Buchbesprechungen
Forschung zur römischen Literatur. Festschrift zum 60. Geburtstag von Karl Büchner.
Herausgegeben von Walter Wimmel. 2. Bde. Wiesbaden (Steiner-Verlag) 1970.
Walter Wimmel hat dem verdienten Latinisten ein würdiges Geschenk mit dieser
Festschrift bereitet, und auch für die Schule bietet diese Festschrift eine Reihe bedeuten-
der Beiträge. Freunde und Schüler Büchners bieten ein buntes Spectrum von Themen
und Ansätzen, und doch scheint die Festschrift von einer gewissen Einheitlichkeit in der
Art der Annäherung an die Antike geprägt. Offensichtlich haben sich hier verwandte
Geister gefunden, geleitet durch die gemeinsame Anteilnahme an der Forschung Karl
Büchners.
Hier können nur die für die Schule - im weitesten Sinne — wichtigsten Beiträge
aufgeführt werden: Blänsdorf, J., Einige Beobachtungen zum vergilischen Enjambement.
- Boyance, P., Sur les origines peripateticiennes de l’humanitas (sehr wichtig). — Buch-
heit, V., Literarische Kritik an T. Annius Cimber (Verg. catal. 2), Cicero (Catull c. 49)
und Sestius (Catull, c. 44); eine klare Interpretation besonders des Catull-Gedichtes
auf Cicero. - Doll, F., Didaktisches zur Einübung horazischer Metrik; schöne Betrach-
tungen über quantitierendes und akzentuierendes Prinzip und Hinweise auf die Ein-
übung in antike Metrik, die auch für die Schule wichtig sein können. - Hanslik, R.,
Tibulls Elegie 1,3. - K. Kumaniecki, Ciceros „Cato“; Rekonstruktionsversuch der
Schrift Ciceros über den jüngeren Cato. - Lesky, A., Zu den Katalogen der Aeneis;
Fortsetzung von Anmerkungen Leskys zu den vergilischen Katalogen. Gerade an dem
angeblich spröden Gegenstand läßt sich Vergils Kunst schön erkennen. — Ortega, A., Die
Tragödie der Pandionstöchter in Ovids Metamorphosen (6, 424-678). - Perret, J., Fides
et la Fortune (Hör. c. 1, 35, 21-28). — Pöschl, Viktor, Zum Anfang von Sallusts Cati-
lina. - Schilling, R., A propos d’un vers d’Horace (Carmen Saeculare 65). - Testard, M.,
Observations sur la conversion d’Augustin et d’Alypius au jardin de Milan. - Tränkle,
Hermann, Catos Origines im Geschichtswerk des Livius. - Wimmel, W., Apollo-
Paupertas. Zur Symbolik von Berufungsvorgängen bei Properz, Horaz und Calpurnius.
- Wistrand, E., Zu Horaz, c. 3, 4, 29 ff. - Merklin, H., Zu Aufbau und Absicht der
Messalinus - Elegie Tibulls. - (O. S.)
Rhys Carpenter: Die Erbauer des Parthenon. München (Prestel-Verlag) 1970. -
191 S. mit zahlreichen Plänen und Abbildungen. Aus dem Englischen übersetzt von
B. Vierneisel.
Der bedeutende Archäologe faßt die Ergebnisse seiner Studien zur Geschichte des
Parthenon zusammen. Er will nachweisen, daß nach 468 v. Chr. auf Veranlassung des
Kimon auf der Arkopolis ein Athena-Tempel geplant wurde (Baumeister: Kallikrates);
der Tempel war halb fertig, als 450 Perikies den Bau unterbrach und durch Iktinos
einen neuen Tempel mit vergrößertem Grundriß errichten ließ, wobei das Material des
unfertigen Baues verwendet wurde. Dieser Tempel, 438 vollendet, ist der erhaltene
Parthenon. Die überwältigende Wirkung des Parthenon auf den Betrachter in Alter-
tum und Neuzeit erklärt Carpenter neben der symmetrischen Anlage des Tempels aus
der Übernahme plastischen Denkens in die architektonische Praxis, die zu den be-
kannten kaum sichtbaren Feinheiten und bewußten Unregelmäßigkeiten führte (ähnlich
wie beim Doryphoros, dem „Kanon" des Polyklet). So wurde „geometrische Starrheit
mit Hilfe feinster Abweichungen vom gleichförmigen Schema gemildert“ und organische,
atmende Form erzeugt. — Das Werk ist spannend und streckenweise fast aufregend
geschrieben. - (O. S.)
