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Magnus, Julius <Dr.>
Einbalsamiren der Leichen in alter und neuer Zeit: ein Beitrag zur Geschichte der Medicin — Braunschweig, 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29374#0038
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samirens selbst betrifft, Herodot bei weilem aus-
führlicher und gründlicher erzählt, als der spätere
Geschichtsschreiber, indem sich Diodor mehr mit
den bei dieser Handlung gebräuchlichen Ceremonien
befafst. Hie Differenz in ihren Angaben rührt eines
Theils aus den nur unsichern Nachrichtcn her, welche
sie bei ihrem Aufenlhalte in Aegyplen erlangen konn-
ten;. denn, wie die Aegyptcr bei allen ihren religiö-
sen Handlungen und Gebräuchen mysteriös waren,
so vermulhlich auch bei dicser, welche noch dazu
von einer beslimmten Kaste geübt wurde, in deren
Interesse es Iag, Aveil das Geschäft, wie Diodor
erzählt, sehr einträglich war, das Yolk darüber so
viel Avie möglich in Unwissenheit zu lassen. Ein
ZAVeiter Grund der Ycrschiedcnheit dcr Berichte liegt
aber auch wohl in dem Zeilraume von fast 500 Jah-
ren, welcher ihre Beobachtungeu trennt, dcnn da
die Relimon nicht eine bestimmfe Art des Einbalsa-

D

mirens vorschrieb, wie schon aus der verschiedenen
Kostbarkeit dcr Melhoden erhellt, so ist an dem Yer-
fahren vermulhlich viel verändert und gebessert wor-
den und zum Uebcrflufs können die meisten der
später aufgefundenen und unlersuchten Mumien nach
keiner der von Herodot angegebenen YVeisen be-
reitet sein.

Beide Schriftsteller kommen darin überein, dafs
ein Einschnitt in der linken YYeiche gemacht und
die Bauchhöhle ausgenommen wurde, und dafs Palm-
wein, Cederöl, Myrrhe und Zimmt zum Einbalsami-
ren dienten; über die Zeit hingegen, welchc die Zu-
bereitung der Leichen dauerte, sind sie uneinig, in-
dem Ilerodot siebcnzig, Diodor aber nur dreifsig
Tage angiebt. Autfallend ist ferner, dafs der Ietz-
lere über das Entfernen des Gehirns worüber Ile-
rodot sehr gut berichtet war, gar nichts schreibt,
denn bei den meisten der aufgefundenen Mumien
 
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