Bauernkrieg
Die Reformation und der Bauernkrieg des Jahres 15252 stehen
somit durchaus in Verbindung miteinander, freilich nicht in dem
Sinne, daß die beginnende Reformation den Bauernkrieg her-
vorgebracht hätte, vielmehr haben Luthers Gedanken der schon
länger bestehenden Bewegung des »gemeinen Mannes« einen
tieferen Hintergrund und eine größere Durchschlagskraft ver-
mittelt, so daß es im Frühjahr 1525 an vielen verschiedenen
Stellen Südwest- und Mitteldeutschlands zu Aufständen des
»gemeinen Mannes« kam.3 Hierbei handelte es sich zunächst
um Versammlungen der wehrfähigen und damit stimmberech-
tigten Bevölkerung zum Zweck der Durchsetzung ihrer Forde-
rungen gegenüber ihren Obrigkeiten. Die einzelnen Bauern-
haufen, die sich hier bildeten, tragen durchaus verschiedene
Gesichter. Je nach Zusammensetzung und Führung verhielten
sie sich unterschiedlich, wenngleich auch die vom Haufen der
Neckartäler und Odenwälder an Ostern 1525 begangene Weins-
berger Bluttat für die Reaktion später den willkommenen Anlaß
bot, alle Bauernhaufen als aufrührerische Versammlungen zu
bekämpfen und die Teilnehmer hart zu bestrafen.
Eines der frühen lokalen Aufstandszentren war 1525 wiederum
das Remstal mit den angrenzenden Gegenden. Nachdem es
schon im Herbst 1524 zwischen Hochrhein, Bodensee und
Schwarzwald zu Unruhen gekommen und der Funke Anfang
1525 auf Oberschwaben übergesprungen war und es im März in
Franken zu gären begann, bildete sich am 26.127. März in Sprait-
bach ein Zusammenschluß von limpurgischen und Gmünder
Bauern,4 die die Untertanen des Klosters Lorch aufforderten, zu
ihnen zu kommen. Diese Versammlung, die sich am 28. März
mit Hauptleuten und Räten als »Gemeiner heller Haufen« kon-
stituierte, forderte die Untertanen aller umliegenden Herrschaf-
ten zum Zuzug auf. Von Spraitbach zog der Haufen eigentlich
ziellos nach Iggingen, dann nach Hohenstadt und schließlich
nach Schechingen, um sich am 30./31. März unter dem Ein-
druck der wiederholten Ermahnungen des Gmünder Magistrats
aufzulösen, nachdem sich in einer Abstimmung die Mehrheit
dafür ausgesprochen hatte, vorerst einmal nach Hause zu
gehen.
Dies war freilich nur ein Vorspiel gewesen; die Einnahme von
Weinsberg am Ostersonntag, 16. April, durch den Haufen vom
Neckartal und Odenwald gab ein erneutes Zeichen zum Auf-
bruch. Schon am Ostermontag wird berichtet, daß die Bauern
um Alfdorf und Gmünd wieder zusammenlaufen und sich zu-
nächst in Hohenstadt versammelten, um dann nach Gaildorf zu
ziehen. Nach diesem Sammelplatz wurde der »Gemeine helle
Haufen«, der die Untertanen verschiedener Herrschaften ver-
einigte, der Gaildorfer Haufen genannt. Von Gaildorf zog der
Haufen ins Kloster Murrhardt, das geplündert und beschädigt
wurde, und rückte dann ins Remstal und nahm am 26. April das
Kloster Lorch ein. Während die Hauptmasse dieses Bauern-
heeres bis zum 1. Mai in Lorch stand, machten einzelne Trupps
eigene Unternehmungen. So wurde am 29. April der Hohen-
staufen erstürmt und verbrannt,5 das Kloster Adelberg geplün-
dert und durch Brand beschädigt.
Auch das Kloster Lorch erlitt dieses Schicksal, obwohl der
Wunnensteiner Haufen der württembergischen Bauern unter
Matern Feuerbacher die Gaildorfer ermahnt hatte, die unter
württembergischem Schutz stehenden Klöster, wie Lorch und
2 Grundlegend ist hierfür immer noch Günther Franz: Der deutsche
Bauernkrieg. Darmstadt 1965 (und spätere Auflagen).
3 Hans-Martin Maurer (Bearb.): Der Bauernkrieg im deutschen Süd-
westen. Dokumente - Berichte - Flugschriften - Bilder. Stuttgart
1975; ders. (Bearb.): Bauernkrieg 1524/25. In: Historischer Atlas von
Baden-Württemberg VI, 11.
4 Zum folgenden vgl., falls nichts anderes angemerkt, Hermann Ehmen
Schwäbisch Gmünd im Bauernkrieg. In: Gmünder Studien 2/1979,
S. 85-113.
5 Hans-Martin Maurer: Der Hohenstaufen. Geschichte der Stammburg
eines Kaiserhauses. Sigmaringen 1977, S. 133 - 141.