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Forschung zur römischen Literatur. Festschrift zum 60. Geburtstag von Karl Büchner.
Herausgegeben von Walter Wimmel. 2. Bde. Wiesbaden (Steiner-Verlag) 1970.
Walter Wimmel hat dem verdienten Latinisten ein würdiges Geschenk mit dieser
Festschrift bereitet, und auch für die Schule bietet diese Festschrift eine Reihe bedeuten-
der Beiträge. Freunde und Schüler Büchners bieten ein buntes Spectrum von Themen
und Ansätzen, und doch scheint die Festschrift von einer gewissen Einheitlichkeit in der
Art der Annäherung an die Antike geprägt. Offensichtlich haben sich hier verwandte
Geister gefunden, geleitet durch die gemeinsame Anteilnahme an der Forschung Karl
Büchners.
Hier können nur die für die Schule - im weitesten Sinne — wichtigsten Beiträge
aufgeführt werden: Blänsdorf, J., Einige Beobachtungen zum vergilischen Enjambement.
- Boyance, P., Sur les origines peripateticiennes de l’humanitas (sehr wichtig). — Buch-
heit, V., Literarische Kritik an T. Annius Cimber (Verg. catal. 2), Cicero (Catull c. 49)
und Sestius (Catull, c. 44); eine klare Interpretation besonders des Catull-Gedichtes
auf Cicero. - Doll, F., Didaktisches zur Einübung horazischer Metrik; schöne Betrach-
tungen über quantitierendes und akzentuierendes Prinzip und Hinweise auf die Ein-
übung in antike Metrik, die auch für die Schule wichtig sein können. - Hanslik, R.,
Tibulls Elegie 1,3. - K. Kumaniecki, Ciceros „Cato“; Rekonstruktionsversuch der
Schrift Ciceros über den jüngeren Cato. - Lesky, A., Zu den Katalogen der Aeneis;
Fortsetzung von Anmerkungen Leskys zu den vergilischen Katalogen. Gerade an dem
angeblich spröden Gegenstand läßt sich Vergils Kunst schön erkennen. — Ortega, A., Die
Tragödie der Pandionstöchter in Ovids Metamorphosen (6, 424-678). - Perret, J., Fides
et la Fortune (Hör. c. 1, 35, 21-28). — Pöschl, Viktor, Zum Anfang von Sallusts Cati-
lina. - Schilling, R., A propos d’un vers d’Horace (Carmen Saeculare 65). - Testard, M.,
Observations sur la conversion d’Augustin et d’Alypius au jardin de Milan. - Tränkle,
Hermann, Catos Origines im Geschichtswerk des Livius. - Wimmel, W., Apollo-
Paupertas. Zur Symbolik von Berufungsvorgängen bei Properz, Horaz und Calpurnius.
- Wistrand, E., Zu Horaz, c. 3, 4, 29 ff. - Merklin, H., Zu Aufbau und Absicht der
Messalinus - Elegie Tibulls. - (O. S.)
Rhys Carpenter: Die Erbauer des Parthenon. München (Prestel-Verlag) 1970. -
191 S. mit zahlreichen Plänen und Abbildungen. Aus dem Englischen übersetzt von
B. Vierneisel.
Der bedeutende Archäologe faßt die Ergebnisse seiner Studien zur Geschichte des
Parthenon zusammen. Er will nachweisen, daß nach 468 v. Chr. auf Veranlassung des
Kimon auf der Arkopolis ein Athena-Tempel geplant wurde (Baumeister: Kallikrates);
der Tempel war halb fertig, als 450 Perikies den Bau unterbrach und durch Iktinos
einen neuen Tempel mit vergrößertem Grundriß errichten ließ, wobei das Material des
unfertigen Baues verwendet wurde. Dieser Tempel, 438 vollendet, ist der erhaltene
Parthenon. Die überwältigende Wirkung des Parthenon auf den Betrachter in Alter-
tum und Neuzeit erklärt Carpenter neben der symmetrischen Anlage des Tempels aus
der Übernahme plastischen Denkens in die architektonische Praxis, die zu den be-
kannten kaum sichtbaren Feinheiten und bewußten Unregelmäßigkeiten führte (ähnlich
wie beim Doryphoros, dem „Kanon" des Polyklet). So wurde „geometrische Starrheit
mit Hilfe feinster Abweichungen vom gleichförmigen Schema gemildert“ und organische,
atmende Form erzeugt. — Das Werk ist spannend und streckenweise fast aufregend
geschrieben. - (O. S.)
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