kraft war in jeder Epoche so stark, daß die Meister ihre Werke in der Regel nach dem für ihre Zeit charak-
teristischen Stil schufen. An den großen mittelalterlichen Baudenkmälern, die meistens in mehreren Abschnitten
entstanden sind, zeigen die verschiedenen Farmen, welcher Zeit die einzelnen Bauperioden zuzurechnen sind.
Jede Epoche war schöpferisch genug, selbständig Eigenes zu schaffen und das Alte gehörte der Vergangenheit
an. Es ist gewiß keine Zufälligkeit, daß die staatlichen Museen erst eingerichtet wurden, als die Zeit nicht mehr
jenen einheitlichen, dominierenden Formwillen aufbrachte, wie er beispielsweise in der Romantik, Gotik,
Renaissance oder des Barock seinen alles bestimmenden Ausdruck fand. Man begann erst dann auf die Be-
wahrung des aus der Vergangenheit überkommenen Kulturgutes größeren Wert zu legen. Damit soll keineswegs
etwas gegen die Anstrengungen auf Erhaltung der Baudenkmäler im Sinne der Heimatschutzbestrebungen
gesagt werden. Der Historismus geht aber zu weit, wenn bei einer notwendigen Neueindeckung eines histori-
schen Gebäudes unbedingt das gleiche Dachmaterial verlangt wird, wie es früher verwendet worden ist.
Wo es darauf ankommt, ein gewissermaßen als Nationalheiligtum geltendes Bauwerk zu restaurieren oder
eine historisch getreue Nachbildung zu schaffen, soll die alte Dachziegelform beibehalten werden. Im allgemei-
nen wäre es jedoch unangebracht, kostspielige und zudem noch technisch rückständige Nachahmungen eigens
herstellcn zu lassen. Man sollte auch bei der Instandhaltung und Erneuerung historischer Gebäude den techni-
schen Fortschritt ausnützen, selbstverständlich ohne dabei die ästhetischen Forderungen zu verletzen. Auf das
Dach angewendet heißt dies, die technischen Vorteile neuzeitlicher Falzenkonstruktionen mit der Form
früherer Dachziegelarten zu verbinden.
Aus dem Mittelalter sind uns hauptsächlich die von den Römern übernommenen ebenen Platten bekannt,
die an den Längsseiten etwa 2 cm aufgestülpt waren und an den Stoßstellen mit halbrunden Hauben überdeckt
wurden, weiterhin die Mönch-Nonnenschalen und später kamen auch die Hohlpfannen auf. Neben dem Ziegel-
dach waren damals Stroh-, Schindel- und Rethdächcr weit verbreitet.
Die bekannten Falzziegelwerke Carl Ludowici in Jockgrim waren immer schon bestrebt, mit der techni-
schen Vervollkommnung der Verfalzung in der Formgebung ihrer Modelle auch den Forderungen des Heimat-
schutzes gerecht zu werden. Im Laufe der Jahre sind eine Reihe von Sondermodellen entwickelt worden. So
waren die bei den Ausgrabungen gefundenen römischen Platten das Vorbild der Römerpfanne Z 15cN (Abb. 1)
und der Wirkung des Mönch-Nonnendaches kommt die Klosterpfanne Z 6 (Abb. 2) sehr nahe. Die Römer-
pfanne sowohl als auch die Klosterpfanne sind aus einem Stück gepreßt und weisen die vorzügliche Ver-
falzung der Ludowici-Modclle auf. Selbst die modernen Flachpfannen dieser Firma sind in der Form so ge-
halten, daß sie auch für Bauten aus der Vergangenheit
verwendet werden können. Erwähnenswert ist die neue
Falzplatte Z 22 e (Abb. 3), deren Sichtfläche so ausge-
bildet ist, daß damit die Wirkung eines Rethdaches
erreicht wird. Diese F'alzplatte ist auch in rethfarbener
Ausführung erhältlich, wodurch die Anpassung an das
echte Rethdach noch vollkommener wird.
Schon oft hat die Firma Ludowici auch die alten Ziegel-
formen hergestellt, wenn dies aus besonderen Gründen
gewünscht worden ist. Es sei hier nur auf zwei bedeut-
same Baudenkmäler hingewiesen, nämlich die Hoh-
königsburg bei Schlettstadt, die mit Mönch-Nonnenzie-
geln und handstrichartigen Biberschwänzen eingedeckt
worden ist (Abb. 4) und die frühere Reichsfeste Trifels
bei Annweiler, für die große Plattenziegel nach dem
Vorbild der Römerfunde (Abb. 5) verwendet wurden.
