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Claus, Martin
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 23): Palithi: die Ausgrabungen an der Wallburg König Heinrichs Vogelherd bei Pöhlde (Stadt Herzberg am Harz, Landkreis Osterode am Harz) — Stuttgart: Konrad Theiss Verlag, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.68711#0083
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1967, 28), während Sporen mit langem und gelegentlich schon leicht angehobenem Dorn um die Mitte
des 10. Jahrhunderts in Gebrauch kommen. Die Tatsache der mit Goldblech verzierten Nietplatten führt
bei dem Versuch einer zeitlichen Differenzierung nicht viel weiter. Zu den frühesten Nietsporen dürfte
das Sporenpaar aus dem Schwertgrab von Quedlinburg gehören (SCHULZ 1925,157 ff.). Die Bügelen-
den sind dort mit runden Platten mit aufgelegten, randgewulsteten Bronzescheiben versehen . Das Grab
wird der Zeit um 800 n. Chr. zugewiesen (REMPEL 1966, 37 f., Abb. 17; STEIN 1967, 86). Von den
Sporen, deren Nietplatten durch eine Auflage verziert sind, ist besonders das Sporenpaar aus dem Reiter-
grab von Weißmain, Kr. Lichtenfels zu nennen (SCHWARZ 1975,347 f., Abb. 7), deren Nietplatten mit
Kupfer und Bronze plattiert sind. Die Bügelenden scheinen ganz ähnlich wie die Fundstücke von Kra-
chenhausen/Opf. (STROH 1954,8 f., 23; Taf. 13,K8) auf den Nietplatten zu enden. Beide Gräberfelder
waren im 8. und 9. Jahrhundert in Benutzung. In der Gestaltung der Nietplatten ähneln jene Sporen dem
Pöhlder Bruchstück, bei dem die Bügelenden ebenfalls auf den Nietplatten liegen (vgl. auch GENSEN
1975,144, Abb. 2,6-8; JANKUHN 1943,124 f., Abb. 54; HERRNBRODT 1958,112, Abb. 55; CO-
BLENZ 1958, 38, Abb. 4; KOCH 1984,82). Dem Pöhlder Sporen vergleichbar sind auch die Sporenre-
ste mit Nietplatten aus dem Grab 516 des Gräberfeldes von Ketzendorf, Ldkr. Stade, die in die erste
Hälfte des 9. Jahrhunderts datiert werden (THIEME 1983, 80 f.) und die Nietsporen aus den Gräbern
59 und 130 des Gräberfeldes von Oldendorf, Gde. Amelinghausen, Ldkr. Lüneburg. F. LAUX weist sie
dem 8. Jahrhundert zu (1983, 108 f.). Da Form und Stellung des Dorns bei dem Pöhlder Sporenbruch-
stück unbekannt sind, kann es nur allgemein dem Zeitabschnitt des 8. bis Anfang des 10. Jahrhunderts
zugewiesen werden. Diese Zeitansetzung wird auch durch die Untersuchungen I. GABRIELS (1984) be-
stätigt, der sich aufgrund des reichhaltigen Sporenvorkommens auf der Oldenburg/Schleswig-Holstein
ausführlich mit der Chronologie der Reitersporen beschäftigt hat.
Zwei verschiedene Formen von eisernen Nägeln kommen im Bereich der Oberburg vor. Die erstere be-
sitzt einen vierkantigen Schaft von fast quadratischem Querschnitt; die Länge des vollständigen Stückes
aus der Torgasse des Westtores (Schnitt 12, FNr. 12/4) beträgt 16,1 cm (Taf. 21,10). Der Nagelkopf ist
flach. Der zweite Nagel mit noch erhaltener Länge von 11,8 cm kam inmitten des Steinversturzes an der
Innenseite der Mauer im Schnitt 7 zum Vorschein. Die Ränder des rechteckigen Kopfes sind anscheinend
durch Hammerschläge etwas umgebördelt (FNr. 7/1; Taf. 21,9). Die zweite Nagelform besitzt einen
runden, breitgeschmiedeten, flach gewölbten Kopf, dessen Ränder stärker über den Nagelschaft hinaus-
ragen. Die Länge der Nägel ist je nach Erhaltungszustand unterschiedlich. Diese Nagelform tritt in der
Torgasse des großen Osttores (Schnitt 16) auf (FNr. 16/4; 16/29; Taf. 21,8). Ob es sich bei drei unter-
schiedlichen großen Rostklumpen aus dem Schnitt 22 ebenfalls um Nagelteile handelt, ist wegen ihres
schlechten Erhaltungszustandes nicht zu entscheiden (FNr. 22/1(8); Taf. 21, 7).
Für beide Nagelformen gibt es keine zeitlichen Anhaltspunkte. Es handelt sich um zweckgebundene,
chronologisch nicht näher festlegbare Formen. Für die zweite Nagelgruppe liegen Vergleichsstücke unter
den Baubeschlägen aus Haus I und IV der Wüstung Oldendorp bei Einbeck vor (PLÜMER 1978,150 f.;
159 f.; 213; Abb. 97 u. 99). Das Haus IV kann aufgrund von C14-Altersbestimmungen in das 10.-11.
Jahrhundert datiert werden. Dagegen gehört das Haus I wie alle anderen Baulichkeiten der Wüstung in
das 12. Jahrhundert. Der gleichen Zeitspanne sind die vierkantigen Eisennägel von der Wallanlage Dör-
hai bei Winzenburg, Ldkr. Hildesheim, zuzuweisen, die Mitte bis Ende des 12. Jahrhunderts bestand
(vgl. HEINE 1989, 101 ff. Abb. 16, 3—20). Nägel mit vierkantigem Schaft und breitem flachgewölbten
Kopf sind zahlreich in den Schuttschichten des Walles von Alt-Lübeck gefunden worden. W. NEUGE-
BAUER (1964, 65, Abb. 59) wertet dies als Hinweis, daß sie zur Holzbefestigung im Wall dienten. Ähn-
liches könnte auch für die Stücke von Pöhlde angenommen werden, da sie zwischen dem Versturz der
Mauer oder der Toranlagen gefunden worden sind. Gutes Anschauungsmaterial über die verschiedenen
Nagelformen vermittelt die Nagelkollektion von der Burg zu Wilmsdorf, Kr. Siegen (BAUER 1979,168
Abb. 12,15-35).
Zeitlich nicht näher festzulegen ist ein eisernes Beil mit breiter, durch Rost stark beschädigter Schneide

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