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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 14.1971

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Nr. 3
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Colloquium didacticum classicum quartum: Canterburry, 5.-8. April 1971
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https://doi.org/10.11588/diglit.33079#0071

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COLLOQUIUM DIDACTICUM CLASSICUM QUARTUM
Canterbury, 5.-8. April 1971
Im Veranstaltungskalender der Altphilologen verdienen die Colloquia für Metho-
dik und Didaktik der Alten Sprachen besondere Aufmerksamkeit. Sie haben den
Zweck, in der bedrängenden Gefährdung den Erfahrungsaustausch zu ermöglichen, der
Methodenreflexion eine breitere Basis zu geben und nach Möglichkeit die Arbeit in den
westeuropäischen Ländern mehr aufeinander abzustimmen. Nach den voraufgegange-
nen Veranstaltungen (Gent, 1963; Amsterdam, 1966; Frankfurt, 1969, vgl. dazu Mitt.-
Blatt DAV 1/69, 1-6) war nun die Reihe an den Engländern, die für 5.-8. April 1971
nach Canterbury eingeladen hatten. Entsprechend der wachsenden Bedeutung, die
modernen Unterrichtsmitteln und neuen Lehrmethoden zukommt, stand diese Zusam-
menkunft unter dem allgemeinen Thema: „Technische Hilfsmittel im Dienst des alt-
sprachlichen Unterrichts“.
TONBAND, SPRACHLABOR, OVERHEAD-PRO'JECTOR
Prof. Landels (Universität Reading) führte mitten hinein in dieses Gebiet mit sei-
nem Vortrag: „Tapes in Teaching and Scansion in Public“ (etwa: Tonbandgebrauch
im Unterricht und bei Skandierübungen). Unter den Verwendungsmöglichkeiten des
Tonbands wurde neben Bekanntem (Selbstkontrolle; Speicherung von Eigen- und von
Fremdleistungen, wie z. B. besonderen Aufführungen dramatischer Art) der Einsatz des
Tonbandes vorgeführt, um Lernenden literarische Werke vorzuübersetzen: am Beispiel
einer Passage aus den „Metamorphosen“ wurde gezeigt, wie der Lehrer seine Über-
setzung vorspricht, dabei Formulierungen erläutert oder Interpretationen begründet.
Auf diese Weise werde es möglich, daß der Lehrer seinen Schülern Literatur erschließe
und sie zugleich in die Kunst des Interpretierens einführe. Nach einer von Diapositiven
illustrierten Erläuterung eines Sprachlabors wurde das Arbeitsverfahren beschrieben
und einer im ganzen positiven Kritik unterzogen: individuelles Arbeitstempo, indivi-
duelle Kontrolle, individuelle Schulung. Am Beispiel einer Versreihe (Plautus) zeigte der
Vortragende, wie Metrik eingeschliffen werden kann; wie im neusprachlichen Unter-
richt vergleicht der Schüler seine Aussprache mit der des Lehrers. Auch Unterrichts-
formen von Frage und Antwort seien denkbar. Erfahrungen lehren jedoch, daß eine
Sprachlabor-Stunde nicht länger als 30 Min. dauern kann, weil die Konzentration
nachläßt und - die Kopfhörer zu heiß werden! - Die vielfältigen Möglichkeiten des
overhead-Projectors, schon im Vortrag ständig und damit überzeugend eingesetzt,
wurden mit dem Beispiel der ersten Verse der „Aeneis“ demonstriert: die metrische
Analyse wurde auf der Projektorfläche in die Zwischenräume der hektographierten
Zeilen eingetragen. Im Unterricht würde es nach Schülerdiktat geschehen. (Im Zuhörer
keimte die Hoffnung, daß damit tatsächlich die Bleistiftzeichen in den Textausgaben
unnötig werden könnten.)
Alles in allem ein Erfahrungsbericht aus der Praxis, wohl geeignet, eigene Experi-
mente zu stimulieren, wenn die technischen Voraussetzungen erst einmal vorhanden sind.
PROGRAMMIERTER UNTERRICHT
Unter diesem Thema stand der folgende Vormittag. Zwei Referenten kamen zu
Worte. Prof. Eikeboom (Utrecht), ausgewiesen durch seine (zusammen mit Holtermann
verfaßte) „Programmierte Lateinische Grammatik“ und durch sein 1970 erschienenes
Buch „Rationales Lateinlernen“ (Vandenhoeck & Ruprecht), gab unter dem Thema
„The Programmed Learning of Latin“ (Programmiertes Lateinlernen) eine grundsätz-
liche Beschreibung dieser Unterrichtsmethode. Als Vorteile zählte er auf: (1) (psycho-
logisch:) aktiver Lerneinsatz der Schüler und verstärkte Lernmotivation durch sofortige
Rückkopplung und Belohnung, dazu die Freiheit, das eigene Lerntempo selbst be-

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