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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0048
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Jahre 1772, also kurz vor Aufhebung des Ordens, „verschö-
nerten“ die Jesuiten die Kirche und veränderten die Ein-
gänge. Nach Auflösung des Jesuitenordens kam die Abtei in
Besitz der ungarischen Hofkammer, wo sie bis in die 20ger
Jahre verblieb. In diese Zeit fällt die Tünchung des Innern,
"ne auch der Portale. Durch Tausch kam die Abtei dann in
Besitz der Familie des Ministers Grafen Zichy. In den 30ger
Jahren wurde der Kreuzgang und die Abtei bis auf einen
kleinen Flügel ohne architektonischen Werth abgetragen.

Die Truchsesse

Von Josep1

Zu den ältesten uns bekannten Geschlechtern Öster-
reichs und der Steiermark zählen wir das der Truchsesse
von Emerberg. Seinen Namen führte es von der Burgveste
Emerberg, die auf einer zum Theile felsigten Anhöhe nord-
westlich von Wiener-Neustadt in Trümmern liegt.

Die geschäftige Volkspoesie hat aus dem Namen Emer-
berg eine Sage gedichtet, die wir nach W olfgang Lazius
de gentium migrationibus Lib. VI, p. 194 in Kürze erzählen.
Auf dem Bergenden nun die Ruine Emerberg ziert, stand
"inst ein Kirchlein. Dessen Messner hatte einen schönen
Knaben, welcher seinem Vater aus der herzoglichen Burg zu
Neustadt Wasser holte. Der Herzog sah den Knaben,
behielt ihn bei sich, liess ihn erziehen und beschenkte ihn
später so reichlich, dass er dort, wo sein Vater Messner
war, eine prächtige Burg hauen konnte, der er den Namen
Emerberg (Eimerberg) gab. Zum Andenken an jenen
Wassereimer, den er als Knabe getragen hatte, nahm er einen
goldenen Schöpfeimer im blauen Felde in sein Wappen auf.
Wir finden aber die Emerberge, die ersten uns bekannten
Truchsesse der Steiermark, zu welchen in jener Zeit (bis
zurTheilung am 23.September 1379) der alte Püttengau
gehörte, schon früher als unter Leopold VI. Wiener-Neu-
stadt (1192—1194) und die dortige Herzogsburg gebaut
war, und so fällt die Erzählung des Lazius wohl ins Reich der
Mährchen. Der fleissige Wissgrill, der in seinem Schau-
plätze des landsässigen niederösterreichischen Adels, Wien
1795, Bd. II, 393 f. dieses Geschlecht vorführt, nennt schon
un Jahre 1182 einen Durinc von Emerberg. Dr. Andreas
v°n Meill er weiset in seinen mustergiltigen Regesten von
1156 bis 1246 oftmals den Namen Berthold von Emer-
berg als Zeugen nach; so nennt er S. 65 im Jahre 1186:

*) Vgl. den Aufsatz des Conservalors Herrn Jos. Scheiger: „Ein archäo-
logischer Ausflug nach Feldbach, Fehring und Pertlstein in Steiermark.
(Mittheilungen I, 248—251), zu welchem wir übrigens noch folgende
Verbesserungen nachzutragen haben :

s. 249, l.Sp., :

Äeile 20 v. oben lie

s : „Rieggershurg“ statt

„Rieppersburg“.

„ „ „ „

• „ 13 „ unten „

„mächtigen“ „

„kräftigen“..

» „ 2. „

„ 8 „ oben „

„wallend“ „

„rollend.“

„250, 1. „

„ 24 „ unten „

„wollte“ „

„konnte“.

„251,2. „

„ 1 „ oben „

„bewohnbaren“ . „

„brauchbaren“.

„ 2M, „ „

, IS » „ "»

„Dolch undBuzogany“

statt „Dolch aus Buzogany“.

(ßuzogany ivii

irde der ungarische Streitkolben und Cominanddstab, ja sogar das

Scepter des un

garischen Königs

genannt.)

