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Lüdemann, Wilhelm von
Neapel wie es ist — Dresden: P. G. Hilschersche Buchhandlung, 1827

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https://doi.org/10.11588/diglit.53366#0029
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ſchen Freund Carlo auf und fingen an mit ihm
ohne Wahl und Abſicht die Stadt zu durchſtrei—

Oen, jedem neuen Schauſpiel folgend und es dem
Zufall uͤberlaſſend, wohin er uns etwa durch den
Reiz irgend eines laͤrmenden Auftritts, oder durch
irgend eine ſonderbare Aeußerung eines ungezuͤ⸗
gelten Volkslebens angezogen, rufen wollte. Nea⸗
pel iſt das Land des Muͤßigganges, nirgends hat
das Dolce Farniente größern Reiz alg hier, und
in keiner Stadt in der Welt giebt es mehr zu
ſchauen, mehr zu hoͤren, mehr Befriediguns fuͤr
eine zweck zund planloſe Neugier alg hier; hier,
wo nichts ſich verbirgt, wo jede Verrichtung des
menſchlichen Lebens mit einer Oeffentlichkeit und
Unbefangenheit betrieben wird, die den fernen
Nordlaͤnder vor Erſtaunen nicht zu ſich ſelbſt kom⸗
men laͤßt. — Das toſende Meer des Toledo
nahm uns auf, nachdem wir die brauſende und
rauſchende Fluth ſeiner Menſchenwogen ſchon lange
von| fern her vernommen hatten.

Wer ſchildert dies Getuͤmmel einer brauſenden

Bevoͤlkerung, dieſes Durcheinander unzaͤhlbarer
Stimmen und Toͤne, dies Geſchrei von tauſend
Feilbietenden, Wunder verkuͤnderen, Kaufenden,
Streitenden, Singenden, Betenden; dies Raſ⸗
ſeln mehrerer tauſend Wagen, Caleſchen, Sez
dien, Kutſchen und Einſpaͤnner, die die auf:
und niederwogenden Volksmaſſen in jedem Au—
genblick und in jeder Richtung, mit fuͤrchterli—
chem Geſchrey durchſchneiden; dieſes Treiben, Ja⸗
gen, Rennen, Streben und Wirken aller Art,
von dem weder die bevoͤlkertſten Gaſſen Londons,

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