Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 14.1971

DOI issue:
Nr. 4
DOI article:
Buchbesprechungen
DOI article:
Schönberger, Otto: [Rezension von: Lucilius. Satiren. Lateinisch und Deutsch von Werner Krenkel, 2 Bde.]
DOI article:
[Rezension von: L. P. Wilkinson, The Georgic of Vergil. A critical survey]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.33079#0091

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Buchbesprechungen

Lucilius. Satiren. Lateinisch und Deutsch von Werner Krenkel. 2 Bände, insgesamt
772 S., 8 Abb.; Leiden (Brill) 1970. - 120 Gld. - Zugleich erschienen in „Schriften und
Quellen der alten Welt“ (Berlin 1970).
Lucilius ist zwar kein Schulschriftsteller, doch ist sein Werk wichtig für Horaz (z. B.
Iter Brundisinum) oder Seneca (Apokolocyntosis) und für die - etwa auf der Kolleg-
stufe zu behandelnde - Geschichte und Theorie der Satire. Lucilius war ein höchst aggres-
siver und witziger Mann, eine sehr scharf geprägte Persönlichkeit. Seine Bildung, sein
eigener kraftvoller Stil, die bunte Thematik seines Werkes bewirken eine spannende
Lektüre. Oft ist L. geradezu modern, so in seiner Gesellschaftskritik, fast: seinem
Krisenbewußtsein; das Wesen der Satire ist bei Lucilius beinahe leichter ablesbar als
bei Horaz.
Zuerst wird vom Ursprung der Satire gehandelt (in der Gedankenführung nicht
immer ganz klar), dann werden Ennius, Pacuvius und die wichtige Nachricht von den
witzigen Briefen des Sp. Mummius besprochen. Weiter sind Leben und Werk des Luci-
lius geschildert, ebenso sein „Nachleben“.
Die Konstitution der Texte bei L. ist ungemein schwierig; manchmal wird einem
schon schwindlig vom Zusehen (so bei frg. 169 K.), doch ist dieses Problem, bei dem
hier wirklich tausende kniffliger Fragen zu lösen sind, hier nicht zu behandeln. Ebenso
schwer ist die Rekonstruktion der einzelnen Bücher und Satiren. „Somnia“ überschreibt
Krenkel seine Rekonstruktionen, welche die notwendige Eigenschaft sinnvoller Re-
konstruktionen besitzen: sie verraten lebhafte Phantasie, engen diese aber durch den
Sinn für das Gegebene wieder ein. Krenkels Verfahren ist oft anregend, beinahe ver-
führerisch, doch muß man wissen, daß man hier nur eine unter möglichen Rekonstruk-
tionen (oder wenigstens: Variationen) hat. Auf jeden Fall kann man K. bestätigen,
daß sein Lucilius recht geistvoll ist. Anregend der Versuch, für die Anordnung der
Satirenfragmente Hinweise aus den Zitatenreihen bei Nonius zu gewinnen; wenig an-
getan ist man von der Zitierweise K.s: Lactantius, Institutionum libro 6, 18, 6 (frg. 958)
ist ebenso merkwürdig wie cf. Hyginum, Fabula 121 (frg. 842), wenn schon, muß man
da konsequent sein und schreiben cf. Hygini fabulam etc. Die Übersetzung ist recht
treffend, klar und entschieden; die Fragmente sind auch jeweils brauchbar erläutert. Am
Ende des Werkes stehen eine Konkordanz der Ausgaben von Marx und Krenkel, ein
Sach- und Wortverzeichnis und ein knapper Bildanhang. Das Werk ist sorgsam ge-
druckt, ist auch typographisch erfreulich und verdient wegen des Wagemutes des Ver-
fassers und der Verlage Respekt. - (O. S.)
L. P. Wilkinson: The Georgics of Virgil. A critical survey. London (Cambrigde UP)
1969. XII, 364 S. 4.
Vergils Georgica wahrten in den Augen vieler - namentlich deutscher - Philologen
in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, als man in der Aeneis die starke Homer-
nachahmung und in den Eclogen die enge Anlehnung an Theocrit monierte, den Ruhm
Vergils als eines originalen und künstlerisch wertvollen Dichters. Heute wird die Ver-
gilische Eigenständigkeit und Eigenwertigkeit in keinem der drei Hauptwerke mehr
bezweifelt, obwohl man inzwischen erkannt hat, daß Vergil auch in den Georgica sich
nicht weniger griechischer Quellen (Landwirtschaftsbücher) bedient hat. Eigene Sach-
kenntnis ist wenig in die Georgica eingeflossen. Nach K. Büchners eingehender Behand-
lung der Georgica in seinem Vergil-Artikel der Realencyklopädie (1955), nach W. Rich-
ters reichhaltigem Kommentar (1957) und Fr. Klingners feinfühliger Werkanalyse
(1963) ist nun eine neue Würdigung dieser Dichtung durch den hervorragenden Ken-

11
 
Annotationen