Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bauerochse, Andreas [Editor]; Haßmann, Henning [Editor]; Püschel, Klaus [Editor]; Schultz, Michael [Editor]
"Moora" - Das Mädchen aus dem Uchter Moor: eine Moorleiche der Eisenzeit aus Niedersachsen (Band 47): Naturwissenschaftliche Ergebnisse — Rahden/​Westf.: Verlag Marie Leidorf, 2018

DOI chapter:
Aufsätze
DOI article:
Schultz, Michael; Wilting, Jörg: Anhang: Ergebnisse fluoreszenzmikroskopischer Untersuchungen an einem Feuchtpräparat der Moorleiche "Moora"
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.68699#0109
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
„Moora” - Das Mädchen aus dem Uchter Moor II (MAN 47, 2015, 105 - 108)

105

Anhang: Ergebnisse fluoreszenzmikroskopischer
Untersuchungen an einem Feuchtpräparat der
Moorleiche „Moora“
Addendum: results of fluorescence-microscopic investigations on a wet compound from the bog body of „Moora“
Michael Schultz, Jörg Wilting

Der Moorleiche „Moora“ wurde kurz nach ihrer Ber-
gung ein Weichgewebsstück aus dem Bereich des
Körperstammes entnommen, das anschließend feucht
gelagert wurde (pers. Mitt. A. Bauerochse 2012). Bei
der ersten Untersuchung im Zentrum Anatomie der
Universitätsmedizin Göttingen im Jahre 2012 kam bei
der makroskopischen Untersuchung der Verdacht auf,
daß es sich bei diesem Gewebsstück um den Abschnitt
eines inneren Organs handeln könnte. Im Jahre 2013
wurden - nach der Plastination einer Gewebsprobe -
Präparate für die Lichtmikroskopie angefertigt, die
den Verdacht zu bestätigen schienen, da eine gewisse
Zonengliederung erkennbar war (vgl. Schultz et al.
2015). Allerdings konnte bis zur Fertigstellung dieses
Beitrages noch keine verlässliche Diagnose dieser
Feuchtgewebsprobe gestellt werden, so dass sich die
beiden Autoren dieses Nachtrages im Sommer 2014
noch einmal der Diagnosefindung widmeten.
Aus dem vorliegenden Probenstück wurden
nochmals Präparate angefertigt, die nun fluoreszenz-
mikroskopisch untersucht wurden, in der Hoffnung,
weitere morphologische Einzelheiten nachweisen
zu können, die eine genauere Zuordnung zu einem
bestimmten Organ erlauben würden. In der Tat
konnten die schon zuvor im einfachen und pola-
risierten Durchlicht (Abb. 1) beobachteten zwei
Wandzonen auch fluoreszenzmikroskopisch nach-
gewiesen werden (Abb. 2). Dieser Befund erinnert
in seiner Morphologie auf den ersten Blick an die
Wandstruktur eines Hohlorgans, möglicherweise
eines großen Blutgefäßes. Die breitere Zone, die
zuvor schon den Eindruck erweckte, aus kollage-
nen Faserzügen zu bestehen, stellt sich als über-
wiegend geschlossene Schicht dar, deren gedrängt
angeordnete Faserbündel in Längsrichtung getrof-
fen sind, also parallel zur Schliffebene verlaufen
(Abb. 2). An einigen Stellen haben sich die kollage-


Abb.l Ausschnitt aus dem Feuchtpräparat (Schliffstärke 70|jm): 1= relativ
schmale äußere, im polarisierten Licht kaum darstellbare „Wandzone" (wohl
glatte Muskulatur); 2 = gut darstellbare, sehr breite innere Schicht, die
überwiegend aus kollagenen Faserbündeln besteht. Betrachtung mit dem
Mikroskop im polarisierten Durchlicht unter Verwendung eines Hilfsobjekts
Rot 1. Ordnung (Quarz) als Kompensator. Vergr. 200 x.

nen Faserbündel - wohl aufgrund der postmortalen
Einwirkungen - gestaucht, so dass kleine Lücken
die ursprünglich geschlossene Schicht auflockern
(Abb. 3). In der stärkeren Vergrößerung ist zu erken-
nen, dass außer den überwiegend in Längsrichtung
getroffenen kollagenen Faserbündeln auch einige
quer getroffene Faserbündel zu beobachten sind
(Abb. 4), so dass in räumlicher Betrachtung offenbar
ein dreidimensionales kollagenes Gitterwerk vorliegt.
Eine ganz ähnliche Anordnung kollagener Faserzüge
ist in Schnittpräparaten zu beobachten (vgl. Abb. 4 B
und 5C), die aus rezenten menschlichen Hautproben
angefertigt wurden (Abb. 5). Zusätzlich sind in dem
Moorleichenpräparat an wenigen Stellen auch sehr
dünne Fasern zu erkennen, die an die Fasern elasti-
scher Netze erinnern. Eine sichere Aussage ist aber
 
Annotationen