VII. Das Forum.
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Eine weitere Belehrung über diese Bauart entnehmen wir der
Stuckdekoration auf den Gartenwänden eines eben dieser Periode
angehörigen Hauses (Casa del Fauno). Hier sind Pilaster und
Gebälk in Stuckrelief dargestellt; im übrigen weiß, nur der untere
Gurt des zweigeteilten Epistyls ist gelb, d. h. als Holzbohle ge-
dacht. Nichts war leichter, als das ja nur aus Stuck gebildete
Epistyl als aus einem Stücke bestehend erscheinen zu lassen;
man hat aber doch vorgezogen, es als auf einer Holzbohle
ruhend zu bezeichnen. Wir dürfen hieraus schließen, daß auch
Fig. 17. Teil der neuen Kolonnade, nahe der südwestlichen Ecke des Forums.
an wirklichen Bauten man nicht etwa die unvollkommene Kon-
struktion durch eine Stein und Holz gleichmäßig und gleich-
farbig bedeckende Stuckhülle verbarg, sondern den nun einmal
vorhandenen Materialunterschied auch dekorativ verwertete, indem
das Holz, sei es in seiner natürlichen Farbe, sei es mit einer
angemessenen Bemalung, sich von dem weißen Stuck des Stein-
gebälkes abhob. Man machte eben »aus der Nat eine Tugend«.
Denn da diese Periode die Polychromie der klassischen Zeit auf-
gegeben hatte — nur die Metopen waren, nach einigen Wand-
Mau, Pompeji. 2. Aufl. 4
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Eine weitere Belehrung über diese Bauart entnehmen wir der
Stuckdekoration auf den Gartenwänden eines eben dieser Periode
angehörigen Hauses (Casa del Fauno). Hier sind Pilaster und
Gebälk in Stuckrelief dargestellt; im übrigen weiß, nur der untere
Gurt des zweigeteilten Epistyls ist gelb, d. h. als Holzbohle ge-
dacht. Nichts war leichter, als das ja nur aus Stuck gebildete
Epistyl als aus einem Stücke bestehend erscheinen zu lassen;
man hat aber doch vorgezogen, es als auf einer Holzbohle
ruhend zu bezeichnen. Wir dürfen hieraus schließen, daß auch
Fig. 17. Teil der neuen Kolonnade, nahe der südwestlichen Ecke des Forums.
an wirklichen Bauten man nicht etwa die unvollkommene Kon-
struktion durch eine Stein und Holz gleichmäßig und gleich-
farbig bedeckende Stuckhülle verbarg, sondern den nun einmal
vorhandenen Materialunterschied auch dekorativ verwertete, indem
das Holz, sei es in seiner natürlichen Farbe, sei es mit einer
angemessenen Bemalung, sich von dem weißen Stuck des Stein-
gebälkes abhob. Man machte eben »aus der Nat eine Tugend«.
Denn da diese Periode die Polychromie der klassischen Zeit auf-
gegeben hatte — nur die Metopen waren, nach einigen Wand-
Mau, Pompeji. 2. Aufl. 4