Andreas Bauerochse, Andreas Niemuth, Nele Jantz, Lyudmila Shumilovskikh, Alf Metzler
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Abb. 13 Übersichtskarte zur Lage mineralischer Durchragungen sowie
des Moorwegs Su3 (nachgewiesener Abschnitt) im Darlaten Moor. Die
Karte zeigt die rekonstruierte Moorausdehnung zur Mitte des ersten
vorchristlichen Jahrtausends, also etwa 1000 Jahre nach Anlage des
Moorweges (Bauerochse und Niemuth 2012) und damit eine größere
Moorausdehnung, als sie für die frühe Bronzezeit anzunehmen ist. Die
Buchstaben markieren die mineralischen Durchragungen auf denen heute
bäuerliche Betriebe angesiedelt sind. A Hespeloh, B Eichloh, C Steinloh,
D Gösloh.
Nach den Ergebnissen der paläobotanischen Untersu-
chungen erfolgte der Bau des Weges in einer Phase, in
der sich das Moor in einem stark vernässten Zustand
befand. Die Vorkommen der NPPs - insbesondere
der Grünalgen und Ruderfußkrebse, aber auch von
Amphitrema - deuten daraufhin, dass das Moor zur
damaligen Zeit durch einen oberflächennah anste-
henden Moorwasserspiegel gekennzeichnet war. Der
überaus gute Konservierungszustand, der die verbau-
ten Weghölzer wie frisch bearbeitet erscheinen lässt,
ist ein weiteres Indiz hierfür. Denn nur in einem
weitgehend sauerstofffreien, sauren Milieu, in dem
mikrobakterieller Abbau weitgehend unterbunden
ist, können Hölzer über lange Zeiträume derartig
erhalten bleiben. Und nicht zuletzt liefern auch die
Wachstumsdepressionen der beiden mit Waldkante
erhaltenen Eichen Hinweise auf veränderte hydro-
logische Bedingungen. Ursachen hierfür können ein
insgesamt gestiegener Grundwasserspiegel oder aber
zumindest bis weit in die Vegetationsperiode hinein
hoch anstehendes Grundwasser und/oder ein Über-
stau des Wurzelraumes zu Beginn der Vegetations-
periode gewesen sein (vgl. Ellenberg 1986; Glenz
et al. 2006). Da als Herkunftsort der Bäume aber
sowohl Moor- bzw. Moorrandstandorte wie auch
die höher gelegenen Mineralbodenbereiche nördlich
des Moores in Frage kommen, handelt es sich hier
zunächst nur um Vermutungen.
Ähnlich den Eichen zeigen auch die aus den
Niedermoorbereichen am Rande des Hochmoorkom-
plexes stammenden Erlen (Ainus glutinosa) Wachs-
tumsdepressionen, die möglicherweise ebenfalls auf
veränderte Wasserstände zurückgeführt werden
können. Zwar verträgt die Art deutlich längere An-
und Überstauphasen als die Eiche, ein hoher, länger
andauernder Überstau führt aber auch bei ihr zu
Wachstumsbeeinflussungen (Ellenberg 1986;
Glenz et al. 2006). Auch wenn anhand der bisheri-
gen dendroökologischen Resultate eine Synchroni-
sierung der Eichen- und Erlenkurve nicht möglich
ist, liegt doch die Vermutung nahe, dass es sich hier
um die Abbildung derselben Entwicklung handelt,
die auch in den Jahreszuwachskurven der Eichen
ihren Ausdruck findet (Abb. 6).
Neben den Hinweisen auf die standörtliche
Situation im Moor belegen die pollenanalytischen
Resultate bereits am Beginn des Pollenprofils, und
damit seit dem späten Neolithikum, Siedlungsaktivi-
täten im Umfeld des Darlaten Moores, die mit Beginn
der Bronzezeit an Intensität zugenommen haben.
