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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 33.1990

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Nr. 4
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Zeitschriftenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35873#0117

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B. Fachdidaktik

Der Aitsprachüche Unterricht 4/1990 steht unter dem Thema „Musik und Latein". Das ietzte
Heft mit diesem Schwerpunkt erschien vor zehn Jahren (5/80). - J. RtETMANN stellt unter dem in-
zwischen vertrauten Motto der Ludi Latini ,,Amor docet musicam" fünfzig ausgewählte Gedichte
aus der Antike, dem Mittelalter, dem Humanismus und der Gegenwart in der Vertonung des aus
Mähren gebürtigen tschechischen Komponisten Jan Noväk vor. ,,ln ihnen tut sich ein ganzer Kos-
mos der lateinischen Lyrik auf. Er umfaßt all das, was in gebundener Rede die lateinische Welt zu
sagen fähig ist: Liebe, Glück, Trauer, Leid, Gebet, Natur, Hohes und Niedriges, Feierliches und
Alltägliches. In den Liedern Jan Noväks liegt all dies bereit zum Nachsingen, Nacherteben für je-
den, der Freude daran hat." - Die Arbeit von F. STRUNZ ,,Catulli Carmina - Zur Interpretation der
ludi scaenici Carl Orffs" nähert sich der Verbindung antiker Dichtung und neuerer Musik nicht in
getrennter Interpretation, sondern ,,wie sie in der gelungenen Amalgamierung beider in Orffs
Opus vorliegt." Gedichte und Musik werden also in der Orffschen Reihenfolge vorgenommen.
„Die Lehrer mögen, dem geistigen und musikalischen Anspruch ihrer Klasse folgend, das Passen-
de auswählen oder von Fall zu Fall mit der Interpretation zurückstecken." - Barbara TONS zeigt
in ihrem Beitrag „Carmina Burana - nicht von Orff. Die Vertonungen des 13. Jahrhunderts", was
wir über die mittelalterlichen Vertonungen wissen und wie die Liedformen zu interpretieren sind.
Lapidar stellt die Autorin fest: „Die Kompositionen Orffs haben mit den mittelalterlichen Melo-
dien nicht das geringste zu tun", und weist darauf hin, „daß die Carmina Burana als Lieder, d.h.
im Zusammenhang von Text und Musik, erst wenig erforscht sind." Das Problem der Rhythmisie-
rung mittelalterlicher Melodien „ist trotz verschiedener Ansätze nach wie vor nicht endgültig ge-
löst. Man kann sich nur auf mehr oder weniger wahrscheinliche Vermutungen stützen. Der
Textrhythmus kann hierbei wertvolle Hilfe leisten." „Auf den ersten Höreindruck wirken die mit-
telalterlichen Melodien auf uns heutige Hörer fremd und ungewohnt, ... Bei öfterem Hören wer-
den diese Melodien aber so eingängig, daß sie gelgentlich geradezu zum ,Ohrwurm' werden
können. Erfahrungen in einem lateinischen Hauptseminar haben gezeigt, daß einige leichtere
Lieder in der Gruppe durchaus gelernt werden können. ... Schüler wird man sehr behutsam an
die ihnen völlig fremde Musik heranführen müssen. Durch eigenes Singen und Spielen und nach-
folgendes Hören werden sie eher einen Zugang dazu finden als auf dem umgekehrten Weg." -
Unter der Überschrift „Schüler/innen vertonen lateinische Lieder" stellt die Musiklehrerin Ger
traude BÖHMER einen „Plautus-Song" vor als „Bühnenmusik" zu einer „Miles"-Aufführung ei-
ner 7. Klasse, und W. J. PIETSCH (Graz) teilt die Vertonung eines humorigen (unhistorischen)
„Soldatenliedes" (zu Via Nova, Bd. 2, Lekt. XXIX) mit. - Aus der „Rubrik" sei der Aufsatz von G.
VEIT hervorgehoben: „Mythologie im Jugendbuch". Der Autor setzt sich für entschiedenere
Beurteilungskriterien ein. Denn es sei „die Tendenz zu beobachten, Jugendbücher zur Antike,
falls sie einem überhaupt Unterkommen, angesichts des Zurückgehens des Wissens über die An-
tike großzügig und freudig zu empfehlen. Je moderner und panegyrischer sie erscheinen, um so
geeigneter scheinen sie manchem Kollegen zur Motivation fürs Fach zu sein. Doch ist zu beden-
ken, daß die Zeit, da Trivialautoren und -illustratoren sich gleichzeitig straflos als Jugendbuchau-
toren und -Zeichner breitmachten, vorbei sind, daß Jugendbücher von vielen Sachkundigen kri-
tisch ausgewählt und analysiert werden. Auch unsere Kriterien sollten daher deutlich und scharf
sein. Denn daß sich der Antike und der antiken Stoffe Autoren und Verlage bemächtigen, die auf
mühelose Textproduktion und aufs schnelle Geld aus sind, müssen wir nicht durch Empfehlun-
gen unterstützen." Der Aufsatz schließt mit einigen Schülermeinungen und einer Liste von Ju-

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