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Die Reformation und der Bauernkrieg des Jahres 15252 stehen
somit durchaus in Verbindung miteinander, freilich nicht in dem
Sinne, daß die beginnende Reformation den Bauernkrieg her-
vorgebracht hätte, vielmehr haben Luthers Gedanken der schon
länger bestehenden Bewegung des »gemeinen Mannes« einen
tieferen Hintergrund und eine größere Durchschlagskraft ver-
mittelt, so daß es im Frühjahr 1525 an vielen verschiedenen
Stellen Südwest- und Mitteldeutschlands zu Aufständen des
»gemeinen Mannes« kam.3 Hierbei handelte es sich zunächst
um Versammlungen der wehrfähigen und damit stimmberech-
tigten Bevölkerung zum Zweck der Durchsetzung ihrer Forde-
rungen gegenüber ihren Obrigkeiten. Die einzelnen Bauern-
haufen, die sich hier bildeten, tragen durchaus verschiedene
Gesichter. Je nach Zusammensetzung und Führung verhielten
sie sich unterschiedlich, wenngleich auch die vom Haufen der
Neckartäler und Odenwälder an Ostern 1525 begangene Weins-
berger Bluttat für die Reaktion später den willkommenen Anlaß
bot, alle Bauernhaufen als aufrührerische Versammlungen zu
bekämpfen und die Teilnehmer hart zu bestrafen.
Eines der frühen lokalen Aufstandszentren war 1525 wiederum
das Remstal mit den angrenzenden Gegenden. Nachdem es
schon im Herbst 1524 zwischen Hochrhein, Bodensee und
Schwarzwald zu Unruhen gekommen und der Funke Anfang
1525 auf Oberschwaben übergesprungen war und es im März in
Franken zu gären begann, bildete sich am 26.127. März in Sprait-
bach ein Zusammenschluß von limpurgischen und Gmünder
Bauern,4 die die Untertanen des Klosters Lorch aufforderten, zu
ihnen zu kommen. Diese Versammlung, die sich am 28. März
mit Hauptleuten und Räten als »Gemeiner heller Haufen« kon-
stituierte, forderte die Untertanen aller umliegenden Herrschaf-
ten zum Zuzug auf. Von Spraitbach zog der Haufen eigentlich
ziellos nach Iggingen, dann nach Hohenstadt und schließlich
nach Schechingen, um sich am 30./31. März unter dem Ein-
druck der wiederholten Ermahnungen des Gmünder Magistrats
aufzulösen, nachdem sich in einer Abstimmung die Mehrheit
dafür ausgesprochen hatte, vorerst einmal nach Hause zu
gehen.
Dies war freilich nur ein Vorspiel gewesen; die Einnahme von
Weinsberg am Ostersonntag, 16. April, durch den Haufen vom
Neckartal und Odenwald gab ein erneutes Zeichen zum Auf-
bruch. Schon am Ostermontag wird berichtet, daß die Bauern
um Alfdorf und Gmünd wieder zusammenlaufen und sich zu-
nächst in Hohenstadt versammelten, um dann nach Gaildorf zu
ziehen. Nach diesem Sammelplatz wurde der »Gemeine helle
Haufen«, der die Untertanen verschiedener Herrschaften ver-
einigte, der Gaildorfer Haufen genannt. Von Gaildorf zog der
Haufen ins Kloster Murrhardt, das geplündert und beschädigt
wurde, und rückte dann ins Remstal und nahm am 26. April das
Kloster Lorch ein. Während die Hauptmasse dieses Bauern-
heeres bis zum 1. Mai in Lorch stand, machten einzelne Trupps
eigene Unternehmungen. So wurde am 29. April der Hohen-
staufen erstürmt und verbrannt,5 das Kloster Adelberg geplün-
dert und durch Brand beschädigt.
Auch das Kloster Lorch erlitt dieses Schicksal, obwohl der
Wunnensteiner Haufen der württembergischen Bauern unter
Matern Feuerbacher die Gaildorfer ermahnt hatte, die unter
württembergischem Schutz stehenden Klöster, wie Lorch und
2 Grundlegend ist hierfür immer noch Günther Franz: Der deutsche
Bauernkrieg. Darmstadt 1965 (und spätere Auflagen).
3 Hans-Martin Maurer (Bearb.): Der Bauernkrieg im deutschen Süd-
westen. Dokumente - Berichte - Flugschriften - Bilder. Stuttgart
1975; ders. (Bearb.): Bauernkrieg 1524/25. In: Historischer Atlas von
Baden-Württemberg VI, 11.
4 Zum folgenden vgl., falls nichts anderes angemerkt, Hermann Ehmen
Schwäbisch Gmünd im Bauernkrieg. In: Gmünder Studien 2/1979,
S. 85-113.
5 Hans-Martin Maurer: Der Hohenstaufen. Geschichte der Stammburg
eines Kaiserhauses. Sigmaringen 1977, S. 133 - 141.
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