Ab dieser Zeit zeigen die im unteren Abschnitt
des Diagramms auf weitgehend stabilem Niveau
befindlichen Kurven der Baum- und Strauchpollen
zunehmend Schwankungen (Abb. 12). Gleichzeitig
nehmen die Vorkommen der Siedlungszeiger und
Krautpollen quantitativ wie auch qualitativ zu. Der
Anstieg der Brandpartikel und damit einhergehend
auch die vermehrten Sporenvorkommen von Gelasi-
nospora, deren Vorkommen eng mit Brand assoziiert
sind (Blackford et al. 2006), sind vermutlich eben-
falls auf eine Zunahme anthropogener Aktivitäten
zurückzuführen, wenngleich in diesem Zusammen-
hang auch natürliche Brände in Folge von Blitzschlä-
gen als Ursache nicht völlig ausgeschlossen werden
können (Abb. 10, 12).
Im Zusammenhang mit der sich abzeichnenden
zunehmenden Erschließung des Landschaftsraumes
am Beginn der Bronzezeit steht auch der Bau des
Moorweges Su 3. Die Massivität des Weges und die
hohe handwerkliche Qualität, die insbesondere in
den mit offensichtlich großer Sorgfalt bearbeiteten
Bauhölzern zum Ausdruck kommt, deuten darauf
hin, dass es sich um ein Bauwerk von großer in-
frastruktureller Bedeutung gehandelt haben muss,
wenngleich bisher auch absolute Hinweise auf
bronzezeitliche Siedlungen im direkten Umfeld des
Weges fehlen (Abb. 1). Während es sehr wahrschein-
lich ist, dass im Zuge der intensiven landwirtschaft-
lichen Nutzungen der letzten Jahrzehnte etwaige
Relikte früherer Besiedlung am nördlichen Moor-
rand zerstört wurden, bieten die Bereiche der im
Moor gelegenen Mineralbodeninseln nach wie vor
die Möglichkeit, derartige Hinterlassenschaften zu
finden. In diesen Bereichen liegen auch heute noch
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Abb. 13 Übersichtskarte zur Lage mineralischer Durchragungen sowie
des Moorwegs Su3 (nachgewiesener Abschnitt) im Darlaten Moor. Die
Karte zeigt die rekonstruierte Moorausdehnung zur Mitte des ersten
vorchristlichen Jahrtausends, also etwa 1000 Jahre nach Anlage des
Moorweges (Bauerochse und Niemuth 2012) und damit eine größere
Moorausdehnung, als sie für die frühe Bronzezeit anzunehmen ist. Die
Buchstaben markieren die mineralischen Durchragungen auf denen heute
bäuerliche Betriebe angesiedelt sind. A Hespeloh, B Eichloh, C Steinloh,
D Gösloh.
Nach den Ergebnissen der paläobotanischen Untersu-
chungen erfolgte der Bau des Weges in einer Phase, in
der sich das Moor in einem stark vernässten Zustand
befand. Die Vorkommen der NPPs - insbesondere
der Grünalgen und Ruderfußkrebse, aber auch von
Amphitrema - deuten daraufhin, dass das Moor zur
damaligen Zeit durch einen oberflächennah anste-
henden Moorwasserspiegel gekennzeichnet war. Der
überaus gute Konservierungszustand, der die verbau-
ten Weghölzer wie frisch bearbeitet erscheinen lässt,
ist ein weiteres Indiz hierfür. Denn nur in einem
weitgehend sauerstofffreien, sauren Milieu, in dem
mikrobakterieller Abbau weitgehend unterbunden
ist, können Hölzer über lange Zeiträume derartig
erhalten bleiben. Und nicht zuletzt liefern auch die
Wachstumsdepressionen der beiden mit Waldkante
erhaltenen Eichen Hinweise auf veränderte hydro-
logische Bedingungen. Ursachen hierfür können ein
insgesamt gestiegener Grundwasserspiegel oder aber
zumindest bis weit in die Vegetationsperiode hinein
hoch anstehendes Grundwasser und/oder ein Über-
stau des Wurzelraumes zu Beginn der Vegetations-
periode gewesen sein (vgl. Ellenberg 1986; Glenz
et al. 2006). Da als Herkunftsort der Bäume aber
sowohl Moor- bzw. Moorrandstandorte wie auch
die höher gelegenen Mineralbodenbereiche nördlich
des Moores in Frage kommen, handelt es sich hier
zunächst nur um Vermutungen.
