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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0018
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Neben diesen quellenkritischen Bezügen in Hinblick auf Ausgrabungsintensitäten gibt es andere
quellenverzerrende Möglichkeiten, die zur Berücksichtigung herangezogen werden müssen. Da
Urnenfelder überwiegend zufällig angeschnitten werden, hängt eine Fundmeldung häufig von dem
Interesse und der Aufgeklärtheit des Finders ab. Der sprunghafte Fundanfall bei einer Bevölke-
rung, die von den zuständigen Stellen diesbezüglich Aufklärung erfuhr, ist an manchen Beispielen
besonders im kreispflegerischen Bereich dokumentiert!.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bei der Beurteilung der Fundquantität sind die infrastruktu-
rellen Maßnahmen eines betreffenden Gebiets. Gerade durch Straßenbau, Kanalisation, Bau von
Wasserwegen (Elbe-Seiten-Kanal), Kultivierung von Moorgebieten, Aufbereitung neuer Fabrikge-
lände und durch die Bautätigkeit schlechthin wird der Fundanfall außerordentlich erhöht, während
in diesbezüglich unterentwickelten Räumen mit reichem Waldbestand usw. archäologische Quellen
seltener angeschnitten werden.
Neben diesen verdeckten Unsicherheiten bei der Quellenstandbeurteilung gibt es selbstverständ-
lich auch primär begründete Ausfälle und Freiräume. So sind Gegenden mit schlechter Boden-
bonität in der Regel dünner besiedelt gewesen als solche, die fruchtbare Böden aufweisen (H.
HINGST, 1952, 8 ff.). Moore und feuchte, mückenreiche Flußauen fallen in der Regel für eine
Besiedlung aus; zu beobachten ist aber, daß im Laufe der Zeit auch hier besiedlungskundliche Ver-
änderungen auftreten können.
Bevor ein kurzer Abriß des Quellenstandes der verschiedenen Kreise des Arbeitsgebietes folgt,
sei noch auf den sehr unterschiedlichen Aufarbeitungsstand des Gräberfeldmaterials hingewiesen.
So weist der Kreis Harburg durch die unermüdliche Tätigkeit von W. Wegewitz eine reiche Fülle
publizierten Materials auf, wogegen aus den Kreisen Bremervörde und Osterholz bislang fast keine
Urnenfunde der vorrömischen Eisenzeit veröffentlicht wurden. Ähnliches gilt für die Kreise Roten-
burg (Wümme) und Stade, sieht man bei letzterem von dem Urnenfriedhof Harsefeld ab, den ja
auch W. Wegewitz publizierte. Die in dieser Arbeit vorgelegten Gräber sollen dazu dienen, einen
gewissen Ausgleich in der sehr unterschiedlichen Fundstatistik veröffentlichter Urnengräber der
vorrömischen Eisenzeit dieses Gebietes zu schaffen (Teil II und Teil III).

1. Nordostniedersachsen
Die unter dieser Benennung zusammengefaßten heutigen Landkreise Lüchow-Dannenberg,
Uelzen, Lüneburg und Soltau sowie ein Teil des Kreises Harburg sind erst kürzlich einer umfassen-
den Studie unterzogen worden (O. HARCK, 1972; 1973). Diese Arbeit, deren Rahmen von der
jüngeren Bronzezeit bis zum frühen Mittelalter gespannt ist, enthält ein ausführliches Kapitel über
die Forschungsgeschichte und den Forschungsstand dieses Fundraumes (O. HARCK, 1972, 4 ff.),
so daß hier ein kurzgefaßter Abriß über den Quellenstand der vorrömischen Eisenzeit genügen
möge.
Besonders die Kreise Uelzen und Lüneburg mit ihren zahlreichen archäologischen Altertümern
verweisen auf eine lange Tradition von Sammler- und Ausgrabungstätigkeiten. Mit dem gegen
Ende des 18. Jahrhunderts aufgestellten Katalog von Altertumsfunden des Sammlers R. A. Rüde-
mann, werden die ersten Funddarstellungen aus diesem Gebiet faßbar2. Aber erst die Arbeit des
Kammerherrn G.O.C. von ESTORFF über die „Heidnischen Alterthümer der Gegend von Uelzen
im ehemaligen Bardengau“, welche 1846 erschien, beinhaltet eine Fund- und Befunddarstellung,
die noch heute mit gutem Gewissen für wissenschaftliche Analysen herangezogen werden kann. So
1 Beispielsweise in den Arbeitsbereichen von H. Aust, Kr. Wesermünde, und H. Schirnig, Kr. Uelzen.
2 Verwiesen sei hier auf die ausführliche Darstellung über die Tätigkeiten von R.A. Rüdemann bei H. KRÜGER
(1961, 94).

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