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VI.

DER ITALIENISCHE KUPFERSTICH IM XVII.
UND XVIII. JAHRHUNDERT
Die Radierung tritt erst zu einer Zeit in den Kreis der
italienischen Kunst, als die Malerei dieses Landes wesentlich
nur noch von dem künstlerischen Erbe der früheren grofsen
Meister zehrt. Doch bleibt den Malern noch die Fähigkeit
zum Schaffen grofser Konzeptionen, die auch in ihren Radie-
rungen den entsprechenden Ausdruck finden.
Eingebürgert wird die Radierung in Italien durch Fran-
cesco Mazzuola, gen. Parmegianino (Parma 1503 —1540).
Seine eigenhändigen Radierungen — abgesehen von einigen
zweifelhaften — sind in affektierter Breite und Flüchtigkeit
rauh und äufserlich reizlos hingeworfen. Kompositionen Par-
megianinos radiert in weicher malerischer Ausführung Andrea
Mel do 11a, der wahrscheinlich identisch ist mit Andrea
Schiavone (1522—1582), dem Schüler und Gehülfen Tizians.
Im Ganzen bewahrt die venetianische Richtung länger ihre
Natürlichkeit, als etwa die durch Parmegianino repräsentierte
Nachfolge Correggios. Von den um die Mitte des Jahrhunderts
thätigen Venetianern sind hervorzuheben Battista del Angelo
Veronese, gen. del Moro, thätig zu Venedig um 1540, und
die Stecher und Radierer Giovanni Battista Fontana und
Giulio Fontana.
Mehr als irgend einer seiner italienischen Zeitgenossen
weifs Federigo Barocci (Urbino 1528, meist thätig zu Rom,
gest. 1602) der Radiernadel Reiz und Wirkung abzugewinnen,
freilich nur in einer geringen Zahl von Blättern; sein Beispiel
findet zunächst bei seinen Landsleuten keine Nachfolge. Ba-
roccis radierte Verkündigung steht an Effekt seinen besten Ge-
mälden gleich und darf trotz der uns heute wenig sympathischen
Formenbehandlung ein Meisterwerk der Radierkunst genannt
werden.
In der eigentlichen Grabstichelarbeit wirkt die Schule Marc-
Antons in Italien im späteren Verlauf des XVI. Jahrh. abgesehen
von Mantua, nur in vereinzelten Nachzüglern fort, als deren be-
 
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