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Claus, Martin
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 23): Palithi: die Ausgrabungen an der Wallburg König Heinrichs Vogelherd bei Pöhlde (Stadt Herzberg am Harz, Landkreis Osterode am Harz) — Stuttgart: Konrad Theiss Verlag, 1992

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68711#0016
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Den Kern des südwestlichen Harzvorlandes bildet eine abwechslungsreiche und vielgestaltige Hügel-
landschaft mit den Höhen des Krückers, des Hainholzes und des Beiersteins. In nördlicher Richtung
schließen sich die Osteroder Kalkberge an. Gegen Süden begrenzen die Täler der Sieber und Oder diese
Hügellandschaft; die stark nach Norden vorstoßenden Kalkberge mit ihren steilen Osthängen werden
von dem weiten Talbogen der Söse umschlossen. Somit wird das Bild dieses Harzvorlandes von vier ver-
schiedenen Landschaftselementen geprägt: dem mächtigen Gebirgsstock des Harzes, den nach Süden
und Westen begrenzenden Höhenzügen, den weiten Talmulden der Söse und Oder und dem zwischen
diesen liegenden Hügelland.
Vielgestaltig ist auch das Bild der geologischen Gliederung, die hier nur andeutungsweise dargestellt wer-
den kann (Abb. 5). Der Rotenberg gehört zu einem in Form einer „Schichtstufenlandschaft“ von Süd we-
sten zum Harzrand ansteigenden nahezu geschlossenen Buntsandsteingebiet, das sich vom unteren
Eichsfeld bis nahe an den Gebirgsrand des Harzes erstreckt. Die das Harzvorland westlich begrenzenden
Höhen des Wieter und Teile des Westerhöfer Waldes heben sich davon als Muschelkalkbildung ab. Den
westlichen und südlichen Harzrand selbst umgibt ein Zechsteingürtel, für den besonders die bizarre Do-
lomitfelsenbildung im Raum Herzberg-Scharzfeld-Walkenried sowie die weithin leuchtenden Gipsfel-
sen der Osteroder Kalkberge charakteristisch sind. Die Hänge der Terrassen und Täler sind von Löß be-
deckt, die Flußniederungen der Oder, Sieber, Söse und Helme mit ihren Zuflüssen sind mit diluvialen
Schottern, Sanden und Kiesen angefüllt.
Erdgeschichtliche Vorgänge haben das Relief dieser Vorharzlandschaft bestimmt. Die im Untergrund
der Zechsteinschichten einst vorhandenen Kali- und Steinsalzlager wurden auf weite Strecken durch ein-
dringende Sickerwasser aufgelöst, große Hohlräume entstanden im Untergrund, in die die überlagern-
den Erd- und Gesteinsschichten einbrachen. Ausgedehnte Senken, z. B. das Pöhlder Becken, das Lin-
dauer Becken bei Katlenburg, das große Becken des Unteren Eichsfelds oder die „goldene Aue“ zwi-
schen Nordhausen und dem Kyffhäuser sind dadurch entstanden.
Auf Auslaugungsprozesse sind auch die zahlreichen Kleinformen der Landschaft zurückzuführen, wie sie
im westlichen und südlichen Harzvorraum zu beobachten sind, z. B. die Dolomithöhlen bei Scharzfeld
und die zahlreichen Gipshöhlen im Hainholz nordwestlich von Herzberg-Osterode. Spalten, Klüfte, Erd-
fälle und Dolinen prägen in diesem Gebiet das charakteristische Bild einer Gipskarstlandschaft. Hierzu
gehören auch die unterschiedlich großen trichterförmigen Erdeinbrüche im östlichen Teil des Rotenber-
ges und im westlichen Ortsteil Pöhldes. Nicht zuletzt ist als eine Folgeerscheinung dieser erdgeschichtli-
chen Vorgänge die vier Kilometer südlich von Pöhlde gelegene Rhumequelle — eine der größten Quellen
Deutschlands — zu nennen.
Diese natürliche Ausstattung des südwestlichen Harzvorlandes bot für landwirtschaftliche Nutzung nur
einen begrenzten Raum auf den hügeligen von Löß bedeckten Niederungsgebieten. Noch heute ist der
Landschaftscharakter des Harzvorlandes zu einem großen Teil von Wald bestimmt. Der Harz selbst ist bis
nahe an die Talrandzonen fast ausschließlich von Wald bedeckt. Ausgedehnte zusammenhängende
Waldgebiete erstrecken sich auf den Randbergen, dem Rotenberg, dem Wieter und dem Westerhöfer
Wald. Aber auch im Kerngebiet selbst, dem Hainholz, Krücker, Beierstein und den Osteroder Kalkber-
gen bestehen bzw. bestanden größere Waldgebiete. Das südliche Harzvorland dagegen ist, abgesehen
von kleineren Waldinseln, heute nahezu waldfrei.

2.2 Vor- und Frühgeschichte
Die archäologische Landesforschung ist im südwestlichen Harzvorland erst verhältnismäßig spät tätig ge-
worden. Nach den Untersuchungen von K. H. Jacob-Friesen und L. Zotz an der Steinkirche, am Schulen-
berg und in der Einhornhöhle bei Scharzfeld in den Jahren 1925—1928 und 1930 (NOWOTHNIG 1978,
203 ff.) ruhte sie, abgesehen von einigen Ausnahmen, fast völlig. Die Kenntnis zahlreicher Bodendenk-

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