Wans Peter 5ynd//(us. Catu//. E/ne /nterpretat/on. Zwe/ter Te/E D/e großen Ced/chte (6 7-68),
Darmstadt (W/ssensc7iaft//c/ie Buchgese/Zschaft) 7990. DM 39,— /49,—
Die „großen Gedichte" Catulls gelten als schwierig, weil sie unbefangener und unvorbereiteter
Lektüre kaum zugänglich sind. Der Leser muß nicht nur über umfassende Sprachkenntnisse, son-
dern auch über vielfältige Sachkenntnisse verfügen, um Catulls poetische Botschaft zu verstehen.
Wer die ,,großen Gedichte" erschließen will, scheitert sehr bald, wenn er nicht über die passen-
den Schlüssel verfügt, mit denen immer wieder neue Türen zu öffnen sind. Syndikus' Interpreta-
tionen sind Schlüssel. Sie öffnen Zugänge zu den Texten. Diese Interpretationen lassen das Profil
der Texte hervortreten, das dem heutigen Leser die Kunst des Autors begreifen und erfassen hilft.
Sie vermitteln das Gespräch zwischen Autor und Leser. Literarische Motive der griechischen Poe-
sie, die mit realen Inhalten römischer Tradition verknüpft sind, werden herausgearbeitet. Daß die
Darstellung eines tatsächlichen Geschehens zugleich Ausdrucksform subjektiver Empfindungen
und Gefühle ist, wird mit Syndikus' Hilfe ohne weiteres nachvollziehbar. Wir erfahren, wie sich
literarische Fiktion und römisches Kolorit miteinander verbinden. Entsprechendes gilt für die
wechselseitige Durchdringung des scheinbar Widersprüchlichen. Catull erweist sich vor allem in
seinen ,,großen Gedichten" als ein Meister der kunstvollen Verknüpfung von Tradition und Kon-
vention mit individueller Wertung und Gewichtung.
Syndikus' Interpretation der,,großen Gedichte" tragen entscheidend dazu bei, den Dichter mit
anderen Augen zu sehen und besser zu verstehen. Sie beseitigt das Vorurteil, Catull habe mit sei-
nen ,,großen Gedichten" nichts anderes als reine Bildungspoesie im alexandrinischen Ge-
schmack produziert. Catull — das zeigt Syndikus unmißverständlich — ist mehr als ein neoteri-
scher Artist.
Dem Verlag ist für die jetzt vollständig vorliegende Catull-Trilogie mit ihren gefällig geschriebe-
nen, umfassend dokumentierten und leicht lesbaren Interpretationen zu danken.
R. N.
„Antike a/s Gegenb//d. Historische Streiflichter zur /ndustr/eku/tur aus humanistischer Sicht. Bei-
heft zur jubi/äumsschrift des Gymnasiums am Kaiserdom, Speyer 7 990." Von Heinz Munding.
40 5., 9,80 DM.
In sechs Kapiteln werden — z.T. in Anknüpfung an frühere Aufsätze des Verf. in AU, ANRE-
GUNG und MDAV — folgende Themen behandelt:
1. Zur Vorgeschichte modernen „Leistungsstrebens". — 2. Empedokles B 17 (Diels) und die mo-
derne ,,Urknall"-Theorie. — 3. Christliche Wurzeln der modernen Naturwissenschaft. — 4. Tech-
nische Macht und römische Herrschaft. — 5. Die Antike als das uns nächste Fremde. — 6. Ent-
wicklungshilfe plus Humanismus?
Die einzelnen Kapitel sind durch zahlreiche Querbezüge untereinander verklammert und in ei-
ner Sprache gehalten, die auch der Nicht-Fachmann (z.B. der mehr naturwissenschaftlich orien-
tierte Zeitgenosse) verstehen soll. Der Hauptgedanke, der sich leitmotivisch durch die Broschüre
hindurchzieht, wird im Vorwort so Umrissen: „Wollen wir uns angesichts der jüngsten technolo-
gischen Wucherungen nicht als Marionetten eines evolutionären Prozesses verstehen, der
schicksalhaft und unabwendbar über unsere Köpfe hinweg abrollt so sollten wir von der uns
Menschen eigentümlichen Fähigkeit zu historisch-kritischer Rückbesinnung verstärkt Gebrauch
machen. Vor allem sollten wir versuchen uns bestimmter christ/icher (besonders nach-
reformatorischer) Prägungen unserer Industriekultur bewußt zu werden; und diese können uns
eben besonders klar durch den Vergleich mit jener vorchrist/ichen Kultur, die uns in den Lebens-
äußerungen der antiken Griechen und Römer entgegentritt, als solche in den Blick bekommen."
