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Häßler, Hans-Jürgen; Rösing, Friedrich Wilhelm
Zur inneren Gliederung und Verbreitung der Vorrömischen Eisenzeit im südlichen Niederelbegebiet (Teil 1): Mit e. Beitr. von F. W. Rösing über Die Leichenbrände der eisenzeitlichen Gräberfelder von Bargstedt I, Harsefeld und Issendorf III (Kreis Stade) — Hildesheim: Verlag August Lax, 1977

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65516#0096
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Gefäße lagen außer in Wanna in den Holter Hügeln (Taf. 84, 3,10) und in Westerhamm, Kr. Land
Hadeln (Taf. 86, 3). Außerhalb dieses Fundraumes sind sie in Hamburg-Langenbek (W. WEGE-
WITZ, 1965, Taf. 11, 75), Harsefeld, Kr. Stade (W. WEGEWITZ, 1937a, Taf. 21, 169.2375), und
Ehestorf-Vahrendorf (W. WEGEWITZ, 1962, Taf. 9, 294, 255; 13, 384), Kr. Harburg, gefunden
worden. Im rechtselbischen Bereich kommen sie beispielsweise auf der Insel Sylt vor (H. HINGST,
1964a, Taf. 9e). Diese Beispiele mögen zeigen, daß die „Rettichgefäße“ keinesfalls so gebietsge-
bunden sind, wie K. Waller meinte.
Neben dieser sehr auffälligen Form mit z.T. stark einziehendem Unterteil und facettiertem oder
breitem Rand, der z.T. an die Randausformung der Ripdorf-Schalen erinnert, gibt es weitbauchige
Gefäße mit facettierten (Taf. 82, 3) oder abgestrichenen Rändern (Taf. 82, 2), die formal mit den
Dreiknubbentöpfen des Stader Raumes (z.B. Bargstedt I, Taf. 29, 214; 30, 223), aber auch mit
vergleichbaren Funden des nordostniedersächsischen Gebietes (z.B. Wetzen, Grab 10, 24) (W.
WEGEWITZ, 1970, Taf. 2, 10; 4, 24, 28) in Verbindung gebracht werden können. Wie bei diesen
ist die Oberfläche des Unterteiles der Exemplare aus dem Elbemündungsbereich häufig angerauht.
Es fehlen aber die dort üblichen drei Knubben, Ösenhenkel oder Griffleisten.
Auch die zweihenkligen Formen (W. WEGEWITZ, 1970) finden sich im Elbemündungsraum
gelegentlich (Taf. 85, 4; 86, 6); ebenso sind die Gefäße mit durch Rille angedeutetem Hals, wie sie
aus Bargstedt I vorliegen (Taf. 25, 188), im Weser-Elbe-Dreieck nicht unbekannt (Taf. 86, 4).
Es hat somit den Anschein, als sei der Anteil der spätlatenezeitlichen Gefäße, welche sich an
das zu dieser Zeit weiträumige übliche Formengefüge des gesamten Niederelbegebietes anschließen,
im Elbemündungsgebiet größer als es durch die sicherlich auch vorzugsweise abgebildeten „Rettich-
gefäße“ den Anschein hat, so daß die gerade auf die Keramik bezogene Eigenständigkeit des
Elbe-Weser-Dreiecks in der Spätlatenezeit noch nicht so ausgeprägt in Erscheinung tritt, als sich
dies später in der älteren römischen Kaiserzeit durch die chaukische Keramik ausdrückt.
Trichterurnen, wie sie zahlreich von den Friedhöfen vom Typ Rieste vorliegen, fehlen im Elbe-
mündungsgebiet bis auf das Exemplar aus Oxstedt, Kr. Land Hadeln (Taf. 85, 3). Möglicherweise
hängt dies damit zusammen, daß es in diesem Gebiet nicht zu dieser ausgeprägten Form von Fried-
hofstypen gekommen ist.
Der östlich des Elbemündungsgebietes anschließende Bereich der Stader-Geest-Gruppe ist in
seinen Stilelementen mit denen der Nordostniedersachsen-Gruppe weitgehend vergleichbar. W.
Wegewitz hat ausführlich das Problem der Dreiknubben- und Zweihenkeltöpfe auf den Friedhöfen
vom Typ Darzau behandelt. Seine Beobachtungen lassen sich auch am Material der hier
vorgelegten Funde auf dem Friedhof Bargstedt I und Sauensiek nach weisen. Bemerkenswerterweise
scheinen in Bargstedt I die Zweihenkeltöpfe aber weitgehend zu fehlen. Dafür sind hier die Töpfe
mit drei Knubben, Ösenhenkel oder aufgesetzten Griffleisten besonders zahlreich vertreten (Taf.
27, 200; 27, 197; 29, 214; 38, 286 u.v.a.). In Sauensiek hingegen sind Zweihenkeltöpfe keine
Seltenheit (Taf. 43, 6; 44, 13). Auffallend ist die Verzierung des Gefäßes E4 aus Sauensiek (Taf.
48). Diese Art des Ornamentierens durch kleine Dellen ist auch in Tostedt-Wüstenhöfen verschie-
dentlich angetroffen worden und ist darüber hinaus auf einer Trichterurne in Putensen belegt 1 "74.
Auch die Erfahrung, daß Trichterurnen im Niederelbegebiet fast ausschließlich auf Friedhöfen
vom Typ Rieste gefunden werden (G. SCHWANTES, 1952; W. WEGEWITZ, 1973, 136),
bestätigt sich am vorgelegten Material. In Bargstedt I sind nur ein, möglicherweise zwei Gefäße
dieses Typs gefunden worden (Taf. 3, 23; 32, 240). Im ersteren war der Leichenbrand einer
jugendlichen Person der Altersstufe Infans II beigesetzt worden. Ein situlaähnliches Gefäß wurde
ferner auf dem Urnenfeld Bargstedt II geborgen (Taf. 41, 4).
R. HACHMANN (1961, 145 ff.) hat bereits auf die besondere Stellung der Trichterurnen in
174 W. WEGEWITZ (1944, 17, Abb. 12, 10,12; 54, Abb. 50, 124. Ders., 1972, Taf. 73, 444).

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