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Wanner, Peter [Red.]
Heimatbuch der Stadt Lorch: Lorch: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Kloster — Lorch, 1990

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https://doi.org/10.11588/diglit.7424#0249
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Gedenkstein für den Abt Benedikt Rebstock, gestorben am 16.
Mai 1563.

wurde. Schon im Juni 1957 war an seine Stelle M. Heinrich Effe-
ren, seither Pfarrer in Herbrechtingen, nach Lorch versetzt
worden, um neben dem Pfarramt zugleich im Kloster als Prae-
ceptor theologiae zu wirken.42 Seit 1553 war aber schon Kaspar
Enz als Pfarrer am Ort, so daß sich die beiden Geistlichen die
Aufgaben teilen konnten. Efferen war neben seinem Lehramt
für das Dorf Lorch zuständig, während Enz die Filialen versah.
Als zweiter Praeceptor, der sicher die »Artes«, also die sprach-
lichen Fächer in der Klosterschule zu lehren hatte, wurde 1562
Heinrich Bixenstein nach Lorch versetzt.

Die Klosterordnung wurde 1559 in überarbeiteter Form der
Großen Württembergischen Kirchenordnung einverleibt. Die
neue Fassung änderte nichts an Bildungszielen und -inhalten,
stellte sie aber ausführlicher und genauer dar. Allerdings wurde
nun eine Unterteilung in höhere und niedere Klosterschulen
vorgenommen. Hiernach gehörte Lorch zu den niederen, deren
Schüler ihre Ausbildung jeweils an einer der höheren Kloster-
schulen fortsetzten, zu denen Bebenhausen, Herrenalb, Hirsau
und Maulbronn gehörten.

Nach dem Durchlaufen dieses Ausbildungsgangs besaßen die
Klosterschüler eine gute Grundlage, um zum Studium an die
Landesuniversität Tübingen gehen zu können. Dort war ja im
ehemaligen Augustinerkloster das »Stift« eingerichtet worden,
das die Theologiestudenten beherbergte, für die dieser Teil ihres
Ausbildungsgangs ebenfalls kostenlos war, wie der Besuch der
Klosterschule. Mit diesen Einrichtungen war für die Theologen,
die ja bis zum Ende des 18. Jahrhunderts den weitaus größten
Teil der akademisch gebildeten Bevölkerung stellten, ein Bil-
dungssystem geschaffen worden, dessen Bedeutung für das
Land nicht leicht überschätzt werden kann und das in seinen
Grundzügen auch noch heute besteht.43

Abt Benedikt Rebstock starb am 16. Mai 1563. Er hinterließ drei
Mönche, nämlich den Prior Michael Reichenbach, zugleich
Pfleger des Klosters in Münster bei Stuttgart, ferner Erhard

42 LKA A3, Bd. 1, S. 142.

43 Hermann Ehmen Bildungsideale des 16. Jahrhunderts und die Bildung-
spolitik von Herzog Christoph in Württemberg. In: BWKG 77/1977, S.
5 -24, hier S. 13 ff.

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