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Lönne, Petra
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Band 31): Das Mittelneolithikum im südlichen Niedersachsen :: Untersuchungen zum Kulturenkomplex Großgartach - Planig-Friedberg - Rössen und zur Stichbandkeramik — 2003

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68368#0073
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Abb. 21 Großenrode-14, Ldkr. Northeim {Kat.-Nr. 132). Breiten-Tiefen-Verhältnis der Silo- bzw. Vorratsgruben
(■ = Profil zylindrisch, = Profil gleichmäßig muldenförmig, ▲ = Profil kegelstumpfförmig) (vgl. Abb. 22).


ben gezählt werden. Der Durchmesser der im Pro-
fil in der Regel zylindrischen Silogruben bewegt
sich überwiegend im Bereich zwischen 0,7 und
1,8 m-lediglich Stelle 1090 stellt mit einem maxi-
malen Durchmesser von 2,9 m eine Ausnahme
dar316. Eine nähere Betrachtung des entsprechen-
den Grubenprofils läßt jedoch eine bei der Aus-
grabung wohl nicht erkannte Überlagerung von
zwei Befunden vermuten {Taf. 209). Der gemittel-
te Durchmesser aller zylindrischen Kesselgruben
aus Großenrode liegt bei ca. 1,2 m {Abb. 21), die
erhaltene Tiefe zwischen 0,18 und 1,1 m. Die klein-
sten Gruben lassen sich mit Durchmessern von
0,7-0,85 m oft nur noch uneindeutig von den (grö-
ßeren) Pfostengruben unterscheiden. Nach Auffas-
sung Keefers (1988) sollen lediglich solche Gru-
ben als „Silogruben“ interpretiert werden können,
die einen rekonstruierten Tiefen-Breiten-Index
(Index 2) von 1:1 aufweisen bzw. deren Tiefe den
Mündungsdurchmesser übersteigt317. Der Zusam-
menstellung in Abb. 22 ist zu entnehmen, daß die
Mehrzahl der mutmaßlichen Silogruben aus Groß-
enrode-14 diesem Kriterium gerecht wird - nur
wenige Befunde zeigen im Verhältnis zum oberen
Durchmesser eine auffallend flache (Erhaltungs-)
Tiefe und sind - Keefers Überlegungen zufolge -
nicht zur Bevorratung geeignet. Hinsichtlich des
Volumens fällt bei den Großenroder Gruben eine
relativ große Variationsbreite auf (vgl. Abb. 22).
Das erhaltene Volumen (V 1) liegt zwischen 0,2

und 2,4 m3, das rekonstruierte Fassungsvermögen
(V 2) bewegt sich bei den sicheren Silogruben zwi-
schen 0,3 und 3,7 m3. Mit den ungewöhnlich gro-
ßen Volumen von 7 bzw. 10 m3 stellen die Gru-
ben 1040 {Taf. 206:1040) und 1090 {Taf. 209) eine
Sonderform dar - eine Interpretation als Silogru-
ben bleibt in diesen Fällen fraglich. Wie bereits
erwähnt, könnte es sich zumindest bei Stelle 1090
auch um zwei, einander überlagernde Befunde
handeln.
Keefer (1988) vermutet, daß die unterschiedlichen
Grubengrößen möglicherweise in Abhängigkeit
von der jeweils einzulagernden Getreideart standen.
Diese Annahme stützt sich auf das unterschiedli-
che Eigengewicht der verschiedenen Getreidearten,
die bei gleichem Gesamtgewicht entsprechend
unterschiedliche Volumen aufweisen können318.
Möglich wäre aber auch eine Nutzung als saiso-
nale Vorratsgrube für anderes Ernte- und Sammel-
gut wie Blätter, Wurzeln oder Knollen. Bei eini-
gen etwas unregelmäßiger angelegten Befunden
ist aber auch eine Verwendung als Materialent-
nahmegruben (z.B. Ton für die Keramikherstel-
lung) nicht auszuschließen.
In Hinsicht auf die ähnlichen Befunde im Bereich
der jungneolithischen Siedlung Hochdorf, Ldkr.
Ludwigsburg, könnte es sich bei einigen der Groß-
enroder Grubenbefunde auch um Reste von Darr-

316 Auch die Durchmesser der unsicheren Vorratsgruben bewegen sich in diesem Rahmen.
317 Keefer 1988, 25.
318 Siehe Keefer 1988, 29. Diese Annahme unterstützen auch die mittelneolithischen Befunde von Langweiler, Kr. Düren.
Dort liegen Hinweise für einen getrennten Anbau von Nacktgerste und Weizen vor; vgl. Knörzer 1971, 31.

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