diesem vorausgeht und folgt17), ist verknüpft in der Ordnung
von Schuld und Sühne (hetu-phala).
G. Das Milieu der Vorgänge im Individuum.
Dies ganz eigentümliche Milieu18), in das sich zu versetzen
einem Europäer schwerfällt, ist der santäna (Schicksalsfaden)
oder krama. Er ersetzt den brahmanischen ätman in Fällen, wo
ein irgendwie, wenn auch nicht in Raum und Zeit, Beharrendes
als Träger heilsrelevanter Vorgänge zu setzen unvermeidlich ist.
(Stcherb. 23, S. 26.) Der santäna ist nicht Zeit (käla), sondern
das Milieu der aus dem Möglichen ins Wirkliche und Nicht-
mehr-Mögliche gehenden dharma. Als möglicher heißt der
dharma utpatti-dharma, als nicht-mehr-möglicher anutpatti-
dharma19). Dies ist ein Ablauf, der dem zeitlichen nicht
entspricht. Die Zeit läuft hier umgekehrt wie bei uns, nämlich
aus der Zukunft in die Vergangenheit, da die drei Teile der
Zeit: Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit im Buddhismus Modi
sind, nicht Zeitstrecken20). Wir werden hierauf bei Betrachtung
des präg-abhäva (S. 45) zurückkommen.
Sowenig wie die Zeit als astronomische Zeit in den hier be-
trachteten Zusammenhängen eine Rolle spielt, so wenig der Raum
als das Milieu dreidimensionaler Dinge. Die Stelle (desa) ist
keine Ausdehnungseinheit, sondern der Sitz eines Geschehens
17) Idi spreche in diesem Fall von dem antecedens und dem segnens.
Der Terminus stammt aus dem Sprachgebrauch Kants und bezeichnet
den Vorgänger in einer anderen als zeitlichen Ordnung. Vgl. Kant,
Kr. d. r. V. (Reclam, 2. Aufl., Flalle 1878), S. 343.
18) Ich benutze das Wort Milieu als das allgemeinere gegenüber
Zeit und anderen speziellen Ordnungen.
19) Stcherb. 23, S. 42. Wenn wir unwissenschaftlich sagen: das
Schicksal, das mir noch blüht, so ist das gerade utpatti-dharma, in
demselben Bild der wachsenden Pflanze gedacht. Dieses mir blü-
hende Schicksal ist doch kein raum-zeitliches Moment.
20) Nicht „Modi der Zeit“ (Kant, 1. c., S. 171), sondern Modi
meiner. Kant unterscheidet: Möglichkeit, Dasein, Notwendigkeit.
Als drittes hat der Buddhist: Nicht-mehr-Möglichkeit. Es ist sehr
charakteristisch, daß unserem Denken dieser Begriff, der im Indischen
eine große Rolle spielt, z. B. Nirväna fundiert, fehlt. Umgekehrt feh-
len dem Buddhisten Begriffe wie „Zeitreihe“, „Zeitinhalt“, „Zeitord-
nung“ (Kant S. 147).
12
von Schuld und Sühne (hetu-phala).
G. Das Milieu der Vorgänge im Individuum.
Dies ganz eigentümliche Milieu18), in das sich zu versetzen
einem Europäer schwerfällt, ist der santäna (Schicksalsfaden)
oder krama. Er ersetzt den brahmanischen ätman in Fällen, wo
ein irgendwie, wenn auch nicht in Raum und Zeit, Beharrendes
als Träger heilsrelevanter Vorgänge zu setzen unvermeidlich ist.
(Stcherb. 23, S. 26.) Der santäna ist nicht Zeit (käla), sondern
das Milieu der aus dem Möglichen ins Wirkliche und Nicht-
mehr-Mögliche gehenden dharma. Als möglicher heißt der
dharma utpatti-dharma, als nicht-mehr-möglicher anutpatti-
dharma19). Dies ist ein Ablauf, der dem zeitlichen nicht
entspricht. Die Zeit läuft hier umgekehrt wie bei uns, nämlich
aus der Zukunft in die Vergangenheit, da die drei Teile der
Zeit: Zukunft, Gegenwart, Vergangenheit im Buddhismus Modi
sind, nicht Zeitstrecken20). Wir werden hierauf bei Betrachtung
des präg-abhäva (S. 45) zurückkommen.
Sowenig wie die Zeit als astronomische Zeit in den hier be-
trachteten Zusammenhängen eine Rolle spielt, so wenig der Raum
als das Milieu dreidimensionaler Dinge. Die Stelle (desa) ist
keine Ausdehnungseinheit, sondern der Sitz eines Geschehens
17) Idi spreche in diesem Fall von dem antecedens und dem segnens.
Der Terminus stammt aus dem Sprachgebrauch Kants und bezeichnet
den Vorgänger in einer anderen als zeitlichen Ordnung. Vgl. Kant,
Kr. d. r. V. (Reclam, 2. Aufl., Flalle 1878), S. 343.
18) Ich benutze das Wort Milieu als das allgemeinere gegenüber
Zeit und anderen speziellen Ordnungen.
19) Stcherb. 23, S. 42. Wenn wir unwissenschaftlich sagen: das
Schicksal, das mir noch blüht, so ist das gerade utpatti-dharma, in
demselben Bild der wachsenden Pflanze gedacht. Dieses mir blü-
hende Schicksal ist doch kein raum-zeitliches Moment.
20) Nicht „Modi der Zeit“ (Kant, 1. c., S. 171), sondern Modi
meiner. Kant unterscheidet: Möglichkeit, Dasein, Notwendigkeit.
Als drittes hat der Buddhist: Nicht-mehr-Möglichkeit. Es ist sehr
charakteristisch, daß unserem Denken dieser Begriff, der im Indischen
eine große Rolle spielt, z. B. Nirväna fundiert, fehlt. Umgekehrt feh-
len dem Buddhisten Begriffe wie „Zeitreihe“, „Zeitinhalt“, „Zeitord-
nung“ (Kant S. 147).
12