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Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten: periodical — 1954

DOI issue:
Mai 1954
DOI article:
Zykan, Josef: Zum Problem der Schlössererhaltung in Österreich
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.35483#0009
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Zum Problem der ScMössererhaltung in Österreich.
von Dr. Josef Zykan, Wien
Landeskonservator von Niederösterreich
Auch auf dem Gebiet der Kultur gilt der biologische Grundsatz, daß jeder Gegenstand eine Funktion er-
füllen muß, daß eine Zweckwidmung notwendig ist, um den Gegenstand auf die Dauer zu erhalten. Der Staat
ist wohl in der Lage, eine gewisse Anzahl von Gegenständen wegen ihres Erinnerungs- oder Seltenheitswertes
zu erhalten. Die Gegenstände haben in einem solchen Falle eine museale Funktion. Sind derartige Gegenstände
jedoch relativ häufig, so fällt der Seltenheitswert weg und wird auch der Wert des Gegenstandes als Erinnerung
an vergangene Zeiten kaum dafür ausreichen, daß große Aufwendungen zu seiner Erhaltung gemacht werden.
Es ist notwendig, daß in diesem Fall ein Verwendungszweck gefunden wird, durch den die Erhaltung des
Gegenstandes möglich wird.
Unsere Burgen, sowie die zahlreichen Schlösser unseres Landes hatten ursprünglich eine politische, kul-
turelle und wirtschaftliche Funktion, die sie heute zum Großteil verloren haben. Nur mehr ein Teil dieser
Baudenkmale ist Mittelpunkt eines land- oder forstwirtschaftlichen Betriebes, welcher die notwendige Grund-
lage für ihre Erhaltung bietet. Das Fehlen einer Funktion ist vor allem die Ursache, derentwegen die Schlösser
im Laufe der Zeit in einen so schlechten Erhaltungszustand gekommen sind. Ein eingehendes Studium der
Frage beweist, daß die Schäden des zweiten Weltkrieges an den Schlössern Österreichs weitaus geringer waren
als etwa die Zerstörungen des Schwedenjahres 1645, des Türkenjahres 1683 oder der Franzosenkriege 1805
und 1809. Aber noch weitaus größer sind die Schäden, welche die Vernachlässigung der Burgen im 17., 18. und
19. Jahrhundert mit sich gebracht, als die Funktion dieser Bauwerke zu schwinden begann. Eine Übersicht über
die sogenannten „Abdachungen" ergibt, daß meist unter dem Druck der Steuerlasten, die Dächer vieler Bau-
werke um geringfügigen Betrag verkauft worden sind. Durch systematische Vernachlässigung sind ferner viele
Burgen dem langsamen Verfall preisgegeben worden. Die Situation nach dem zweiten Weltkrieg ist aber deshalb


Hobkönigsburg bei Schiettstadt

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