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Österreich / Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Hrsg.]
Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale — 2.1857

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https://doi.org/10.11588/diglit.20631#0049
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im Jahre 1236 von dem Herzoge Friedrich dem Streitbaren
seine Veste, das nahe Starhemberg und mit diesen beiden das
ganzeGebirg erhielt. Ein späterer B ert ho 1 d von Emerberg
folgte den glücklichen Fahnen K.Rudolph’s in Österreich. Als
König Ottakar in der heissen Schlacht auf dem Marchfelde
den 26. August 1278 die Todeswunde empfing und plün-
dernde Krieger ihn seiner Rüstung und Kleider entblössten,
nahm der von Perchtoldsdorf von seinem Reitbuben eine
Decke und deckte die Blosse des Sterbenden, den er mit
Wasser labte; bald aber hauchte der König in Berthold’s
von Emerberg Armen sein Leben aus. In der Reim-
chronik des Steiermärkers Ottokar’s von Horneck (f gegen
1318) bei Hieronymus Pez, Band III, S. 133, Cap. CLX1II
heisst es:

„An der selbing Zeit

Cliom geriten aus dem streit

Von Emerp erig Herr Peri cli toi d.

Als (wenn) er dauon nicht wissen wolt,

Sein (des Königs) haupt legt er in sein Sehoz,

Er clilagt, daz, er \vaz| (war) bioz.

Der von Periclitoltslorff
Vber in do warf
Ain Schapprawn *),

Den nahm er seinem Garczawn 3),

Er begund in mit waz/pu' laben.

Dem Drucliseezen in de r li e n d
Der Kunig Ottakcher starib.“

Fugger nennt in seinem Ehrenspiegel S. 104 die
Meren b er ger, gleichfalls aus steirischem Adel, welche
dem Könige die Todeswunden beibrachten. Palacky in
seiner Geschichte von Böhmen, Bd. II, Abtheil. I, S. 273
lässt unsern Berthold Schenken (sic) von Emerberg,
wohl nach einer andern Quelle, schlecht wegkommen. Er
nennt ihn, wahrscheinlich mit dem Mährenberger verwech-
selnd, „einenSchändlichen, indem er an Ottakar, der als
Gefangener sich ihm ergeben hatte, Rache nahm, weil sein
Bruder einst unter des Königs Regierung hingerichtet wor-
den war. Er und andere Österreicher seines Standes rissen
den wehrlosen König zu Boden, durchbohrten seinen Nacken
mit einem Speere, tödteten ihn mit siebzehn Stichen, höhn-
ten dann noch den Todten und trieben verruchten Spott mit
dem selbst aller Kleider beraubten Leichnam eines könig-
lichen Helden.“ Vorerst muss erwiesen werden, dass Ottakar
einen Bruder Berthold’s hingerichtet habe. Hier findet ohne
Zweifel eine Verwechslung mit dem von Mährenberg Statt,
dessen Bruder oder Vetter Seifried hingerichtet worden war.
Vor allen wird Mi 1 ot a von Dedic, ehedem Landeshauptmann
in Steiermark und nunmehriger Oberstkämmerer in Mähren,

1) D. i. caparo, capero und occitannisch capayrou, tegmen capitis,
euculla nach d u Gange, später französ. chaperon.

2) Garczawn, mittelhochdeutsch garzün, franz. garijon , Knappe,
Page, der dem Ritter Schild und Speer nachträgt etc.

des Verrathes geziehen >). Des ersteren gleichnamiger
Sohn Berthold nahm tapfern Antheil an den Kriegszügen
gegen den Grafen Iwan von Güssingen oder Güns, der mit
seinen Brüdern zu wiederholten Malen (1286—1289) in
Herzog Albert’s angränzende Lande verheerend eingefallen
war1 2 * 2); ferner stellte er nach Horneck Cap. CCCXCV ein-
hundert Mann gegen die Ungarn, als sie im J. 1291 unter
König Andreas Ungarisch-Haslau und Rorau eingenommen
hatten und bis Wien Raub, Mord und Brand auf entsetzliche
Weise verbreiteten (vergl. Kurz a. a. 0. I, 133). Er zog
angeblich 1304 mit K. Albrecht gegen die Böhmen und
schlug die mit ihnen verbundenen wilden Cumanen in dieFlucht.
Nach Horneck, Cap. DCCXCII, S. 800 war Berthold ein
Mann „der stets darnach warb, dass löblich waren seine
Werke,“ und starb 3) im selben Jahre mit Albero von Puecli-
haim und Ulrich II. von Paldau, Bischof zu Seckau, der als
berühmter Verbesserer der Kirchenzucht genannt wird und
am 4. Februar 1308 starb. Berthold kann daher nicht auf
dem Reichstage zu Speyer im September 1309, auf welchem
Herzog Friedrich der Schöne mit einem zahlreichen Gefolge
von Edelleuten erschien, die Anklage gegen die Mörder
seines königlichen Vaters verlesen haben, wie es bei Wiss-
grill II, 393 heisst. Auch Horneck meldet hievon nichts.

Vom Jahre 1331 bis 1349 war Hartwig von Emerberg
Abt des Cisterzienserstiftes Rain.

Das Wenige über die spätem Truchsesse von Emer-
berg, Albero und Friedrich I., Amei rieh und
Friedrich II., die wir nach den uns dermals bekannten
Quellen nicht mehr im Felde oder am Hofe der Landes-
fürsten nachzuweisen vermögen, ist bei Wissgrill II, 393
angeführt. Sie lebten wohl meist auf ihren Besitzungen,
nämlich Emerberg, Dunkelstein und Herrantstein (Herrn-
stein) in Österreich, dann auf der Veste Bertholdstein
(j. Pertlstein), die wohl von einem der Emerbergischen
Bertholde ihren Namen erhalten hat, Halbrain und KIöcli
oder richtiger Klech.

ZuAmelrich's Söhnen zählen wir auch Berthold IV.,
den Wissgrill und Andere nicht kennen. Er ist seiner Le-
benszeit nach jener Berthold, der im Jahre 1403 starb
und dessen Grabstein zu Fehring in der Nähe von

1) Quo (Milota) dissimulante, fratris mortem aiiimo revolvens, a
prelio retrocessit, et fune in collum Ottakari misso a suis seorsum obnu-
bilatus sub galea dueitur et relinquitur. Et mox ab Aust ralib us atque
Styriensibus in u 11 i o n e in sanguinis amicoruin, quos i n d e-
b ite necaverat clamans horribiliter et affidationem promittens, acu-
tissimis gladiis est perfossus. Vid. Johann. Victor iens. (f circ. ann.
1343), edit. Job. Friedr. Böhmer, Stuttgart 1843, pag. 311; dann
Kopp’s König Rudolph und seine Zeit, Leipzig 1845, Bd. I, 269 mit
den Anmerkungen.

2) Dass Berthold in einer Schlacht gegen die Böhmen umgekommen sein
soll, wie Wissgrill II, 393 andeutet, wird von Horneck in der angeführten
Stelle nicht erzählt.

3) Vgl. Österreich unter den Königen Ottokar und Albrecht I., Linz 1816,
von Franz Kurz, Thl. I, S. 112—116, und im Detail bei Horneck, Cap.
CCLXIX.
 
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