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Wanner, Peter [Red.]
Heimatbuch der Stadt Lorch: Lorch: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster — Lorch, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.7424#0067
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granarium iuxta«) innehaben (WUB III, S.357 f.). Konrad
Körnlin, der 1279 Güter in Bietigheim schenkte, erhielt eine
ähnliche Pfründe sowie ein Begräbnis im Kloster zugesichert
(WUB VIII, S. 171). Die Institution des Pfründners bestand
auch später noch. Laurenz Degan, Amtmann und danach
Pfründner zu Lorch, erscheint im Lorcher Schatzverzeichnis
zum Jahr 1496 (Schön 1898, S. 5). Die Ehefrau des Martin Glaser
von Schorndorf bezeichnet das Kalendar als Pfründnerin in
Lorch (Kai., S.143). Gleichberechtigt neben dem Versorgungs-
aspekt ist der Wunsch zu sehen, den Reliquien der Heiligen und
den frommen Werken der Mönche nahe zu sein.
Bei der Erforschung der Sozialgeschichte des Klosters Lorch im
14. und 15. Jahrhundert ist zweifellos die Tatsache auffällig, daß
sich als Vorsteher der Abtei von 1372 bis 1477 also über ein gutes
Jahrhundert, Angehörige eines niederadligen »Familienclans«
abwechselten. Bereits der dreimal in der Abtsreihe vertretene
Vorname Volkart weist die Lorcher Abtswürde als »Pfründe«
einer verwandtschaftlich verbundenen »Adelsgruppe« (Graf
1984c, S. 86 - 89) aus. Deutlicher noch wird die Ausrichtung des
Klosters auf die Interessen niederadliger Kreise für jeden Be-
sucher der Klosterkirche, wenn er die Grabdenkmäler der
Herren von Schechingen und der Herren von Wöllwarth be-
sichtigt.

Durch die Grabdenkmäler wird die Beziehung der Wöllwarth
und Schechingen zu Lorch im wesentlichen erst im 15. Jahr-
hundert faßbar. Stiftungen von ihrer Seite, insbesondere von
Meßgewändern, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
verzeichnet das Lorcher Schatzverzeichnis. Beispielsweise
schenkte 1482 Renhard von Wöllwarth ein Meßgewand aus An-
laß der Totenfeier seiner Mutter. Ehrenfried von Schechingen
überließ dem Kloster 1486 ein Meßgewand aus Damast, als seine
Ehefrau Adelheid von Stein starb (Schön 1898, S.5). Leider
reicht das Lorcher Kalendar nur vereinzelt ins 14. Jahrhundert
zurück. Es verzeichnet die Jahrtage von neun Schechingern und
fünf Wöllwarth.

Möglicherweise ist für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts auch
die Familie von Böbingen dem Umkreis der Schechingen zuzu-
rechnen - die Verwandtschaft der Wappen der Böbingen und
Schechingen fiel bereits Oswald Gabelkover auf.26 Für die Ver-
mutung, daß die Böbinger des 14. Jahrhunderts Nachkommen
von Edelfreien aus der Zeit um 1300 sind, gibt es keinerlei Hin-

weis in den Quellen.27 Im Kalendar werden die Jahrtage von
Konrad und Heinrich von Böbingen (S. 141), von Duothein von
Böbingen (ebd.) sowie von Ritter Sifrid von Böbingen (S. 149)
verzeichnet; ein Sifrid von Böbingen war, wie bereits erwähnt,
um die Mitte des 14. Jahrhunderts Konventuale in Lorch.
Sehr spärlich sind die Zeugnisse für Beziehungen der Schechin-
gen zu Lorch für das D.Jahrhundert. Berthold von Schechingen
stand dem Kloster 1295 in einem Streit mit Ritter Heinrich von
Bietigheim bei (WUB X, S.332). Über den »Leitnamen« Ehren-
fried der Schechinger könnte man wohl eine Beziehung zu dem
1269 bezeugten Ehrenfried von »Hegnesbach« (Wüstung bei
Hinterlintal) herstellen, dessen Vater bereits Ehrenfried hieß
(WUB VII, S.41). Die Aufführung von »Hengenbach« im Ka-
lendar zum 1. Januar erweist die Existenz eines Jahrtags für ei-
nen dieser Adligen (S. 138), und die Urkunde von 1269 bezeugt
sogar ein Erbbegräbnis der Familie in Lorch. Der Schluß, aus
dem weitgehenden Fehlen von Belegen sei eine enge Beziehung
der Schechinger zu Lorch bereits im 13. Jahrhundert ausge-
schlossen, wäre freilich falsch. Betrachtet man nämlich die
Lorcher Urkundenüberlieferung des 13. Jahrhunderts, so sind
ganze drei Urkunden über fromme Stiftungen erhalten geblie-
ben: 1251 über die Stiftung Ritter Reinbolds von Neipperg
(WUB IV, S.241), 1270 über die Stiftung des Gmünder Bürgers
Friedrich (WUB VII, S. 79) und 1271 über die Stiftung des adli-
gen Konrad Körnlin, Güter in Bietigheim betreffend (WUB
VIII, S. 171 mit X, S.332). Diese äußerst unbefriedigende
Quellenlage erlaubt überhaupt keine Aussagen über die Gönner
des Klosters im D.Jahrhundert.

Auch für das 14. Jahrhundert liegen Urkunden über Stiftungen
der Herren von Schechingen, die ihre Grabstätte in der Bartho-
lomäuskapelle besaßen (Kai., S. 139, 146), nicht vor; erst mit
dem Auftreten der Wöllwarth lichtet sich etwas das Dunkel. Mit
der vor 1363 geschlossenen Ehe von Georg von Wöllwarth aus
einer sich nach der Burg Wellwart bei Harburg im Ries nennen-
den Adelsfamilie mit der Tochter Anna des Ulrich von Sche-
chingen »begann der kometenhafte Aufstieg der Woellwarth im

26 Er zeichnet es ab und bemerkt »wie Westersteten oder Schechingen«,
HStASt J 1 Hs. 48g Bd. 2, f. 540. Vgl. auch Alberti Bd. 1, S. 70 f.

27 So Graf 1984c, S. 80. Bühler 1985 bringt demgegenüber nichts neues.

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