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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 33.1990

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Nr. 4
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Völzing, Paul-Ludwig; Weber, Gerhard: Altgriechisch und Neugriechisch - Versuch einer Kooperation
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Lechle, Hartwig: Plädoyer für die Wiederbelebung der deutsch-lateinischen Sprachübung
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https://doi.org/10.11588/diglit.35873#0115

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Wußte hier etwa der Attphilologe Rambadt nichts mit dem neugriechischen nou anzufangen,
das auch die Bedeutung „daß" hat!* Vgl. den Bericht von Jürgen Rambadt in: Mitteilungsblatt
des Landesverbands Nordrhein-Westfalen im Deutschen Altphilologenverband, Heft 4,1986,
S. 7.

Dr. PAUL-LuDWiG VöLZiNG, Zur Alten Burg 2, 5900 Siegen
StD GERHARD WEBER, Gymnasium am Giersberg, 5900 Siegen

Plädoyer für die Wiederbelebung der deutsch-lateinischen Sprachübung

Man muß in unseren Tagen keine Zitate aus Richtlinien anführen, um darzulegen, daß
das sogenannte ,,Hinüberübersetzen" aus dem modernen Lateinunterricht weitge-
hend verbannt ist.
Andererseits gibt es hier und dort deutliche Tendenzen, die aktive Sprachbeherr-
schung des Lateinischen neu zu beleben. Wie auch immer man diesen - unterrichtlich
übrigens nicht unattraktiven - Weg bewerten mag, scheint doch von einer ganz ande-
ren Seite her das deutsch-lateinische Sprachvermögen legitimiert und gefordert zu
sein. Gerade in informatorischen Plädoyers für die Erlernung des Lateinischen wird
nicht an letzter Stelle darauf verwiesen, welche grundlegende Kompetenz zur Erler-
nung romanischer Sprachen durch den Lateinunterricht vermittelt wird. Mag man da-
bei auch an die Vermittlung des grammatisch-strukturellen Sprachverständnisses den-
ken, so wird doch in gleicher Weise an den Basiswortschatz gedacht. Und hier liegt
das Problem.
Wer sich auf der Grundlage seines lateinischen Basiswissens z.B. der italienischen
Sprache zu nähern versucht, wird hinsichtlich der ,,Herüberübersetzung" weniger
Schwierigkeiten haben. Er wird die Grenzen des Transfers aber sehr schnell bei der ak-
tiven Sprachbeherrschung spüren - und das nicht zuletzt deshalb, weil das Denken
vom Deutschen ins Lateinische systematisch wegtrainiert worden ist.
Nicht die Präferenz des lateinisch-deutschen Übersetzungsvorganges soll hiermit in
Zweifel gezogen werden, sondern der Rigorismus, mit dem der Gegenweg unterbun-
den wird. Gerade auch im Sinne einer glaubhaften Fachwerbung scheint mir hier ein
Umdenken angeraten.

HARTWIG LECHLE, Lüner Weg 83, 2120 Lüneburg

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