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Claus, Martin
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 23): Palithi: die Ausgrabungen an der Wallburg König Heinrichs Vogelherd bei Pöhlde (Stadt Herzberg am Harz, Landkreis Osterode am Harz) — Stuttgart: Konrad Theiss Verlag, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.68711#0071
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1990, 23; 34 f.; Abb. 43 u. 44). Die mit spitzrunder Randlippe endenden Ränder biegen nach niedriger,
gerundeter Halskehle und kurz gewölbtem Innenumbruch stark ab. Die Schulter der zweitgenannten
Scherbe ist auffallend kurz und steil gehalten und geht in eine nahezu senkrecht aufsteigende Gefäßwand
über. Dagegen steigt bei der ersten Scherbe die Schulter lang und steil schräg zur niedrigen Halskehle an.
Bei beiden ist der Halsumbruch nach innen verdickt. Ihre ocker- bis schwarzbraune Oberfläche ist außen
uneben verstrichen und weist schwach erkennbare Überarbeitungsspuren in Form von Fingerabdrücken
auf. Die Magerung besteht aus Granit- bzw. Quarzgrus; die Bruchstruktur ist schiefrig, die Keramikhärte
mäßig hart (3 MOHS).
Unter der Werla-Keramik findet diese Randbildung ihre Entsprechung bei der Randform 7 in den Wa-
renarten 2301 und 2303 (RING 1990, Abb. 6a; Taf. 1,14; 2,11.). Auf der Madeburg, der Hünenburg
und der Pfalz Grone ist sie ebenfalls vertreten (PETERS 1970, 122 ff. Abb. 28—30; 132 ff. Abb.
32—34). Durch die Zugehörigkeit der Fundnummern 286:1769 und 21:1777 in Düna zur Bauphase I b
bzw. I c wird gleichzeitig ein chronologischer Hinweis gegeben (KLAPPAUF/LINKE 1990,7; 44 f.; vgl.
auch GENSEN 1975, 164, Abb. 10 B,6).

4.1.4.4 Formengruppe 6/4
In dieser Variantengruppe sind Scherben zusammengefaßt, deren ausbiegende Ränder länger und ge-
genüber der Gefäßwand dünner ausgezogen sind; sie enden in einer meist spitzrunden Randlippe. Als
Besonderheit weist die Scherbe 13/1 B(3) (Taf. 19,4) außer einer kleinen Durchbohrung auf der Gefäß-
schulter in der Randmitte eine Schwellung auf, die — allerdings wesentlich schwächer — auch an dem
Randbruchstück 16/36 (Taf 19,3) festzustellen ist. Die gleiche Randbildung ist jedoch auch ohne Rand-
schwellung vorhanden (FNr. 19,4; Taf 19,1). Aus der Unterburg ist hier die Randscherbe FNr. 35/3
(Taf 20,9) mit einzuordnen, die eine schärfere Profilierung dadurch aufweist, daß der Innenumbruch
durch Verstärken deutlicher hervorgehoben ist; der äußere Umbruch ist in der Halskehle eng gerundet.
Die Oberfläche der durchweg gelbbraunen Scherben ist verstrichen und geglättet. Zur Magerung des To-
nes war Granit- oder Quarzgrus, z. T. mit Sand vermischt, verwendet worden. Von der normalen Kera-
mikhärte (3—4 MOHS) unterscheidet sich nur die sehr hart gebrannte Scherbe FNr. 16/36 (5 MOHS).
Die Randbildung kann am ehesten mit der Keramik aus Düna FNr. 21: 3827 (KLAPPAUF/LINKE
1990, Abb. 44) verglichen werden (Bauphase I c). Aus der näheren Umgebung, aus Atzenhausen, Ldkr.
Göttingen wird die vergleichbare Keramik in das 9./10. Jahrhundert eingeordnet (GROTE 1981, 62 f.
Abb. 5,7—11). Der gleiche Zeitansatz wird auch für die entsprechenden Parallelen aus der Pfalz Werla
angenommen (RING 1990, 44 f.; Taf. 3,1—3). Weitere Vergleichsstücke liegen von der Madeburg bei
Reckershausen, der Hünenburg bei Dransfeld und aus dem Pfalzbereich Grone bei Göttingen vor
(PETERS 1970,121 ff. Abb. 29,7; 30,4; 33,34). Für Gommerstedt, Ldkr. Arnstadt/Thüringen ordnet
W. TIMPEL (1982, 60; Abb. 29, 7.9.10) derartige Gefäßränder der Gruppe 1 — frühmittelalterliche
Standbodenkeramik — dem ausgehenden 7.-8. Jahrhundert zu. Die an den Randscherben FNr.
13/1B(3) und 16/36 vorhandene Schwellung des Randmittelteiles ist nicht allenthalben festzustellen.
Sie tritt aber sehr deutlich bei der Keramik von der Madeburg auf (PETERS 1970, 124 Abb. 28,5). So-
weit es übersehbar ist, hat R. SCHINDLER erstmals auf die Besonderheit dieser „Randschwellung“ un-
ter der Hamburger Geestkeramik (Schnitt b) aufmerksam gemacht und sie dem ersten Viertel des
9. Jahrhunderts zugewiesen (SCHINDLER 1952,116 ff.; Tab. 1,9; 1959,62 f. Abb. 1,5 u. 6). Inwieweit
aber diese Beobachtung bei weiteren Untersuchungen über frühmittelalterliche Keramik verwertbar ist,
bedarf noch der Überprüfung an einem größeren und großräumigen Materialkomplex. Auf der Lünings-
burg bei Neustadt a. Rbge., Ldkr. Hannover, scheint die Mittelschwellung des Randes ebenfalls vertreten
zu sein (HEINE 1985b, 17; Abb. 16,25); sie tritt auch unter der Keramik von Liebenau, Ldkr. Nien-
burg/W. auf (STEUER 1975, Abb. 21, 219.223.224).

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