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Drittes Raxitel.

Engeln und dem überwundenen Drachen, ein anderer St. Georg zu Pferde
mit dem Drachen kämpfend (ohne Jahreszahl), ein Holzschnitt, der an ein
gutes Cranach'sches Bildchen in der Galerie des gothischen Hauses zu
Wörlitz erinnert, über dessen Entstehungszeit nichts bekannt ist; ein Knabe
zn Pferde, vielleicht Herzogs Georg Sohn, Johann (geb. 1498), ein Ritter
in schöner Rüstung zu Pferde mit der Ueberschrift „der Adel", die Dar-
stellung eines Tourniers, gewöhnlich als „das große Tournier im Schlosse
zu Dresden" bezeichnet, obgleich von einem solchen in diesem Jahre nichts
bekannt ist, auch die auf dem Blatt dargestellten Gebüude nicht an ehe-
malige Dresdener Baulichkeiten erinnern, und endlich ein Reiter in Ritter-
tracht mit zwei Windhunden an der Leine und einer Ritterdame hinter sich
aus dem Pferde mit der Ueberschrift:

„Frisch aus mein Herz, sei unverzagt,

Die ich begehrt hab' ich erjagt."

Die meisten dieser Blütter tragen in charakteristischer Weise als landschaft-
liche Staffage im Hintergrunde ein Felsenschloß, das Cranach selbst auf
seinen mythologischen und biblischen Blüttern — wie bei Venus und
Cupido und selbst anf einer „Ruhe auf der Flucht nach Aegypten" (von
1509) — selten anzubringen versäumte. Zu Cranach's srühesten Holz-
schnitten gehört außer einer heiligen Jungsrau (mit drei Heiligen das
Crucifix anbetend), der ganz vereinzelt die Jahreszahl 1505 trügt, wohl
auch ein Blatt, das später mehrfach in anderer Verwendung vorkommt
und „die Erschaffung der Eva" ganz in der Weise darstellt — Eva steigt,
von Gottvater hervorgerufen, aus der Seite des schlafenden Adam empor
-— wie dieser Gegenstand in den alten vor 1500 erschienenen Holzschnitten
anderer Formschneider, z. B. in der sogenannten „Lidlia Mnxornnw (1470),
in dem „8p66u1uin üuumusu ^ulvutiouis" (1480) und in der Nürnberger
Chronik (1493) dargestellt ist. Aller Wahrscheinlichkeit nach lassen sich
zu den oben angeführten Holzschnitten vom Jahre 1506 noch zwei andere
vorzügliche Blätter dieser Art hinzufügen, die jedenfalls auch jener Zeit
angehören, wo Cranach mit eigener Meisterhand ohne Beihilse seiner
Schüler diesen Kunstzweig pflegte und die noch überdies, insoweit sie an
Cranach'sche Gemälde erinnern, mit der Entstehungszeit dieser letzteren in
naher Beziehung stehen dürften. Es ist: eine „Ruhe auf der Flucht nach
Aegypten", Marie mit dem Kinde auf dem Schoße, von tanzenden Engeln
umgeben und Joseph (mit dem Zeichen der Schlange, aber ohne Jahres-
zahl), ein Blatt, das in seiner lieblichen Vollendnng an die erwähnte
„Madonna mit Engeln" in der Galerie Sciarra in Rom erinnert, und
 
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