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Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten: Periodica — 1954

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Mai 1954
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Michel, Fritz: Das Schicksal der ehemaligen Koblenzer Adelshöfe
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https://doi.org/10.11588/diglit.35483#0004
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Das Schicksal der ehemaligen Koblenzer Adelshöfe.
von Dr. Dr. h. c. Fritz Michel, Koblenz
Von den zahlreichen Bauten der vier Koblenzer Stadtadelsgeschlechter, denen im frühen
Mittelalter der Schutz der die damalige Rhein-Moselstadt umgebenden römisch-fränkischen
Mauer anvertraut war, sind nur noch 2 übriggeblieben. Einmal das auf einer Eisbreche
(archa!) an der Mosel erbaute Stammhaus der Herren von der Ayken, ein zweistöckiger ro-
manischer Bau mit rundbogigen Fenstern, ebensolchem Fries und ähnlichem Kaminvorsprung,
das Erzbischof Heinrich von Vinstingen 1274 zum Bau seiner Zwingburg erworben hatte.
Mit der alten Burg ist es erhalten geblieben und von der Moselbrücke aus als deren Kernbau
deutlich zu erkennen.
Durch Brandbomben schwer beschädigt ist ein am Münzplatz 7 gelegener Hof, der ebenfalls
zu jenen vier Familien gehörigen Herrn von Bachem, den die Stadt 1362 und 1388 ihren
Besitzern abkaufte und mit dem sie seit 1644 die Herren von Metternich belehnte, die ihm
seinen jetzigen Namen gegeben haben. Die im Erdgeschoß 2,50 m starken Außenmauern
des 1674 umgebauten Wohnhauses sind noch erhalten, ebenso das ehedem mit dem Muschelwappen ausgezierte
bei jenem Umbau veränderte Portal. Deutlich zu erkennen ist in dem neuerdings teilweise abgebrochenen
Stufengiebel noch ein gekuppeltes Rundbogenfenster mit Mittelsäule aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts.
Doch in dem wiederhergestellten Erdgeschoß erinnern nur noch Wandpfeiler und Konsolen an das auf Pfeilern
ruhende ehemalige Kreuzgratgewölbe, das jenen Raum vordem abschloß.
Den stattlichen Besitz einer weiteren Stadtadelsfamilie, der Herren vom Burgtorn, deren letzter seit 1546
in der Liebfrauenkirche ruht, hatten die Herren zu Eltz geerbt und sich 1692 inmitten desselben ein schönes
Palais gebaut, das aber 1889 verkauft und abgerissen wurde. Nur die „Eltzerhofstraße" erinnert heute daran.
Außer diesen hatten noch weitere Familien des Trierer Landadels hier stattliche Häuser und Höfe gebaut, seit-
dem die mit ihnen vielfach versippten Trierer Kurfürsten im 15. Jahrhundert den Ehrenbreitstein und im
16. Jahrhundert die Burg in der Stadt Koblenz als Wohnsitz bevorzugten, insbesondere aber seit Kurfürst
Johann Philipp von Soetern am Fuße der starken Festung 1626/29 die nach ihm benannte Philippsburg als
Residenzschloß erbaut hatte. Bereits 1550 erbaute Anton Waldbott von Bassenheim, der von einem nach Koblenz
verzogenen Mitglied der Waltpoden der Grafschaft Diez abstammte, welcher den von Heinrich von Bachem
1271 erworbenen Bassenheimer Besitz erheiratet hatte, den nach ihm benannten Adelshof. Vier Flügel, von
denen einer auf der Moselstadtmauer ruht, umgeben den Binnenhof, zu welchem über den an der Moselbrücken-
Straße gelegenen Vorhof ein mit seinen schlanken Rundbogen auf korinthischen Säulen ruhendes Portal führt.
Balthasar Neumann hatte den Hof 1745 umgebaut, 1875 erwarb ihn die Stadt zur Unterbringung einer Schule
und des Pfandhauses. Mit seinen schönen Stuckdecken fiel er 1944 den Brandbomben zum Opfer. Im selben
Jahre brannte auch der an der Moselseite des Florinshofes gelegene Bürresheimer Hof ab, den 1660 der
Oberst Lothar Ferdinand von der Leyen erbaut hatte und der von seinen Erben, den Freiherren von Breitbach-
Bürresheim, um mehrere Flügelanbauten im 18. Jahrhundert erweitert wurde. Nach dem Verkauf des Besitzes
(1847) errichtete die jüdische Gemeinde im Hauptbau eine Synagoge, während die Stadt den übrigen Bau durch
einen hinzugefügten Schulbau entstellte. Heute steht an Stelle des Westflügels ein Neubau, den aber das er-
haltene alte Hauptportal schmückt, und es ist zu hoffen, daß auch der Hauptbau zusammen mit dem an-
schließenden alten Kaufhaus und dem ehemaligen Schöffenhaus in Bälde wieder seine Auferstehung feiert.
Besser weggekommen sind im letzten Weltkrieg ein 1715 erbautes und von dem Freiherrn von Glodh 1772
erworbenes Wohnhaus (Entenpfuhl 37), dessen Äußeres zwar durch Umbau stark verändert wurde, im Innern
aber noch seine alten Stuckdecken zum Teil bewahrt hat. Ebenso das Eltz-Rübenacher Haus — das nach dem Bild-
schmuck seines Viereckerkers genannte „Dreikönigshaus" in der Kornpforte — das fast ganz wiederhergestellt
wurde. Der Ratsherr Joh. Wilhelm Hauschild hatte es 1701 erbaut und 1711 dem Domdechanten Anton Frei-
herrn von Eltz-Rübenach verkauft. Im Besitz von dessen Erben blieb es bis 1817. —
Völlig zerstört ist dagegen der vom Kurfürst Karl Kaspar von der Leyen für seinen Neffen der Saffiger
Linie 1677 erbaute und danach benannte stattliche Saffiger Hof an der Ecke von Rheinstraße und Kastorpfaf-
fengasse. An der anderen Seite der letzteren zwischen Rheinstraße und dem damaligen Kastorhof war der be-
deutendste der Koblenzer Adelshöfe gelegen, den ein anderer Kurfürst aus jener aus Gondorf an der Mosel
stammenden Adelsfamilie, Johann von der Leyen, für seine Neffen um 1558 durch den Erwerb einer Anzahl
stattlicher Wohnbauten geschaffen hatte. Meister Jörg von Plaidt hat sie dann 1594 durch Umbau zu einem
um zwei Höfe gruppierten Gebäude vereinigt. Zu diesen Bauten gehört vor allem das ehemalige Gästehaus
des Deutschritterordens mit seiner in vier Joche aufgeteilten zweischiffigen Erdgeschoßhalle mit ihrem spät-
gotischen Netzgewölbe. Sodann eine 1455 dem Deutschritterorden geschenkte hochgotische Kapelle mit Kreuz-
rippengewölbe, dessen Wandkonsolen mit Masken und deren Schlußsteine mit plastischen Darstellungen ge-
schmückt sind. Auch ein Sakramentshäuschen und 2 Wandnischen tragen plastischen Schmuck. Während diese
Kapelle unzerstört blieb und durch ein allerdings jetzt schadhaft gewordenes Notdach gestützt wird, ist der
schöne Saalbau, der — seitdem das Palais nach Erwerb durch den preußischen Staat 1885 Sitz des Generalkom-
mandos geworden war — als „Fahnenhalle" gedient hatte, in seiner Südostecke durch eine Bombe schwer be-
schädigt worden. Auch der übrige Bau ist durch Brandbomben sehr zerstört. Am besten erhalten ist noch die


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