die Glasfläche
spielend auf die Wand herübergreife, um den Ucbergang zu der
festen Fläche zu vermitteln. Natürlich läßt sich dieses Motiv nur
bei kleinen oder mittelgroßen Spiegeln anwenden, welche zum
Aufhängen an die Wand bestimmt sind. Die Franzosen und
Oesterweicher besitzen schöne Arbeiten dieser Art. Lobmeyer hat
für den Pavillon des Kaisers ein großes Prachtstück hergestellt.
Das Schönste in diesem Fache hat aber dieses Mal ein Schlesier,
Heckert, eingeschickt, einen Spiegel mit geschliffenem Rahmen, der
in Anmuth der Zeichnung und Güte der Ausführung die alten
Werke nicht nur erreicht, sondern erheblich übertrifft.
Einen wunderlichen Versuch, den Rahmen in Spiegelglas
auszubilden, hat ein Franzose gemacht, der farbige Theile ein-
gefügt und eine Art von spitzigem Laub und Zackenwerk her-
gestellt hat. Auf diesem Wege muß man nur noch einen Schritt
weiter gehen, wenn man es zu einer künstlerischen Wirkung brin-
gen will. Hier haben die Venetianer lehrreiche Beispiele, welche
nach ihren alten Mustern den Spiegeln eine Einrahmung von
Blumenguirlanden gegeben haben, die aus farblosem und far-
bigem Glase in phantastischer Weise hergestellt sind.
Von der deutschen Glasin dustrie ist bis jetzt noch nicht
viel Löbliches zu melden. Die schlesischen Hütten, deren Betrieb
den böhmischen nahe verwandt ist, liefern fast nur rohe Gebraucks-
ware.
Die europäische Glasindustrie ist jetzt derart entwickelt, daß
sie einer künstlichen Beihülfe kaum mehr bedarf. Es handelt
sich einzig darum, daß sie beim Publikum den nöthigen Absatz
findet. Zur Zeit steht es noch so, daß selbst diejenigen Fabriken,
 
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