Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 33.1990

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Zeitschriftenschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35873#0122

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lebens überhaupt. Und spezieller: Odysseus setzt ein hohes Sinnzeichen für unser Leben, denn
auch wir versuchen, eine Aufgabe im Leben zu haben, unsere Talente hierzu bewußt auszu-
bilden und durch alle Leiden und Mühsate des Lebens hindurch das Ziel nicht aus den Augen zu
verlieren, auch wenn wir scheinbare Irrwege gehen, Schuld auf uns laden und ständig einem
Scheitern ausgesetzt sind." Der Autor verfolgt anhand des Odysseetextes das Leben des Odys-
seus in seinen hauptsächlichen Phasen, wobei die Interpretation sehr textnah bleibt und stets das
Gesamtwerk ,,Homers" (Die Ilias und die Odyssee ohne Streichungen) berücksichtigt.
Der Jahresbericht des Akademischen Gymnasiums in Graz 1989/90 enthält zwei Beiträge mit
altsprachlichem Schwerpunkt. W. J. PIETSCH berichtet über die Vertonung des Liedes ,,Centurio
unicus" durch die Schülerin Agnes Tilz (vgl. oben AU 4/90), und der Abiturient Rainer Josef
SCHWÖB stellt seine beeindruckende Fachbereichsarbeit in Latein und Deutsch im Rahmen der
Reifeprüfung vor:,,Bertolt Brechts ,Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar' - ein Vergleich mit den
historischen und literarischen Quellen". In der Zusammenfassung heißt es: ,,Es war nicht Brechts
Absicht, einen historischen Roman mit Guten und Bösen und spannender Handlung zu schrei-
ben. Im Gegenteil, Brecht wollte die Romanform für eine höchst politische Schrift verwerten und
an einem Beispiel das Entstehen einer Diktatur zeigen. Dabei legte er aber größten Wert auf
Übereinstimmung der Fakten mit den antiken Quellen, an die er sich so auffällig anklammert, als
ob sie historisch gesichert wären. ... Der Roman hat aber sein Publikum verfehlt. Er wird nicht,
wie beabsichtigt, von breiten Massen bildungs- und kulturhungriger Konsumenten gelesen, son-
dern, wie meine Befragungen ergaben, von wenigen humanistisch Gebildeten, die sich nicht un-
bedingt beeinflussen lassen und das Werk zwar als niveauvoll, aber doch als Unterhaltung be-
trachten."
In der Festschrift 450 Jahre Gymnasium Phiüppinum Weiiburg 1540-1990 (im Auftrag des Gym
nasiums Phitippinum hrsg. vom Gymnasialschulverein, Weilburg/Lahn 1990) findet sich ein Bei-
trag von E. KAUS: ,,'Das Zauberwort heißt Sprachreflexion' - Zu Geschichte und Funktion eines
Leitbegriffs in der Didaktik des Lateinunterrichts" (S. 121-125). Ziel dieses Aufsatzes ist, ,,die Be-
deutung des Begriffs,Sprachreflexion' für die altsprachliche Didaktik der letzten Jahrzehnte her-
auszuarbeiten, nicht zuletzt deshalb, weil das Bemühen, den Charakter des,Zauberworts' [E. Si-
mon 1974] näher zu bestimmen, den grundlegenden Wandel im Selbstverständnis eines Fachs
verdeutlichen kann, das in besonderer Weise an der 450-jährigen Kontinuität des Weilburger
Gymnasiums teilhat." Die Ausführungen zeigen, daß der Ansatz der Sprachreflexion in der alt-
sprachlichen Didaktik im wesentlichen von folgenden Faktoren beeinflußt war: 1) ,,der Notwen-
digkeit einer Präzisierung der Fachleistungen, bedingt durch die Krise altsprachlichen Unterrichts
seit den 60er Jahren", 2) „dem Zwang zur Ökonomie angesichts gekürzter Stundenzahlen", 3)
„dem Versuch, den sprachkompensatorischen Charakter altsprachlichen Unterrichts zu beto-
nen", 4) „dem Wunsch, dem Fach Latein ... das Odium des Schichtenspezifikums zu nehmen". -
Zu erwähnen sind hier noch zwei weitere Beiträge in derselben Festschrift, D. HINZ: „Grie-
chisch in Nöten", und K. WEBER: „Die alten Sprachen am Gymnasium".
ANDREAS FRITSCH, Berlin

104
 
Annotationen