Ähnlich den Eichen zeigen auch die aus den
Niedermoorbereichen am Rande des Hochmoorkom-
plexes stammenden Erlen (Ainus glutinosa) Wachs-
tumsdepressionen, die möglicherweise ebenfalls auf
veränderte Wasserstände zurückgeführt werden
können. Zwar verträgt die Art deutlich längere An-
und Überstauphasen als die Eiche, ein hoher, länger
andauernder Überstau führt aber auch bei ihr zu
Wachstumsbeeinflussungen (Ellenberg 1986;
Glenz et al. 2006). Auch wenn anhand der bisheri-
gen dendroökologischen Resultate eine Synchroni-
sierung der Eichen- und Erlenkurve nicht möglich
ist, liegt doch die Vermutung nahe, dass es sich hier
um die Abbildung derselben Entwicklung handelt,
die auch in den Jahreszuwachskurven der Eichen
ihren Ausdruck findet (Abb. 6).
Neben den Hinweisen auf die standörtliche
Situation im Moor belegen die pollenanalytischen
Resultate bereits am Beginn des Pollenprofils, und
damit seit dem späten Neolithikum, Siedlungsaktivi-
täten im Umfeld des Darlaten Moores, die mit Beginn
der Bronzezeit an Intensität zugenommen haben.
Ab dieser Zeit zeigen die im unteren Abschnitt
des Diagramms auf weitgehend stabilem Niveau
befindlichen Kurven der Baum- und Strauchpollen
zunehmend Schwankungen (Abb. 12). Gleichzeitig
nehmen die Vorkommen der Siedlungszeiger und
Krautpollen quantitativ wie auch qualitativ zu. Der
Anstieg der Brandpartikel und damit einhergehend
auch die vermehrten Sporenvorkommen von Gelasi-
nospora, deren Vorkommen eng mit Brand assoziiert
sind (Blackford et al. 2006), sind vermutlich eben-
falls auf eine Zunahme anthropogener Aktivitäten
zurückzuführen, wenngleich in diesem Zusammen-
hang auch natürliche Brände in Folge von Blitzschlä-
gen als Ursache nicht völlig ausgeschlossen werden
können (Abb. 10, 12).
Im Zusammenhang mit der sich abzeichnenden
zunehmenden Erschließung des Landschaftsraumes
am Beginn der Bronzezeit steht auch der Bau des
Moorweges Su 3. Die Massivität des Weges und die
hohe handwerkliche Qualität, die insbesondere in
den mit offensichtlich großer Sorgfalt bearbeiteten
Bauhölzern zum Ausdruck kommt, deuten darauf
hin, dass es sich um ein Bauwerk von großer in-
frastruktureller Bedeutung gehandelt haben muss,
wenngleich bisher auch absolute Hinweise auf
bronzezeitliche Siedlungen im direkten Umfeld des
Weges fehlen (Abb. 1). Während es sehr wahrschein-
lich ist, dass im Zuge der intensiven landwirtschaft-
lichen Nutzungen der letzten Jahrzehnte etwaige
Relikte früherer Besiedlung am nördlichen Moor-
rand zerstört wurden, bieten die Bereiche der im
Moor gelegenen Mineralbodeninseln nach wie vor
die Möglichkeit, derartige Hinterlassenschaften zu
finden. In diesen Bereichen liegen auch heute noch