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Claus, Martin
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 23): Palithi: die Ausgrabungen an der Wallburg König Heinrichs Vogelherd bei Pöhlde (Stadt Herzberg am Harz, Landkreis Osterode am Harz) — Stuttgart: Konrad Theiss Verlag, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.68711#0046
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Rückschlüsse wegen ihrer Unvollständigkeit nicht auswertbar. Das gleiche gilt bei zuweilen auftretenden
Steinpflaster ähnelnden Konzentrationen im ansonst steinfreien Lehmboden. Vermutlich handelt es sich
bei diesen geringen Befunden um kleinere Reste einer alten Oberfläche.
Die Ausbeute an Fundgut aus dem Oberburgteil B des Schnittes 31 ist unbefriedigend. Unter den insge-
samt 119 keramischen Resten befinden sich nur 7 Randscherben, von denen lediglich 5 in die Formen-
gruppen eingegliedert werden können; hierzu kommen 3 Bodenscherben. Diese wenigen bestimmbaren
Scherben lassen sich in Düna mit Keramik aus den Bauphasen I a, I b und II vergleichen. Ein Teil der Fun-
de kam unter der Versturzmasse an der Innenseite der Oberburgmauer zum Vorschein, andere lagen als
Streugut im steinfreien gelbbraunen Lehm ohne irgendwelche Fundzusammenhänge.
Durch weitere Untersuchungen im Bereich der Oberburg konnten wichtige Aufschlüsse über das zeitli-
che Verhältnis zwischen Oberburg und Unterburg gewonnen werden. Die Schnitte 3 und 8 bestätigten die
bereits von Professor Dr. E. SPROCKHOFF geäußerte Vermutung, daß die sich quer durch die Ober-
burg bogenförmig erstreckende flache Bodenmulde den Verlauf eines ehemaligen Grabens der Unter-
burg erkennen läßt, der wahrscheinlich beim Bau der Oberburgbefestigung aufgefüllt wurde. Deutlich
zeichneten sich im rotbraunen und felsigen Untergrund des Schnittes 3 (Schnittlänge 15 m, Schnittbreite
1,50 m; Abb. 22 b) die Profile eines Sohlgrabens ab, dessen Füllung die gleiche Zusammensetzung an
Erd- und Steinmaterial aufwies, wie sie der Stein-Holz-Erde-Bau des Unterburgwalles enthält. Auch
Spuren eines ehemaligen Holzeinbaues fehlten dabei nicht. Die C14-Datierung eines verkohlten Balken-
restes (FNr. 3/1 [2]) ergab 515 ± 160 n. Chr.4
Diese Holzreste liegen inmitten der Auffüllmasse des ehemaligen Grabens und müssen folglich zumin-
dest bei dessen Einebnung mit eingebracht worden sein. Die größte Breite des aufgedeckten Grabens be-
trug 6 m, die Tiefe 2,20 m; die fast horizontale Grabensohle war 1,30 m breit.
Der Schnitt 8 (Länge 13,00 m, Breite 2,00 m; Abb. 23; Taf. 4 b) zeigte die gleichen Befunde. Der Graben
hat eine obere Weite von 7,00 m, die etwas unregelmäßig verlaufende Grabensohle ist 1,50 m breit und
liegt 2,70 m unter der heutigen Oberfläche. Auch hier war die Grabenfüllung häufiger durchsetzt mit
kleineren Holzkohleresten. Die Grabenwände wurden gekennzeichnet durch ein schmales eingeflosse-
nes, gelblich-braunes Lehmband, das auf der Grabensohle eine Mächtigkeit von 0,40 bis 0,50 m erreich-
te. Über dieser lehmigen Schwemmschicht lagerte bis zu einer Stärke von 1,00 m eine Anhäufung von
Buntsandsteinplatten, die vermutlich aus dem Aufbau des ursprünglich hier verlaufenden Unterburg-
walles stammen.
Als einziges Fundstück wurde im Schnitt 3 aus der Grabenfüllung eine nicht näher bestimmbare kleine
Wandscherbe (FNr. 3/1) geborgen. Nach Materialzusammensetzung und -behandlung kann sie mit kai-
serzeitlichen, aber auch mit frühmittelalterlichen Scherben verglichen werden.
Der weitere Verlauf jenes Grabens konnte durch die Befunde aus den Schnitten 26 und 31 festgelegt wer-
den, in denen die Fläche des aufgefüllten Grabens und in den Schnittprofilen auch die Grabenränder
sichtbar wurden. Der Graben erhält dann in Schnitt 13 Anschluß an den noch vorhandenen, zum Ober-
burginneren einbiegenden Wall mit Graben der Unterburg, wo die Überschneidung der Unterburgbefe-
stigung durch die Oberburgmauer sichtbar wird (Abb. 13). Aufschlußreich für die Gesamtsituation an
dieser Kreuzungsstelle sind die Südprofile B—C des Schnittes 13 b (Abb. 14) und das Ostprofil Cl-Dl
des Schnittes 13 a (Abb. 15). Die heutige Oberfläche fällt hier um 1,70 m in den Graben ab. Den Unter-
grund bildet anstehender roter Buntsandstein mit felsigen, horizontal geschichteten Lagen (Schicht 9).
Die unterste Grabenfüllung besteht aus zwei Schichten, die beide etwa in halber Höhe der steilen
Grabenböschung aneinanderstoßen. Die untere braunrote Lehmschicht (Schicht 8) wird überdeckt von
der gleichgearteten, aber mit Steingeröllen angereicherten Schicht 7. Bis zu der Ansatzstelle dieser bei-
4 Die Bestimmung erfolgte 1958 durch freundliche Vermittlung von Prof. Dr. H. SCHWABEDISSEN im Institut für Vor- und
Frühgeschichte der Universität Köln. Probennummer Sch. 60.

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