Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II.

DER ITALIENISCHE KUPFERSTICH BIS ZUR
MITTE DES XVI. JAHRHUNDERTS
Die Anfänge der Kupferstechkunst in Italien hüllen sich
ebenso in Dunkel, wie ihr Aufkommen in den Ländern dies-
seits der Alpen. Auf frühen italienischen Werken des Grab-
stichels kommen Namensbezeichnungen der Verfertiger oder
Datierungen kaum vor, und zumal die Blätter, die wegen der
Unbehülflichkeit oder der Einfachheit ihrer Ausführung als
Erstlingserzeugnisse der italienischen Stechkunst angesehen wer-
den, gewähren weder eine Hinweisung auf die Zeit, noch den
Ort ihrer Entstehung. Vasaris Erzählung, dafs der florentiner
Goldschmied Maso Finiguerra um 1450 das Verfahren er-
funden habe, gestochene Platten zu drucken, ist in das Gebiet
der Künstlerfabeln zu verweisen. Wahr scheint nur zu sein, dafs
die ersten Stecher in Italien, wie wahrscheinlich auch in Deutsch-
land, Goldschmiede gewesen sind. Es ist möglich, jedoch keines-
wegs als sicher anzunehmen, dafs das Verfahren des Druckens
gestochener Platten den Italienern von Deutschland aus über-
kommen ist.
Die primitiven italienischen Kupferstiche pflegen in kräftigen
und derben Umrifszeichnungen zu bestehen, die tief in das
Metall gegraben sind. Innerhalb der Umrisse sind die Schatten
meist nur andeutungsweise mit wenigen geraden, ungekreuzten,
schräg laufenden Strichlagen gegeben. Die Modellierung mit
schrägen geradlinigen Strichen bleibt auch fernerhin eine
charakteristische Eigentümlichkeit der italienischen Stechkunst.
Sie entspricht der Art, in der ältere italienische Künstler ihre
Handzeichnungen mit Feder oder Stift zu behandeln pflegten.
Späterhin werden die Stichelzüge regelmäfsiger, die Ausführung
zarter und die Schatten häufiger mit Kreuzungen schraffiert.
Endlich beeinflufst auch die deutsche Stechweise die italie-
nischen Künstler, und sie beginnen die Schatten und die Innen-
formen mit mehr systematischen Kreuzlagen geschwungener
Stichelzüge zu bilden.
Die Stecher der italienischen Frühzeit entleihen wahr-
scheinlich in der Mehrzahl der Fälle die Darstellungen für ihre
 
Annotationen