447
Salerno, wohin er vor den Deutſchen flüchtete, „ſei er
heilig geſtorben im Kampfe für des Papſtes Autorität ge—
gen Heinrichs Perfidie.“ Sieben hundert vier und ſechszig
Jahre nach Gregors Tode wurde neben der Domthür eine
andere Inſchrift befeſtigt. Sie beſagt: Pius IX. habe im
Jahre 1849 dieſe Grabkirche Gregors beſucht, „ein Ge—
noſſe ſeiner Leiden.“ Von welchen Wolkenzügen „Perfidie“
fühlte er ſich umſchattet! Und Pius war nicht wie ſein
großer Vorfahr der Angreifer.
Abſchied zu nehmen vom Salerner Golf, ſtieg ich mit
einem Begleiter noch den Schloßberg hinter der Stadt hin—
auf. Eine Prachthöhe! Nur Schade, daß man beinahe
eine Stunde braucht, um in nackter brennender Felswildniß
empor zu klimmen. Eine Feſtung, keine Burg, waren einſt
die ſtolzen maleriſchen Ruinen: kein Feind durfte wagen,
ihrem Herrn bis auf dieſen luftigen Gipfel zu folgen. Die
Frau, welche ſich mit ihrer Familie zwiſchen dieſen Trüm—
mern eingeniſtet hatte, ſah verwundert die Fremdlinge an:
denn ſelten verſteigen ſich Reiſende bis hierher in die
Wolken, und den Italienern wäre es erſt recht zu müh—
ſelig. Wir erſahen die höchſte Warte, und nach einigen
Turnkünſten gelang es endlich, hinauf zu kommen. O
dieſe Ausſicht, erhaben und furchtbar zugleich! Steil unter
uns in der Tiefe Salerno, ſo klein zuſammengekrümmt, als
müßte ein Ziegel, der von hier herunterfiele, gleich ein paar
Straßen und Plätze bedecken, — dort das ewig leuchtende
Meer, — hier grüne Hochthäler zwiſchen Bergen über
Bergen, — auf der einen Seite die Päſtumebene mit den
ſchimmernden Tempeln, abgeſchloſſen durch prangendes äther⸗
klares Vorgebirg, — auf der andern die finſtern Zacken
des Gebirgsſtockes, hinter welchem Amalfi. Fröhlich muß—
Salerno, wohin er vor den Deutſchen flüchtete, „ſei er
heilig geſtorben im Kampfe für des Papſtes Autorität ge—
gen Heinrichs Perfidie.“ Sieben hundert vier und ſechszig
Jahre nach Gregors Tode wurde neben der Domthür eine
andere Inſchrift befeſtigt. Sie beſagt: Pius IX. habe im
Jahre 1849 dieſe Grabkirche Gregors beſucht, „ein Ge—
noſſe ſeiner Leiden.“ Von welchen Wolkenzügen „Perfidie“
fühlte er ſich umſchattet! Und Pius war nicht wie ſein
großer Vorfahr der Angreifer.
Abſchied zu nehmen vom Salerner Golf, ſtieg ich mit
einem Begleiter noch den Schloßberg hinter der Stadt hin—
auf. Eine Prachthöhe! Nur Schade, daß man beinahe
eine Stunde braucht, um in nackter brennender Felswildniß
empor zu klimmen. Eine Feſtung, keine Burg, waren einſt
die ſtolzen maleriſchen Ruinen: kein Feind durfte wagen,
ihrem Herrn bis auf dieſen luftigen Gipfel zu folgen. Die
Frau, welche ſich mit ihrer Familie zwiſchen dieſen Trüm—
mern eingeniſtet hatte, ſah verwundert die Fremdlinge an:
denn ſelten verſteigen ſich Reiſende bis hierher in die
Wolken, und den Italienern wäre es erſt recht zu müh—
ſelig. Wir erſahen die höchſte Warte, und nach einigen
Turnkünſten gelang es endlich, hinauf zu kommen. O
dieſe Ausſicht, erhaben und furchtbar zugleich! Steil unter
uns in der Tiefe Salerno, ſo klein zuſammengekrümmt, als
müßte ein Ziegel, der von hier herunterfiele, gleich ein paar
Straßen und Plätze bedecken, — dort das ewig leuchtende
Meer, — hier grüne Hochthäler zwiſchen Bergen über
Bergen, — auf der einen Seite die Päſtumebene mit den
ſchimmernden Tempeln, abgeſchloſſen durch prangendes äther⸗
klares Vorgebirg, — auf der andern die finſtern Zacken
des Gebirgsſtockes, hinter welchem Amalfi. Fröhlich muß—