Zu beziehen ist die Broschüre entweder durch den Buchhandel oder direkt bei: Pilger-Verlag,
Brunckstraße 17, 6720 Speyer. HELMUT QuACK
81
Darmstadt (W/ssensc7iaft//c/ie Buchgese/Zschaft) 7990. DM 39,— /49,—
Die „großen Gedichte" Catulls gelten als schwierig, weil sie unbefangener und unvorbereiteter
Lektüre kaum zugänglich sind. Der Leser muß nicht nur über umfassende Sprachkenntnisse, son-
dern auch über vielfältige Sachkenntnisse verfügen, um Catulls poetische Botschaft zu verstehen.
Wer die ,,großen Gedichte" erschließen will, scheitert sehr bald, wenn er nicht über die passen-
den Schlüssel verfügt, mit denen immer wieder neue Türen zu öffnen sind. Syndikus' Interpreta-
tionen sind Schlüssel. Sie öffnen Zugänge zu den Texten. Diese Interpretationen lassen das Profil
der Texte hervortreten, das dem heutigen Leser die Kunst des Autors begreifen und erfassen hilft.
Sie vermitteln das Gespräch zwischen Autor und Leser. Literarische Motive der griechischen Poe-
sie, die mit realen Inhalten römischer Tradition verknüpft sind, werden herausgearbeitet. Daß die
Darstellung eines tatsächlichen Geschehens zugleich Ausdrucksform subjektiver Empfindungen
und Gefühle ist, wird mit Syndikus' Hilfe ohne weiteres nachvollziehbar. Wir erfahren, wie sich
literarische Fiktion und römisches Kolorit miteinander verbinden. Entsprechendes gilt für die
wechselseitige Durchdringung des scheinbar Widersprüchlichen. Catull erweist sich vor allem in
seinen ,,großen Gedichten" als ein Meister der kunstvollen Verknüpfung von Tradition und Kon-
vention mit individueller Wertung und Gewichtung.
Syndikus' Interpretation der,,großen Gedichte" tragen entscheidend dazu bei, den Dichter mit
anderen Augen zu sehen und besser zu verstehen. Sie beseitigt das Vorurteil, Catull habe mit sei-
nen ,,großen Gedichten" nichts anderes als reine Bildungspoesie im alexandrinischen Ge-
schmack produziert. Catull — das zeigt Syndikus unmißverständlich — ist mehr als ein neoteri-
scher Artist.
Dem Verlag ist für die jetzt vollständig vorliegende Catull-Trilogie mit ihren gefällig geschriebe-
nen, umfassend dokumentierten und leicht lesbaren Interpretationen zu danken.
R. N.
„Antike a/s Gegenb//d. Historische Streiflichter zur /ndustr/eku/tur aus humanistischer Sicht. Bei-
heft zur jubi/äumsschrift des Gymnasiums am Kaiserdom, Speyer 7 990." Von Heinz Munding.
40 5., 9,80 DM.
In sechs Kapiteln werden — z.T. in Anknüpfung an frühere Aufsätze des Verf. in AU, ANRE-
GUNG und MDAV — folgende Themen behandelt:
1. Zur Vorgeschichte modernen „Leistungsstrebens". — 2. Empedokles B 17 (Diels) und die mo-
derne ,,Urknall"-Theorie. — 3. Christliche Wurzeln der modernen Naturwissenschaft. — 4. Tech-
nische Macht und römische Herrschaft. — 5. Die Antike als das uns nächste Fremde. — 6. Ent-
wicklungshilfe plus Humanismus?
Die einzelnen Kapitel sind durch zahlreiche Querbezüge untereinander verklammert und in ei-
ner Sprache gehalten, die auch der Nicht-Fachmann (z.B. der mehr naturwissenschaftlich orien-
tierte Zeitgenosse) verstehen soll. Der Hauptgedanke, der sich leitmotivisch durch die Broschüre
hindurchzieht, wird im Vorwort so Umrissen: „Wollen wir uns angesichts der jüngsten technolo-
gischen Wucherungen nicht als Marionetten eines evolutionären Prozesses verstehen, der
schicksalhaft und unabwendbar über unsere Köpfe hinweg abrollt so sollten wir von der uns
Menschen eigentümlichen Fähigkeit zu historisch-kritischer Rückbesinnung verstärkt Gebrauch
machen. Vor allem sollten wir versuchen uns bestimmter christ/icher (besonders nach-
reformatorischer) Prägungen unserer Industriekultur bewußt zu werden; und diese können uns
eben besonders klar durch den Vergleich mit jener vorchrist/ichen Kultur, die uns in den Lebens-
äußerungen der antiken Griechen und Römer entgegentritt, als solche in den Blick bekommen."
Zu beziehen ist die Broschüre entweder durch den Buchhandel oder direkt bei: Pilger-Verlag,
Brunckstraße 17, 6720 Speyer. HELMUT QuACK
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