1). Red.

der jetzt als Pfarrhaus dient. 1838 wurde die Kirche zur
Pfarrkirche erhoben und um diese Zeit die alte Pfarrkirche
abgetragen. Ein Brand beschädigte die Kirche im Frühjahr
1841. Sie wurde nothdürftig hergestellt, die fehlenden
Gesimse aus Ziegeln gemauert; und doch wäre sie würdig
durch eine gründliche sachgemässe Herstellung im alten
Glanze wieder zu erstehen. Da sie aber ohne alle Mittel ist,
muss alle Hoffnung auf die Grossmuth ihres jetzigen Patrons,
Freiherrn Simon v. Sina, gerichtet werden.

von Emerberg.1)

Berg in a n n.

„Pertoldus de Emherberch et filius eius; dann am
28. Aug. 1201 Bertholdus de Embirberch dapifer ducis;
ferner 1202 Pertholdus de £m erber eh, und endlich am
5. Jänner 1246 Bertholdus de Emherberch2), den ich
für den gleichnamigen Sohn oder Enkel (Berthold II. oder
gar III.) des in der Urkunde von 1186 genannten Berthold
halten möchte.

Nach Wissgrill.schrieb über Emerberg Professor und
der Medicin Doctor J. A. Schuttes in seinem historisch-
malerischen Taschenbuch von und für Österreich, Wien 1804
bei Degen, S. 21 f. mit der Abbildung der Veste nach einer
Zeichung von Meillard und von Duttenhofer in Kupfer
gestochen; dann findet man von dem um die mittelalterlichen
Baudenkmale Österreichs und der Steiermark vielfach ver-
dienten k. k. Conservator Herrn Joseph Scheiger einen
gediegenen Aufsatz als Resultat eines Ausfluges in einige
Umgebungen von Neustadt in des Freiherrn von Hormayr
Archive 1826, Nr. 1 und 4, welchen Herr Maximilian Fischer
im VIII. Bande S. 140 ff, der ersten Abtheilung der kirch-
lichen Topographie Österreichs, Wien 1832, getreulich
benützte. Wirerwähnen hier, dass Perthold von Emerberg,
wahrscheinlich der oben in der Urkunde von 1246 erwähnte,

2) Die alte Schreibung ember weiset auf ein-bar oder ein-par hin.

‘ Ein-ber (von heran, tragen, vgl. Bahre, pleon. Tragbahre),
e im her, ember, embir (vgl. Aim-ber, östr. Am-per), jetzt Eimer
bedeutet seiner Etymologie nach ein Gefäss mit einer Hand, wie
Zu-her (d. i. zur-b er, zui-per, lat. amphora) ein Gel'äss mit
beiden Händen zu tragen. Der Name Emerberg erinnert mich unwill-
kürlich an ähnliche in Baiern und Schwaben, z. B. E m e rsacker, E m e rs-
hofen bei Illertissen etc., aus welchen Landen in alter, mittlerer und
neuer Zeit so viele Familien stromab nach Österreich eingewandert sind.
Überhaupt erfordern derlei gründliche Forschungen ein näheres Ein-
gehen in die ursprüngliche Schreibung und Bedeutung alter Orts- und
Familiennamen, die so oft in innigem Zusammenhänge sind, und man
beginnt allenthalben denselben grössere Aufmerksamkeit zu widmen. Der
Leser mog'e mir ein Beispiel beizubringen erlauben. So hatte St ö t z i n g e n,
einige Meilen von Ulm gelegen, ein altadeliges und seit 29. Juli 1591
freiherrliches Geschlecht des gleichen Namens, das im Jahre 1592 in den
nieder-österreichischen Herrenstand aufgenommen wurde , und im Jahre
1051 erloschen ist. Diese Herren von Stotzin gen führten gleichfalls
ein sprechendes Wappen, nämlich einen silbernen Wasserkiib el (wie
eine Butte gestaltet) mit drei goldenen Reifen beschlagen. Stotz bedeutet
in einem Theile Schwabens und in Baiern Stamm, Klotz, wie auch einen
Kübel, so noch im Bregenzwalde ein Schmalz s t o-tz== Schmalzkübel.

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