Hanns Hub
Abb. 5
8
teristischen Stil schufen. An den großen mittelalterlichen Baudenkmälern, die meistens in mehreren Abschnitten
entstanden sind, zeigen die verschiedenen Farmen, welcher Zeit die einzelnen Bauperioden zuzurechnen sind.
Jede Epoche war schöpferisch genug, selbständig Eigenes zu schaffen und das Alte gehörte der Vergangenheit
an. Es ist gewiß keine Zufälligkeit, daß die staatlichen Museen erst eingerichtet wurden, als die Zeit nicht mehr
jenen einheitlichen, dominierenden Formwillen aufbrachte, wie er beispielsweise in der Romantik, Gotik,
Renaissance oder des Barock seinen alles bestimmenden Ausdruck fand. Man begann erst dann auf die Be-
wahrung des aus der Vergangenheit überkommenen Kulturgutes größeren Wert zu legen. Damit soll keineswegs
etwas gegen die Anstrengungen auf Erhaltung der Baudenkmäler im Sinne der Heimatschutzbestrebungen
gesagt werden. Der Historismus geht aber zu weit, wenn bei einer notwendigen Neueindeckung eines histori-
schen Gebäudes unbedingt das gleiche Dachmaterial verlangt wird, wie es früher verwendet worden ist.
Wo es darauf ankommt, ein gewissermaßen als Nationalheiligtum geltendes Bauwerk zu restaurieren oder
eine historisch getreue Nachbildung zu schaffen, soll die alte Dachziegelform beibehalten werden. Im allgemei-
nen wäre es jedoch unangebracht, kostspielige und zudem noch technisch rückständige Nachahmungen eigens
herstellcn zu lassen. Man sollte auch bei der Instandhaltung und Erneuerung historischer Gebäude den techni-
schen Fortschritt ausnützen, selbstverständlich ohne dabei die ästhetischen Forderungen zu verletzen. Auf das
Dach angewendet heißt dies, die technischen Vorteile neuzeitlicher Falzenkonstruktionen mit der Form
früherer Dachziegelarten zu verbinden.
Aus dem Mittelalter sind uns hauptsächlich die von den Römern übernommenen ebenen Platten bekannt,
die an den Längsseiten etwa 2 cm aufgestülpt waren und an den Stoßstellen mit halbrunden Hauben überdeckt
wurden, weiterhin die Mönch-Nonnenschalen und später kamen auch die Hohlpfannen auf. Neben dem Ziegel-
dach waren damals Stroh-, Schindel- und Rethdächcr weit verbreitet.
Die bekannten Falzziegelwerke Carl Ludowici in Jockgrim waren immer schon bestrebt, mit der techni-
schen Vervollkommnung der Verfalzung in der Formgebung ihrer Modelle auch den Forderungen des Heimat-
schutzes gerecht zu werden. Im Laufe der Jahre sind eine Reihe von Sondermodellen entwickelt worden. So
waren die bei den Ausgrabungen gefundenen römischen Platten das Vorbild der Römerpfanne Z 15cN (Abb. 1)
und der Wirkung des Mönch-Nonnendaches kommt die Klosterpfanne Z 6 (Abb. 2) sehr nahe. Die Römer-
pfanne sowohl als auch die Klosterpfanne sind aus einem Stück gepreßt und weisen die vorzügliche Ver-
falzung der Ludowici-Modclle auf. Selbst die modernen Flachpfannen dieser Firma sind in der Form so ge-
halten, daß sie auch für Bauten aus der Vergangenheit
verwendet werden können. Erwähnenswert ist die neue
Falzplatte Z 22 e (Abb. 3), deren Sichtfläche so ausge-
bildet ist, daß damit die Wirkung eines Rethdaches
erreicht wird. Diese F'alzplatte ist auch in rethfarbener
Ausführung erhältlich, wodurch die Anpassung an das
echte Rethdach noch vollkommener wird.
Schon oft hat die Firma Ludowici auch die alten Ziegel-
formen hergestellt, wenn dies aus besonderen Gründen
gewünscht worden ist. Es sei hier nur auf zwei bedeut-
same Baudenkmäler hingewiesen, nämlich die Hoh-
königsburg bei Schlettstadt, die mit Mönch-Nonnenzie-
geln und handstrichartigen Biberschwänzen eingedeckt
worden ist (Abb. 4) und die frühere Reichsfeste Trifels
bei Annweiler, für die große Plattenziegel nach dem
Vorbild der Römerfunde (Abb. 5) verwendet wurden.
Hanns Hub
Abb. 5
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