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Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten: Periodica — 1954

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Dezember 1954
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Stein, Günter: Zum Stand der märkischen Burgenforschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.35483#0038
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Das Berliner Schloß (Ostsektor von Berlin) wurde, da es durch Luftangriffe stark beschädigt und z. T. aus-
gebrannt war, bedauerlicher Weise im Jahre 1950 von den Ostberliner Behörden abgerissen und das Gelände
zu einem Aufmarschplatz planiert. Damit verschwanden auch die letzten Überreste der Burg Friedrichs II.
Eisenzahn von 1442, der sog. „Grüne Huf' und die spätgotische Erasmuskapelle sowie die interessanten Renais-
sancebauten des Kaspar Theiss an der Spreeseite.
Das Barockschloß von Köpenick (Ostsektor von Berlin), das noch heute durch eine Brücke über den Gra-
ben mit dem Stadtgebiet verbunden ist, wurde nicht beschädigt. Hier stand eine mittelalterliche Burg, die in
den Kämpfen der Quitzows mit Berlin eine Rolle spielte, im 16. Jhd. zum Jagdschloß und Ende des 17. Jhs.
zum heutigen Zustande ausgebaut wurde.
Das barocke Stadtschloß von Potsdam (sowjetische Besatzungszone) wurde bis auf die Umfassungsmauern
durch Luftangriffe zerstört. Von wissenschaftlicher Seite ist in den Ruinen unter Lebensgefahr nach den Resten
der Burg Karls IV., die uns bisher nur in einer Grundrißzeichnung überliefert war, gegraben worden, doch
steht die Veröffentlichung der Ergebnisse noch aus.
Sonst sind im Gebiete der Mark Brandenburg (sowjetische Besatzungszone) die mittelalterlichen Burgan-
lagen wohl alle noch im ähnlichen Zustand erhalten, in dem sie sich zur Zeit der Aufnahme in den Bau- und
Kunstdenkmälern, also etwa in den zwanziger und dreißiger Jahren, befanden. — Burg Liebenwalde ist eine
Gutswirtschaft. Gutshaus, Stallungen und Wirtschaftsgebäude stehen z. T. noch auf mittelalterlichen Funda-
menten; das askanische Torhaus, die Feldsteinringmauerreste mit einem Mauerturm sowie ein Backsteinge-
bäude des 14. Jhs. sind erhalten, doch werden die Ringmauerreste zuweilen mutwillig beschädigt. — Burg Ei-
senhart besteht im alten Zustand. Die Gebäude an den Ringmauern des 15. Jhs. sind auch jetzt bewohnt und
öffentlichen Zwecken dienstbar gemacht. — Burg Tangermünde, eine der größten und schönsten Festen der
Mark, ist sowohl in ihren askanischen, als auch in den Bauteilen Karls IV. unbeschädigt geblieben. — Den
alten Zustand bewahrt hat auch die Burg Angermünde mit einem askanischen Torhaus aus Granitquadern und
gotischer Backsteinringmauer mit Sechseckturm. Hier tobte 1420 die dreitägige erbitterte Schlacht, die
Friedrich I. von Hohenzollern siegreich gegen die Pommern ausfocht. — Stolpe an der Oder, 3 Kilometer von
der Grenze zum jetzt polnisch besetzten Gebiet der Neumark entfernt, zeigt noch immer sein Wahrzeichen, den
wuchtigen Bergfried von 18 m Durchmesser auf steiler Oderrandhöhe. Sogar der Zugangsstollen von 1840, der
von unten ins achteckige Innere des gewaltigen Turmriesen führt, ist zugänglich. — Burg Zossen endlich ist
auch heute bewohnt und wohlerhalten. An mittelalterlichen Bauten steht noch das lange Backstein-Torhaus
mit zugesetzten Durchgängen, sowie eine spätere nördliche Toranlage und ein ehemals überwölbtes zweige-
schossiges Rondell aus dem 15. Jhd.
Diese Beispiele mögen genügen, um den kurzen Gesamtüberblick über den märkischen Burgenbau, seine
Stellung innerhalb des gleichzeitigen allgemeinen deutschen Burgenbaues sowie seine besonderen baulichen
Formen abzurunden und die Skizze von heutigem Stande der märkischen Burgenkunde abzuschließen.
Dr. Günter Stein


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