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Śāntarakṣita; Kamalaśīla; Liebenthal, Walter [Übers.]
Satkārya in der Darstellung seiner buddhistischen Gegner: die prakṛti-parīkṣā im Tattvasaṃgraha des Śāntirakṣita zusammen mit der Pañjikā des Kamalaśīla — Breslau, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.51389#0033
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daß das spätere Wort für Ursache allgemein (kärana) im Rg_
Veda und den Brähmanas noch nicht verkommt23).
In mythologischer Zeit waren Ursachen: die Mächte, die hinter
den Dingen, in den Dingen steckten, die großen und kleinen
Götter, Zauberwesen, anonymen Zauber usw., die an den Dingen
hafteten, ohne darum weniger subjektiv zu sein als die Einzel-
persönlichkeiten 24). In späterer Zeit erstarren diese Gestalten
zu abstrakten Gebilden mit bestimmter Funktion innerhalb eines
Weltgebäudes. Sie werden, wie wir sagten, reduziert (vgL A. 15).
Ihr ursprünglich personaler Charakter geht jedoch nicht ganz
verloren. Auch entstehen neue Mächte von ausgesprochen per-
sonalem Charakter wie Isvara. Sie müssen unter ganz anderen
Gesichtspunkten deskribiert werden als die Theorien oder all-
gemeinen Vorstellungen über Art und Weise der Veränderung
im Kosmos und in der Natur, die wir hier erörtern.
I. Älteste Gegensätze.
Diese Theorien wurzeln in Vorstellungen, die sich bereits in
den Brähmanas spalten. Olclenberg (19, S. 170 f.) unterscheidet
23) Oldenburg 19, S. 160. Rg-Veda X, 72, 2 heißt es noch asatah sad
ajägata (Praeteritum!), gemeint ist also eine einmalige Handlung,
nicht wie später jäyate (Praesens!), womit ein Gesetz gemeint ist (vgl.
u. S. 53).
24) Wir unterscheiden heute z. B., wenn ein Topf zerschlägt, und
wir dann fragen, wie ist das gekommen?, genau die objektive Seite
(„er hatte einen Sprung“) und die subjektive Seite („das hat X ge-
macht“). Nur die erste ist Gegenstand theoretischer Betrachtung: es
läßt sich eine gesetzliche Beziehung zwischen den Faktoren Sprung
und Zerfall herstellen. Die andere ist wesentlich einmalig, sie ist auch
dann einmalig, wenn der Fall sidi öfter wiederholt, wenn ich z. B.
entdecke, daß es stets N.N. ist, der das macht. Hier handelt es sich
um bloß statistische Häufigkeit, nicht um ein Gesetz, das von Häufig-
keit oder Seltenheit des Vorkommens nicht berührt wird.
Nur unter Mächten wie den eben genannten sind hierarchische Be-
ziehungen möglich. Im theoretischen Denken haben hierarchische Ab-
folgen keinen Platz. Eine solche hierarchische Abfolge, bei der es sich
um Höher- oder Mächtigersein von Personen handelt, sind die tattva
des Sämkhya einmal gewesen. Vgl. Käthaka-Up. III, 10:
„Höher als Sinne stehn Dinge, höher als Dinge manas steht,
Höher als manas steht buddhi...“ (Deussen 21, S. 277.)

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