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Burgenfahrt 1954.

Herr Professor Dr. Balla und Herr Professor Dr. Uhlhorn übernahmen dann die Führung durch das herr-
liche großartige Gotteshaus mit seinen reichen Schätzen an Skulpturen, dem einmaligen und kostbaren Schrein,
der einst die Gebeine der heiligen Elisabeth barg und den Sarkophagen bzw. Grabsteinen der Landgrafen.

Dann ging es zur Universitätsaula, wo die Geschichte der Universität in großartigen Wandgemälden des
Malers Peter Janssen, Düsseldorf, dargestellt ist.


ie im Anschluß an die satzungsgemäße
Vorstands-, Beirats- und Jahreshaupt-
versammlung durchgeführte Burgen -
fahrt nahm in der alten, ehrwürdigen
Universitätsstadt Marburg, der Stadt

mit den reichen Erinnerungen an die heilige Elisa-
beth und den Deutschen Ritterorden, mit einer Be-
teiligung von ca. 80 Personen, unter anderem SKH.
Oskar Prinz von Preußen als Ehren-Schirmherr un-
ter der bewährten Leitung des Präsidenten Herrn
Architekt BDA Fritz Ebhardt, ihren Anfang. Nach
Abschluß der verschiedenen langen Verhandlungen
im Hotel „Europäischer Hof" begaben sich die
Fahrtteilnehmer in die St. Elisabethkirche, wo ein
schlichter Lorbeerkranz an der Gruft des ehemali-
gen unvergessenen Feldmarschalles und Reichsprä-
sidenten Paul von Benekendorf und Hindenburg und
Preußen im Namen aller Teilnehmer niedergelegt wurde

seiner Gemahlin von S. Kgl. Hoheit Prinz Oskar von

Bereitstehende Wagen brachten alsdann die Burgenfahrer zum Landgrafenschloß über der Stadt. Ein sehr
instruktiver Lichtbildervortrag des Herrn Professor Dr. Uhlhorn über die Entwicklung der einstigen Burg zum
Schloß leitete die Führung ein. Auch wurde eine sehr instruktive Modellsammlung der verschiedenen Bauzei-
ten mit großem Interesse besichtigt. Die Führung mußte infolge der bei dem selten trüben Wetter früh herein-
brechenden Dunkelheit etwas beschleunigt werden, da die alten Räume des Schlosses keine genügende Beleuch-
tungsanlage besitzen. Mit den Wagen ging es dann wieder hinab zur Stadt, zum altehrwürdigen Rathaus, wo
im historischen Rathaussaal bei stimmungsvollem Kerzenlicht das Abendessen eingenommen wurde. Es begrüß-
ten die Burgenfahrer der stellvertretende Herr Bürgermeister Dr. Schilling und Herr Professor Dr. Balla als
Vertreter der von Marburg abwesenden Magnifizenz der Philipps-Universität. Andererseits begrüßten und be-
dankten sich für die liebenswürdigen Worte unser Präsident und SKH. Prinz Oskar von Preußen.


Schloß Buchenau Foto: BCh

Am Sonntag morgen um 8.30 Uhr begann dann die eigentliche Burgen-
fahrt. Nach einer Fahrt durch die schöne Landschaft war das erste
Ziel Bnrg Schweinsberg. In der Halle der schön ausgestatteten „Neuen
Kemenate" wurden die Burgenfahrer vom Besitzer Herrn Freiherr
Schenk zu Schweinsberg und seiner Familie begrüßt. Nach einem Vor-
trag des Archivars Herrn Dr. Eckhardt schloß sich ein Gang durch
die schönen Räume an. Vom sogenannten Hexenturm genoß man
einen herrlichen Blick in die herbstliche Landschaft. — Schweinsberg
1231/32 erstmals genannt, wird um 1234 ihre erste einfache Burg-
anlage besessen haben, und die Ansiedelung zu Füßen der Burg hatte
um 1264 ihre eigene Kirche, die St. Stephanskirche. Die ungemein
günstige Hügellage der Burg inmitten eines ausgedehnten Sumpfge-
bietes, das sie im Mittelalter kaum einnehmbar machte, ließ sie zu
einem neutralen Sperriegel zwischen der mainzischen Amöneburg und
dem landgräflich hessischen Homburg a. d. Ohm von besonderer Be-
deutung werden. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts waren die Span-
nungen zwischen den thüringisch-hessischen Landgrafen und den Erz-
bischöfen von Mainz ständig gewachsen, und beide Gegner bemühten
sich um die Unterstützung der Schenken zu Schweinsberg. Diese
waren sich ihrer wichtigen Stellung als Zünglein an der Waage durch-
aus bewußt und verstanden sie zu ihrem Vorteil zu nutzen, unter sorg-
samster Wahrung ihrer eigenen Unabhängigkeit.

Die zahlreiche Familie der Schenken zu Schweinsberg hatte eine ganze Anzahl von Wohnhäusern der ver-
schiedenen Linien im Burgring, von denen heute nur noch die zwischen 1459—149? erbaute „Neue Kemenate"
und der „Fähnrichsbau" stehen und noch bewohnt sind. Von einigen der abgegangenen Häuser sind Kellerräume
erhalten, die bei einem Rundgang durch die schönen Gartenanlagen betrachtet werden konnten.

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