29
schnilteu werden soll; alsdann sclmeidet der Aus-
sclineider mit einem äthiopischen Sleine so viel Fleisch
aus, als das Gesetz hefiehlt, fiieht aber sogleich eilig-
und die andern verfolgen ihn mit Steinwiirfen und
Yerwünschungen, als ob sie das Yerbrechen auf ihn
ableiten wolllen, denn es wurde als eine gehässige
Siinde betrachtet, gegen den Körper eines Mitbürgers
Gewalt zu brauchen, ihn zu verletzen oder ihm Ueb-
les zuzufiigen. Die Balsamirer dagegen sind ange-
sehene Beamte, sie verkehren mit den Priestern und
der Zutritt zu den heiligen Oerlern ist ilinen, als
selhst heiligen Männern, gestattet. Sie versammeln
sich um den Todten, welchen man geöffnet halle,
und einer führt dureh den Einschnitt seinc Hand bis
in die Brusthöhle und entfernt alle Eingeweidc aufser
Ilerz und Nieren; ein Anderer reinigt jedes einzelne
Eingeweide mit Palmwein und wohlricchenden Fliis-
sigkeiten; dcn Körper aber salben sie darauf dreifsig
Tage lang mit Cederöl und derglcichen, und reiben
ihn mit Myrrhen, Zimmt und andern Specereien ein,
welche zu seiner Erhaltung und zu seinem YYohl-
geruche dienen. YVenn sie dann den Todlen den
Angehörigen zuriickgeben, so sind alle Theile unver-
sehrt, sö dafs selhst die Haare der Augenlieder und
Augenbraunen erhalten sind; die ganze Gestalt ist
unverändert und der Ausdruck des Gesichtes erkenn-
bar. Manche Aegypter haben auf diese Weise in
prächtigen Gemächern ihren ganzen Stamm bewahrt,
und sehen Leute von Angesicht, welchc schon vielc
Menschenalter todt waren, als sic selhst geboren wur-
den, und finden einen grofsen Trost darin, ihre Vor-
fahren in derselben Gestalt und Physiognomie, als ob
sie noch lebten, zu betrachtcn.« —
W enn wir die Angahen der beiden angefiihr-
ten Schriftsteller vergleichen, so ergiebt sich zuvör-
derst, dafs, was das teclmische Yerfahren des Einbal-
schnilteu werden soll; alsdann sclmeidet der Aus-
sclineider mit einem äthiopischen Sleine so viel Fleisch
aus, als das Gesetz hefiehlt, fiieht aber sogleich eilig-
und die andern verfolgen ihn mit Steinwiirfen und
Yerwünschungen, als ob sie das Yerbrechen auf ihn
ableiten wolllen, denn es wurde als eine gehässige
Siinde betrachtet, gegen den Körper eines Mitbürgers
Gewalt zu brauchen, ihn zu verletzen oder ihm Ueb-
les zuzufiigen. Die Balsamirer dagegen sind ange-
sehene Beamte, sie verkehren mit den Priestern und
der Zutritt zu den heiligen Oerlern ist ilinen, als
selhst heiligen Männern, gestattet. Sie versammeln
sich um den Todten, welchen man geöffnet halle,
und einer führt dureh den Einschnitt seinc Hand bis
in die Brusthöhle und entfernt alle Eingeweidc aufser
Ilerz und Nieren; ein Anderer reinigt jedes einzelne
Eingeweide mit Palmwein und wohlricchenden Fliis-
sigkeiten; dcn Körper aber salben sie darauf dreifsig
Tage lang mit Cederöl und derglcichen, und reiben
ihn mit Myrrhen, Zimmt und andern Specereien ein,
welche zu seiner Erhaltung und zu seinem YYohl-
geruche dienen. YVenn sie dann den Todlen den
Angehörigen zuriickgeben, so sind alle Theile unver-
sehrt, sö dafs selhst die Haare der Augenlieder und
Augenbraunen erhalten sind; die ganze Gestalt ist
unverändert und der Ausdruck des Gesichtes erkenn-
bar. Manche Aegypter haben auf diese Weise in
prächtigen Gemächern ihren ganzen Stamm bewahrt,
und sehen Leute von Angesicht, welchc schon vielc
Menschenalter todt waren, als sic selhst geboren wur-
den, und finden einen grofsen Trost darin, ihre Vor-
fahren in derselben Gestalt und Physiognomie, als ob
sie noch lebten, zu betrachtcn.« —
W enn wir die Angahen der beiden angefiihr-
ten Schriftsteller vergleichen, so ergiebt sich zuvör-
derst, dafs, was das teclmische Yerfahren des Einbal-